Stolpersteine für Sigmund und Martha Moises
Schüler stiften Gedenksteine

Künstler Gunter Demnig – hier mit Schülern und Lydia Stux (Mitte vorne) - verlegte zwei Stolpersteine für Stux` Urgroßeltern Sigmund und Martha Moises vor deren ehemaligen Wohnsitz an der Aachener Straße 412 in Braunsfeld. | Foto: Broch
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  • Künstler Gunter Demnig – hier mit Schülern und Lydia Stux (Mitte vorne) - verlegte zwei Stolpersteine für Stux` Urgroßeltern Sigmund und Martha Moises vor deren ehemaligen Wohnsitz an der Aachener Straße 412 in Braunsfeld.
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Braunsfeld - Es sei „amazing“, dass vor dem Haus, in dem einst ihre
Urgroßeltern lebten, nun Gedenksteine liegen, die an die beiden
erinnern, schilderte Lydia Stux bewegt. Die Urenkelin von Sigmund und
Martha Moises war eigens aus den USA angereist, um bei der
Stolpersteinverlegung für ihre Vorfahren an der Aachener Straße 412
dabei zu sein.

Mit der Machtübernahme Hitlers war es mit einem normalen Leben für
Stux` Urgroßeltern in Köln vorbei. Als Juden wurden sie gedemütigt,
entrechtet, die Urgroßmutter wurde von den Nazis ermordet. Sigmund
Moises wurde am 25. September 1859 in Stommeln geboren. Am 6.
September 1900 heiratete er in Mannheim die dort 1880 geborene Martha
Oberländer. 1901 kam das einzige Kind des Paares in Köln zur Welt,
Tochter Gertrude, genannt Trude.

Über dreißig Jahre führte der jüdische Kaufmann das
Herrenbekleidungsgeschäft „E. Oberländer & Cie.“ in der
Glockengasse 20, im Jahr 1932 ging er in den Ruhestand. Tochter Trude
heiratete den Mediziner Dr. Max Ichenhäuser, bekam zwei Kinder und
konnte 1938 über England in die USA emigrieren. Sigmund Moises
verstarb am 25. März 1942 im jüdischen Krankenhaus in Ehrenfeld. Er
wurde auf dem jüdischen Friedhof in Bocklemünd beigesetzt. Seine
Frau Martha wurde am 19. September 1942 in das Ghetto Theresienstadt
deportiert. Mitte Mai 1944 deportieren die Nazis sie nach Auschwitz
und brachten sie dort vermutlich direkt nach der Ankunft um.

Paten der Stolpersteine sind Schüler des Erzbischöflichen Irmgardis
Gymnasiums in Bayenthal. Im Grundkurs Religion hatten die Jugendlichen
in den vergangenen Wochen das Verhältnis der katholischen Kirche zum
Nationalsozialismus durchgenommen, insbesondere das Verhalten des
damaligen Papstes gegenüber den Juden. Als ihre Lehrerin Judith
Föcker anregte, einen Stolperstein verlegen zu lassen, waren die
Schüler gleich von der Idee begeistert. „Wir finden, Antisemitismus
ist ein wichtiges Thema. Die Stolpersteine bieten der jüngeren
Generation einen guten Zugang zu dem Thema, weil bei dem Projekt auch
die Kreativität eine Rolle spielt“, beschrieben sie. Über die
Beschäftigung mit den individuellen Lebenswegen eines jüdischen
Paares hätten sie gut nachempfinden können, was diesen Menschen
angetan wurde, erzählten die Schüler.

Bei der Stolpersteinverlegung durch Künstler Gunter Demnig, Initiator
des Stolperstein-Projekts, trugen die Jungen und Mädchen vor, was sie
von der Lebensgeschichte des Ehepaares Moises in Erfahrung gebracht
hatten, sprachen Fürbitten und sangen hebräische Lieder. Mitglieder
des Schulorchesters begleiteten die kleine Zeremonie musikalisch. Zum
Abschluss legten alle Anwesenden Blumen, Teelichter und Papiertauben
auf die neuen Gedenksteine.

Ihre Urgroßeltern, so Lydia Stux, habe sie nicht gekannt, aber ihre
Mutter habe von ihnen erzählt und von der Wohnung in Köln. Jetzt,
durch den Akt der Gedenksteinverlegung und der Steine mit den Namen
der Verstorbenen, sei ihr deren Geschichte viel näher gerückt.

- Broch

Künstler Gunter Demnig – hier mit Schülern und Lydia Stux (Mitte vorne) - verlegte zwei Stolpersteine für Stux` Urgroßeltern Sigmund und Martha Moises vor deren ehemaligen Wohnsitz an der Aachener Straße 412 in Braunsfeld. | Foto: Broch
Schüler des Schulorchesters begleiteten die Zeremonie musikalisch. | Foto: Broch
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