Hilferuf für die Bäume von Bensberg
Antwort auf die Pressemitteilung

Foto: Viola Schmitz

Offener Brief per Mail (zusätzlich über die Presse veröffentlicht)

An: Die Fraktionsvorsitzenden des Stadtrates von Bergisch Gladbach

Kopie: Frau Sprenger, Herren Flügge, Honecker und Urbach
(Stadtverwaltung)

Kopie: Immobilienstandortgemeinschaft Bensberg (Herren Päffgen,
Schmiedt)

Interessengemeinschaft Bensberger Handel und Gewerbe e.V.

(Herren Daubenbüchel, Kerckhoff, Nietzschke)

Absender: „Klimafreunde Rheinberg“ und Initiative „Berg“ /
Bensberg erlebbar gestalten

Hilferuf für die Bäume von Bensberg /

Antwort auf die Pressemitteilung (PM) der Stadt Bergisch Gladbach
vom 11. September 2019

Bensberg, den 17.09.2019

Sehr geehrte Damen und Herren,

die meisten Bäume der Schlossstraße sollen bei deren Neugestaltung
gefällt werden. Auch aus Sorge über diesen geplanten Umweltfrevel
haben wir am 11. und 14. September Kundgebungen für die bzw. mit der
Bürgerschaft in Bensberg durchgeführt.

Die Stadtverwaltung hat vor diesem Hintergrund eine PM herausgegeben,
die im Umweltausschuss (AUKIV) am 11. September kurz diskutiert wurde.

In dieser PM und der o.g. Diskussion bestätigt die Stadt unsere
Sorge: 34, größtenteils gesunde Bäume „müssen“ (so die Aussage
der Verwaltung) gefällt werden. Die anfangs vorgesehene Fällung der
uralten Kastanien an der Nikolausstraße wird offensichtlich lediglich
dadurch verhindert, dass die Kirchengemeinde Sankt Nikolaus hiermit
nicht einverstanden ist. Eine alte Robinie im unteren Bereich der
Schlossstraße wurde bereits gefällt.

Insofern verweist unser Flyer zu den Kundgebungen korrekt auf den
Stand der aktuellen Planung: Fast alle Bäume sollen weg. Dies sind 34
größtenteils gesunde Bäume von derzeit 38 (unter Berücksichtigung
der Tatsache, dass der Straßenabschnitt zum Schloss nicht Teil des
Umbau-Projektes ist). Es ist unverständlich, wenn Frau Sprenger in
der PM behauptet, unser Flyer würde „beim neutralen Betrachter“
eine „falsche Vorstellung“ hervorrufen.

Die wesentlichen Begründungen der Stadt in ihrer PM für die
Vernichtung des z.T. alten, meist gesunden Baumbestandes sind:

1. Einige Bäume sind krank oder werden noch krank (gemäß
„prognostizierter Vitalität“)

2. Andere, gesunde Bäume, sind „nicht erhaltenswert“, nicht
„standardgemäß“ eingepflanzt oder haben „keine
Daseinsberechtigung“
3. Weitere Bäume passen nicht in das Parkplatzkonzept („Wir
benötigen mehr Abstand, da die Autos immer größer werden“)
4. Die Gestaltung der Schlossstraße benötigt „eine neue,
einheitliche Baumart“
Aus unserer Sicht dienen diese Begründungen lediglich der
Rechtfertigung des „Siegerentwurfs“ von Club L94. Dieser ist
offensichtlich ohne ausreichende Reflektion der Örtlichkeiten
entstanden, wie auch die schwierige Diskussion um den Emilienbrunnen
bereits gezeigt hat.

Man kann regelrecht „dran fühlen“, wie der Volksmund sagt:
Plötzlich werden Bäume krank oder sind (von der Stadt selbst!) nicht
richtig eingepflanzt. Besonders krass erscheint uns die Begründung,
dass Bäume gefällt werden sollen, „da die Autos immer größer
werden“. Darüber hinaus berücksichtigt das vorgesehene Konzept der
„einheitlichen Baumart“ nicht, dass die Stärke einer Bepflanzung
gegen Einflüsse jeder Art in ihrer Vielfalt liegt, nicht in einer
Monokultur.

Insgesamt wird deutlich, dass die Bäume keineswegs gefällt werden
müssen. Vielmehr wird nach Gründen gesucht, Bäume zu fällen und
nicht nach Möglichkeiten, sie zu erhalten. Dass ein solcher Erhalt
gut möglich ist, zeigt die Stadt selbst beispielhaft anhand eines
Baumhasels, der durch eine „Standortverbesserung“ erhalten werden
soll (es ist leider der einzige).

