Gasmangellage und Stromausfall
Selbstvorsorge ist existenziell wichtig

Andreas Behncke, Peter Völkerath und Bürgermeisterin Claudia Wieja (von links) begutachten ein Notstromaggregat der Lohmarer Feuerwehr.  | Foto: Woiciech
  • Andreas Behncke, Peter Völkerath und Bürgermeisterin Claudia Wieja (von links) begutachten ein Notstromaggregat der Lohmarer Feuerwehr.
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Lohmar. Was würde passieren, wenn es aufgrund einer Gasmangellage zu einer Ausnahmesituation kommt, die einen Stromausfall von 72 Stunden zur Folge hat? Das ist ein Szenario, von dem der „Sensibilisierungserlass“ des NRW-Innenministeriums ausgeht. Auch die Stadt Lohmar hat Vorkehrungen getroffen, um für eine solche Konstellation gewappnet zu sein.

Vor rund drei Monaten wurde hier ein SAE (Stab für außergewöhnliche Ereignisse) zum Thema Energie gegründet, der derartige Situationen durchspielt.

Jetzt schon durch diverse Maßnahmen Ressourcen einzusparen, bilden einen hervorragenden Einstieg, etwa durch das Absenken der Raumtemperatur oder Herunterfahren der Wassertemperatur in den Schwimmbädern. Sollte dennoch unvorhergesehen der Ernstfall eintreten, liegt längst ein Konzept vor. „Wir sind bereits in der Energiemangellage angekommen“, erläutert Peter Völkerath, Leiter des Amtes für Brand- und Katastrophenschutz.

Sicherlich verspricht der enge Kontakt mit dem Krisenstab des Rhein-Sieg-Kreises eine ideale Basis, trotzdem will man auch im Ort selbst gut gerüstet sein. Denn ohne Strom fallen genauso die Kommunikationswege weg, wie Telefon und Funk, Heizungen bleiben kalt und Bezahlsysteme im Supermarkt funktionieren nicht.

Um eine Grundversorgung aufrecht zu erhalten, werden daher im Stadtgebiet 13 „Leuchttürme“ eingerichtet. Das sind Anlaufstellen für Bürger, an denen Notrufe, Informationen der Stadtverwaltung, aber auch Erste-Hilfe-Leistungen greifen. „Die Verteilung erfolgt dahingehend, dass in den dicht besiedelten Gebieten, in einem Umkreis von einem Kilometer, so eine Anlaufstätte gut zu erreichen ist.“ Von den 13 Stationen sind acht stationär untergebracht, etwa in den Feuerwehrhäusern, dem Stadthaus, den Unterkünften von Maltesern oder dem Deutschen Roten Kreuz.

Fünf Einsatzfahrzeuge fungieren als „mobile“ Leuchttürme.

Ergänzend wird es drei Wärmeinseln geben, wo beheizte Räume für vulnerable Gruppen zur Verfügung stehen, unter anderem Wickelmöglichkeiten für Kleinkinder. Außerdem lässt sich hier auf medizinische Hilfsmittel zugreifen. Elektrizität und Wärme runden das Ganze ab.

Als geeignet entschieden sich die Verantwortlichen für das Forum Wahlscheid, das Bürgerhaus Birk und das Stadthaus. „Wir werden dann auch die Stationen durchweg mit mindestens einem Feuerwehrmann und einem Verwaltungsmitarbeiter besetzen. Dies bedeutet einen hohen Personalaufwand, doch das bekommen wir gestemmt“, so der Beigeordnete Andreas Behncke. Danach erfolgt ein „Fahrplan“, um die Schichten alle zu bedienen. Ferner steht man mit ansässigen Ärzten und Apotheken in Kontakt, die notwendige Medikamente bevorraten.

Ausgestattet mit einer Anzahl von Notstromaggregaten, weiteren acht angemieteten und ölbasierten Heizelementen, ähnlich wie in Festzelten, fühlt man sich gut aufgehoben. „Dafür wurden 200.000 Euro zusätzliche Mittel angeschafft.“

Zudem sorgt eine VSAT-Anlage für satellitengestützte Kommunikation. „Bei der Trinkwasserversorgung sind wir ebenfalls robust aufgestellt. Durch das Freigefälle wird genügend Wasserdruck erzeugt“, ist sich Bürgermeisterin Claudia Wieja sicher. In einer Notsituation führen unter anderem die 39 Pumpwerke durch Notstromversorgung das Abwasser ab.

Die Stadt Lohmar hat weiterhin bei der Kraftstoffversorgung Vorbereitungen getroffen, damit Dienstfahrzeuge einsatzfähig bleiben.

Aber vor allem sollen Privathaushalte, Firmen und Institutionen Selbstschutz betreiben. „Wir haben Alten- und Pflegeheime zu einem Infogespräch eingeladen, viele sind allerdings schon initiativ tätig geworden.“

Ungeachtet dessen appeliert die Verwaltung an die Bürger, Gewerbetreibende und Landwirte, sich die Risiken bewusst zu machen - abrufbare Checklisten hierzu im Internet über das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Darüber hinaus noch ein Ratschlag: Vorräte für zehn Tage anlegen und auch den Nachbarn im Auge behalten. „Etwa wenn jemand zuhause auf ein Beatmungsgerät angewiesen und hilflos ist, dann umgehend die Einsatzkräfte informieren.“

Insgesamt hat Lohmar alles Mögliche getan, um im „Worst Case“ reagieren zu können. „Doch wird man mit solchen Vorbereitungen nie wirklich fertig. Man muss sich immer wieder neu damit beschäftigen und anpassen“, fügt Peter Völkerath hinzu.

Umfassende Infos und Links zum BBK sind auf www.lohmar.de/energie zu finden

Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:

Dirk Woiciech aus Siegburg

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