Ort der Repression
Ausstellung in der Villa Römer zum Armeeknast in Schwedt

Ausstellung in der Villa Römer zum Armeeknast in Leverkusens Partnerstadt Schwedt Rüdiger Scholz (von links), Walter Montkowski, Gabriele Pelzer und Ulrich Müller sind froh, dass in der Villa Römer erstmalig das dunkle Kapitel des NVA-Knasts Schwedt im Westen gezeigt wird. | Foto: Britta Meyer
  • Ausstellung in der Villa Römer zum Armeeknast in Leverkusens Partnerstadt Schwedt Rüdiger Scholz (von links), Walter Montkowski, Gabriele Pelzer und Ulrich Müller sind froh, dass in der Villa Römer erstmalig das dunkle Kapitel des NVA-Knasts Schwedt im Westen gezeigt wird.
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Opladen - Was hat der NVA-Knast Schwedt mit Leverkusen zu tun? Diese Frage
wird sich so mancher angesichts der aktuellen Ausstellung in der Villa
Römer stellen. Einiges, antwortet Gabriele Pelzer, Vorsitzende der
Stadtgeschichtlichen Vereinigung Leverkusen.

Immerhin ist Schwedt seit 1989 Partnerstadt Leverkusens. Mehr als ein
Grund sich mit der Geschichte des „Ortes der Repressionen“ zur
DDR-Zeit zu beschäftigen.

„Dabei war Schwedt nicht der Wunschkandidat von Leverkusen als es um
die Vergabe der Partnerschaften ging“, erinnert sich Rüdiger
Scholz, Vorsitzender des Arbeitskreises Literatur und
Landtagsangeordneter der CDU. „Bitterfeld als Chemiestandort hätten
wir damals passender gefunden. Doch die Auswahl traf damals
ausschließlich die Regierung der DDR und so wurde uns Schwedt
zugesprochen.“

Das Ausmaß der Willkür in dem Militärgefängnis der Nationalen
Volksarmee (NVA) war in Leverkusen damals gar nicht so im Bewusstsein
verankert und ist es heute bei den meisten Menschen auch nicht. Dass
es bei der NVA für Lappalien, die für Wehrdienstleistende der
Bundeswehr zum Alltag gehörten, höchste disziplinarische Strafen
gab, dies zeigt die Ausstellung „NVA-Soldaten hinter Gittern“. Als
Wanderausstellung konzipiert, touren die Tafeln mit Fotos,
Hintergrundinformationen und Auszügen aus Textdokumenten durch die
Republik.

Leverkusen ist der erste Ort im ehemaligen Westen, der die Ausstellung
zeigt. „Ich bin froh hier aufgewachsen zu sein“, betont Gabriele
Pelzer nach der Auseinandersetzung mit dem Thema. Das „System
Schwedt“ mit seinen „Erziehern“, wie es im Vorwort zur
Dokumentation zur Ausstellung heißt, bestand aus Schleifen und
Schuften, Bespitzeln und „Rotlichtbestrahlung“. Hinein kamen
„Staatsfeinde“, Waffen- und Wehrdienstverweigerer und solche, die
durch Befehlsverweigerung, Beleidigung von Vorgesetzten,
Alkoholmissbrauch und unerlaubter Entfernung von der Truppe auffielen.
Bis zu zwei Jahren konnten diese in Schwedt eingesperrt werden und
mussten dort unter unmenschlichen Bedingungen leben.

Der Spruch „Wer einmal da war, schweigt“ spiegelt nicht nur
treffend die Situation für die Inhaftierten wider, sondern auch das
Leben in Schwedt. Dessen Bewohner hadern selber mit der unrühmlichen
Geschichte ihres Ortes, der alleine durch das breite Schweigen zum
„Mythos Schwedt“ geworden ist. Dieser damals sehr reale Schrecken
wird in der Ausstellung gut dokumentiert.

Die Lesung aus dem Buch „Der DDR-Strafvollzug und die
Disziplinareinheit in Schwedt (1968-1990)“ und Erläuterungen zum
Thema mit Paul Brauhner und Arno Polzin, beides Zeitzeugen, am 12.
April um 18.30 Uhr in der Villa Römer ist eine besondere Gelegenheit
dieses Stück deutscher Geschichte zu erleben.

Informationen:

„Der Armeeknast Schwedt als Ort der Repression“ bis 6. Mai in der
Villa Römer an der Haus-Vorster-Straße in Opladen.

Öffnungszeiten:

  • Samstags 15 bis 18 Uhr,[/*]
  • sonn- und feiertags 11 bis 16
  • Uhr,[/*]

  • Eintrittspreis: vier Euro[/*]

 

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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