Nationalsozialistische Schutzhaft
„Verlorene Freiheit“

13 Historiker und Archivare haben an diesem Buchprojekt gearbeitet. | Foto: LVR
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Brauweiler - (me) Seit zehn Jahren erinnert die Gedenkstätte Brauweiler an die
Rolle der ehemaligen Arbeitsanstalt in nationalsozialistischer Zeit.
Als Teil der Schriftenreihen „Rheinprovinz“ des Archivs des LVR
sowie Schriften zur Gedenkstätte Brauweiler ist nun ein von Josef
Wißkirchen herausgegebenes Buch erschienen, das den Übergang von der
Demokratie in die NS-Diktatur im Rhein-Erft-Raum zum Thema hat:
„Verlorene Freiheit. Nationalsozialistische Schutzhaft 1933/34 im
heutigen Rhein-Erft-Kreis“.

Das 664-seitige Buch ist das Ergebnis eines Projektes, an dem dreizehn
Historiker und Archivare aus der Region mitgewirkt haben: Heinz
Andermahr, Eric Barthelemy M.A., Dr. Frank Bartsch, Michael Cöln,
Brigitte Daners, Hermann Daners, Wolfgang Drösser, Susanne
Harke-Schmidt, Christoph Hoischen, Dr. Jochen Menge, Susanne Kremmer,
Volker H. W. Schüler sowie Josef Wißkirchen.

Rund 500 Menschen wurden 1933/34 ohne richterliches Urteil verhaftet
und eingesperrt: in den Amtsgerichtsgefängnissen in Brühl, Bergheim,
Kerpen und Lechenich, in den Polizeigewahrsamen in Hürth-Hermülheim,
Wesseling und Frechen, in den Kölner Gefängnissen Klingelpütz und
Bonner Wall und insbesondere in der Arbeitsanstalt Brauweiler, in der
das größte westdeutsche Lager für die Verhafteten entstand.
Tatsächlich war die sogenannte Schutzhaft die Geburtsstunde der
Konzentrationslager, in der Menschen ohne jeden Rechtsschutz der
Willkür der Polizei und der Partei ausgeliefert waren.

405 Einzelschicksale aus den zehn Städten des Rhein-Erft-Kreises
werden namentlich in dem Buch aufgelistet und, soweit möglich, mit
Kurzbiographien vorgestellt. Dabei wird deutlich, dass eine Mehrheit
der Bevölkerung die Nazis gewähren ließ, weil die Umsturzabsichten
der Kommunisten gefürchtet waren.

Beunruhigende Nachrichten aus dem stalinistisch-kommunistischen
Russland wurden seitens des Regimes zur Hetzpropaganda gegen die
deutschen Kommunisten benutzt.

Vor allem in den Industrieregionen des Kreises kam es zu massenhaften
Verhaftungen: Brühl, Hürth, Frechen und Bergheim. Diese
Rechtsbrüche geschahen unter Mitwirkung des Regierungspräsidenten,
der Landräte, der Bürgermeister und der ihnen untergeordneten
Polizei.

Die detaillierten Untersuchungen zu den Anfängen der
nationalsozialistischen Herrschaft liefern eine Vielzahl von bislang
unbekannten Informationen zur Geschichte der Region. Im
Dokumentenanhang sind bisher schwer zugängliche historische Quellen
und ausführliche Tabellen zu den Wahlergebnissen 1930 bis 1933 zu
finden. Für die wissenschaftliche Forschung, aber auch den
Geschichtsunterricht, der sich um einen regionalen Bezug bemüht,
liefert das Buch umfangreiches Quellenmaterial.

Josef Wißkirchen (Hg.): Verlorene Freiheit. Nationalsozialistische
Schutzhaft 1933/34 im heutigen Rhein-Erft-Kreis

Rheinprovinz. Dokumente und Darstellungen zur Geschichte der
Rheinischen Provinzialverwaltung und des Landschaftsverbandes
Rheinland, Band 28, ISBN: 978-3-86331-452-1

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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