Richtiggehend schmerzhaft dabei ist es zu sehen, dass im oberen und
mittleren Bereich der Schlossstraße bestehende, alte Bäume gefällt
werden sollen, um sie 0,5 - 2 Meter entfernt durch kleinere, junge
Bäume zu ersetzen.
Dabei ist zusätzlich darauf hinzuweisen, dass neu gepflanzte Bäume
grundsätzlich viele Jahre benötigen, um in ihrer „Klimaleistung“
auf die der heute bestehenden, alten Bäume zu kommen. Daher hilft der
Hinweis der Stadt, dass mehr neue Bäume gepflanzt werden als
vernichtet, nicht weiter. Darüber hinaus benötigen neue Bäume in
den ersten Jahren ganz besonders aufwändige, teure Pflege. Ihr
Überleben ist nicht sicher. Sie werden „eine lange Durststrecke
haben...“, so u.a. Herr Schundau von den Grünen im Umweltausschuss
am 11. September.

Sehr geehrte Vertrete*innen des Stadtrates, diese geplante Vernichtung
von Baumbestand ist nicht zeitgemäß und entspricht darüber hinaus
auch nicht dem aktuellen Stand der Diskussion in Bergisch Gladbach zum
Klimaschutz in unserer Stadt.

Aufmerksam haben wir die Diskussion/Entscheidung am 11. September im
AUKIV über die Erstellung eines Klimaschutzkonzeptes und zur
Erklärung des „Klimanotstandes“ verfolgt. Alle Parteien schienen
sich einig darin, dass Klimaschutz in Bergisch Gladbach dringend
“oberste Priorität“ erhalten muss.

Der Erhalt der Bäume der Schlossstraße ist eine wirksame und
überzeugende Möglichkeit, diese Priorität umgehend praktisch
umzusetzen. Dabei würden nicht „nur“ das Klima geschützt,
sondern gleichzeitig die Attraktivität der Schlossstraße erhöht und
die Projektkosten gesenkt werden.

Wir möchten Sie daher ermuntern, Ihren Worten nun Taten folgen zu
lassen und dazu beizutragen, die Bäume der Schlossstraße zu erhalten
und unser Klima zu schützen. Es ist mehr als ausreichend Zeit dazu,
auch wenn Herr Flügge etwas anderes suggeriert.
Ein weiteres großes Potential für einen nachhaltigen Klimaschutz und
die Verbesserung der Aufenthaltsqualität haben darüber hinaus zwei
andere, inzwischen hinlänglich bekannte Anforderungen an die
Gestaltung der Schlossstraße:

- Die geplante Dreieckstreppe unterhalb der Treppe neben der
Schlossgalerie ist durch ein Beet mit Bäumen zu ersetzen. Möglicher
Zusatznutzen: Kosten- und Zeitersparnis.

- An der Nordseite der Schlossstraße sind derzeit kaum Bäume
vorgesehen. Zusätzliche Bäume sind daher notwendig, u. a. als
Schattenspender. Dies wurde zum Beispiel von den Händlern mehrfach
dringlich vorgeschlagen.

Auch für die Berücksichtigung dieser Verbesserungen ist ganz sicher
genügend Zeit. Schließlich ist das Projekt vom ersten Spatenstich
noch weit entfernt.

An dieser Stelle erlauben wir uns darauf hinzuweisen, dass die
Versetzung des Emilienbrunnens offensichtlich weiterhin vorgesehen
ist. Eine Aussage dazu gab es entgegen aller Ankündigungen bisher
nicht, aber der in der PM dargestellte Solitärbaum hätte bei der
heutigen Platzierung des Brunnens keinen Platz.

Abschließend möchten wir feststellen, dass wir und darüber freuen,
dass die Stadtverwaltung unsere kleine, fast zufällig gewählte
Baum-Collage unseres Flyers in ihrer eigenen PM als Arbeitsgrundlage
nutzt.

So konnte zumindest ein kleines Stück Transparenz geschaffen werden.
Eine Beteiligung der Bürgerschaft bei diesem "Jahrhundertprojekt"
schein die Verwaltung ja nach wie vor abzulehnen, ebenso wie eine
Kommunikation zu Details ihrer Planung.

Wir bedauern dies sehr und würden uns freuen, wenn Sie dagegen unsere
Hinweise in Ihren Diskussionen aufnehmen würden.

Mit freundlichen Grüßen

Heike Häusler

Gundula Ludwig

Lothar Eschbach

Knud Schauerte

Hanns-Eberhard Schulze

 

PS: Wir haben während unseres Rundganges durch die Schlossstraße am
14. September "aus dem Stand"  zahlreiche Unterschriften erhalten von
Bürgerinnen und Bürgern, die unsere Forderungen unterstützen. Wir
werden weitere Zustimmung suche, um zu zeigen, dass die Bürgerschaft
zunehmend  bewusst Anteil nimmt an der Entwicklung von Bensberg.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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