Die Kirche muss umziehen
Syrisch-Orthodoxe Gemeinde sucht neues Zuhause

Metin Ilgi, Amaniyel Arslan und Simon Karagöz (v.l.) in der Kirche in der Klosterstraße - noch können die Gläubigen das Gebäude nutzen. | Foto: tau
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  • Metin Ilgi, Amaniyel Arslan und Simon Karagöz (v.l.) in der Kirche in der Klosterstraße - noch können die Gläubigen das Gebäude nutzen.
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Lindenthal - Amaniyel Arslan, Simon Karagöz und Metin Ilgi sind im
Kirchenvorstand der Syrisch-Orthodoxen Kirche von Antiochien, Mor
Petrus & Mor Paulus in Köln e.V. aktiv. Aktuell sind sie verzweifelt,
teilweise auch enttäuscht. Die Gemeinde ist seit über 28 Jahren in
der Klosterstraße 79 zu Hause. Doch der Mietvertrag mit dem Erzbistum
Köln läuft Ende März 2021 aus und bis dahin müssen sie eine
Alternative gefunden haben.

„Wir haben etwa 400 Familien, die zu unserer Gemeinde gehören. Bis
zu 2.000 Personen kommen da zusammen“, führt Arslan aus. Gläubige
aus ganz Köln und aus dem Raum Leverkusen, Euskirchen und Gummersbach
kämen bis nach Lindenthal, um die Messen zu besuchen. Regelmäßige
Gottesdienste, eine rege Jugendarbeit, Sprachunterricht und vieles
mehr wird von der Kirche organisiert. Für alle diese Angebote braucht
es einen entsprechenden Raum. „400 Sitzplätze benötigen wir
mindestens. Unsere Feiern werden oft von noch viel mehr Menschen
besucht“, so Ilgi. Parkplätze seien notwendig, auch eine Anbindung
an die öffentlichen Verkehrsmittel sei wichtig. „Wir haben unsere
Wünsche aber schon zurück genommen“, so die drei. Dennoch müsse
man eine neue Heimat finden.

Seit Monaten seien etliche Gespräche geführt worden, mit Vertretern
der katholischen und der evangelischen Kirchen, aber auch mit
verschiedenen Ämtern und Politikern der Stadt. Stets wurde
Verständnis geäußert, eine Lösung sei aber nicht in Sicht. „Ich
bin enttäuscht, dass wir so wenig Unterstützung erhalten“, betont
Karagöz. Der drohende Verlust der jetzigen Räume sei zudem emotional
schwierig: „Viele haben hier geheiratet, Kinder wurden getauft, wir
verbinden sehr viel mit dieser Kirche hier“, schildert er die
Situation. „Unsere Kirche ist eine der Kirchen, die stark besucht
wird, unsere Gottesdienste sind voll. Das Thema ist bei vielen
Gesprächspartnern präsent, dennoch fehlt die Lösung“, betont
Arslan.

Auf Nachfrage betonte ein Sprecher des Erzbistums Kölns, dass die
katholische Kirche und die syrisch-Orthodoxe Gemeinde in Köln seit
vielen Jahren freundschaftlich eng verbunden seien. Man sei intensiv
damit befasst, einen neuen Standort zu finden. Verschiedene Optionen
würden geprüft werden, der Findungsprozess dürfte noch eine gewisse
Zeit in Anspruch nehmen. Ein Sprecher des evangelischen
Kirchenverbandes betonte ebenfalls, dass man gerne helfen würde. Da
die evangelischen Kirchengemeinden dezentral organisiert seien, könne
man ein entsprechendes Gesuch in die einzelnen Gemeinden geben, wenn
die Syrisch-Orthodoxe Kirche dieses Gesuch konkret ausformuliere und
dem Verband zur Verfügung stelle. Möglicherweise sei auch die
Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) eine Organisation, die
ein Gesuch nach neuen Räumen gut weiter verbreiten könne. Die
Stadtverwaltung gab an, dass das Amt für Liegenschaften, Vermessung
und Kataster sowie die KölnBusiness Wirtschaftsförderungs-GmbH
Kontakt zur Syrisch-Orthodoxen Kirche hatten, aber keine geeignete
Immobilie vermitteln konnte. Der Gewerbe-Immobilienmarkt zeigt sich in
Köln seit Jahren zunehmend stark umkämpft. In einem immer
aggressiver werden Umfeld von schwindendem Angebot, finanzstarker
Nachfrage und abnehmenden Neuentwicklungen ist es immer schwieriger,
auch „Sonderfälle“ wie die Ansiedlung einer Glaubensgemeinschaft
zu ermöglichen, so eine Sprecherin.

- tau

Metin Ilgi, Amaniyel Arslan und Simon Karagöz (v.l.) in der Kirche in der Klosterstraße - noch können die Gläubigen das Gebäude nutzen. | Foto: tau
Der Innenraum der Kirche: Sie wird von den annähernd 400 Familien der Gemeinde gerne genutzt. | Foto: tau
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