Waldsterben unübersehbar
Oberberg landesweit am meisten betroffen

- Braune Bäume, Fichten ohne Nadeln - das Waldsterben ist überall im Oberbergischen sichtbar, wie hier an der Aggertalsperre.
- Foto: Christel Franke
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Oberberg - (cf) Unübersehbar gibt es viele trockene Fichten in unseren Wäldern.
Der Oberbergische Kreis ist nach Aussage von Regionalforstamtsleiter
Kay Boenig einer der landesweiten Schadensschwerpunkte.
Es gibt im Oberbergischen Kreis etwa 500 Hektar Schadfläche. Durch
die extreme Trockenheit in den beiden letzten Jahren haben besonders
die Fichten sehr gelitten.
„Unsere Bäume sind ein feuchtes Klima gewohnt,“ erläutert
Boemig. Die durch die Trockenheit geschwächten Fichten sind eine
leichte Angriffsfläche für die Borkenkäfer.
Es hat schon immer Borkenkäfer gegeben, aber die Fichten können sich
dagegen wehren. Ein gesunder Stamm sondert Harz ab, so dass der
Käfer, wenn er in die Rinde bohrt, vom Harz erstickt wird. Damit der
Baum Harz absondern kann, benötigt er jedoch Feuchtigkeit, die nun
schon im zweiten Jahr fehlt.
Eine Million Borkenkäfer
pro Weibchen
Die Käfer kommen - entgegen der Bäume - gut mit dem veränderten
Klima zurecht. Sie können sowohl Hitze als auch Kälte gut
überleben. Sie leben derzeit im wahrsten Schlaraffenland. Ein
Borkenkäferweibchen legt dreimal im Jahr etwa 100 Eier, hochgerechnet
ergibt das pro Käferweibchen eine Fortpflanzung von über einer
Million Tieren.
„Diese Invasion überfällt unsere Fichten,“ stellt Boenig fest,
„mit der Chemie können wir den Tieren nicht beikommen. Es werden
zwar Käferfallen aufgestellt, aber das ist sehr aufwändig und
außerdem werden die Fallen häufig von Wanderern zerstört. Die
einzige Möglichkeit ist, befallene Bäume zu fällen und sofort zu
entsorgen. Man kann den Befall an kleinen Bohrlöchern im Stamm und
Mehlrückständen um die Löcher herum feststellen. Wenn der Baum
trocken ist, sind die Käfer schon weg und bereits im nächsten
Baum.“
Von den bereits trockenen Bäumen gehe keine Gefahr mehr aus, außer
dass sie sehr brüchig seien und umfallen könnten. Es könnte sein,
dass demnächst Wanderwege aus diesem Grund gesperrt werden müssten.
Keine Entsorgungsmöglichkeiten
80 Prozent des befallenen Holzes müssen stehen bleiben, weil es keine
Möglichkeit des Fällens und Abtransportes gibt. Der Käferbefall ist
ein europaweites Problem. Die Folge: Es gibt kaum Unternehmen mit
freien Kapazitäten zum Fällen und Abtransport, auch die Sägewerke
sind komplett ausgelastet.
Es gibt für die Waldbauern zwar finanzielle Zuschüsse, aber sie
können diese nicht in gewünschter Größe abrufen, weil es keine
Auftragsnehmer für die Arbeiten gibt. „Die einzige Hoffnung ist,
dass durch die immer weniger werdende Fichten das Nahrungsangebot der
Käfer zurückgeht und die Käferpopulation dadurch dezimiert werden.
Das wird aber frühestens erst 2023 eintreten,“ erläutert Boenig.
„Wir halten die Waldbauern an, zunehmend andere Baumarten zu
pflanzen, wie Tannen, Lärchen, Kiefern und Douglasie,“ so Boenig.
Auch die Laubbäume würden unter der Trockenheit leiden. Esskastanie,
Spitzahorn, Roteiche und Akazie hingegen seien Laubbäume, die
unempfindlicher bei zunehmender Trockenheit seien.
„Wir Förster leiden mit den Wäldern und den Waldbauer. Wir können
nur alle bitten, sich in Geduld zu fassen. Wir helfen mit Rat und Tat
soviel wir können, aber gegen die Natur können wir nicht viel
ausrichten“, hält Boenig mit Bedauern fest.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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