Kein Geld für Bildung
Stadtteilbibliothek in Braunsfeld scheitert an Kosten

- Die neue Verbandszentrale des VIKZ ist fast fertig. Die Bürger im Veedel müssen aber weiter die Sülzer Stadtteilbibliothek nutzen, die gefühlt eher im Kölner Süden liegt.
- Foto: Susanne Esch
- hochgeladen von EXPRESS - Die Woche - Redaktion
Der Protest hatte offensichtlich Eindruck hinterlassen: Antje Flicker, die neue Direktorin der Stadtbibliothek, traf sich zum Gespräch mit Vertretern des Bürgervereins Müngersdorf. Dieser fordert, endlich einen geeigneten Standort für eine Stadtteilbibliothek zu finden.
von Hans-Willi Hermans
Zu neuen Ergebnissen führte das Gespräch indes nicht: Flicker stimmte dem Bürgerverein zwar zu, dass „zusätzliche bibliothekarische Angebote“ im Westen notwendig seien. Doch derzeit könnten „angesichts der finanziellen Rahmenbedingungen keine entsprechenden Finanzmittel und Personalressourcen eingeplant werden“. Für die Ersteinrichtung einer Stadtteilbibliothek veranschlagt die Verwaltung Kosten in Höhe von mindestens 1,8 Millionen Euro, die laufenden Kosten betrügen knapp 1,15 Millionen Euro im Jahr.
Zur Erinnerung: Vor mehr als 20 Jahren war die Stadtbezirksbibliothek für den Kölner Westen an der Aachener Straße in Braunsfeld geschlossen worden. Nur vorübergehend, hieß es seinerzeit, schon bald sollte sie im neuen Bezirksrathaus Lindenthal wieder eröffnen, nicht weit von ihrem alten Standort entfernt. Doch daraus wurde nichts. Roland Schüler (Grüne) erinnerte daran, wie die letzte verschwand: „Ich habe es noch erlebt, wie unsere Stadtteilbibliothek in Braunsfeld aus ihrem Gebäude ausziehen und in dieses Bezirksrathaus einziehen sollte“, erzählt er. „Schwuppdiewupp waren die Bücher weg. Das Personal wurde an andere Orte verteilt. Und sie war fort.“
Vor einigen Monaten wurde das Thema wieder aktuell. Die Lindenthaler Bezirksvertreter brachten zuletzt Räume in der neuen Zentrale des Verbands der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) an der Stolberger Straße als möglichen neuen Standort ins Spiel.
Auch der VIKZ zeigte Entgegenkommen. Er bot an, für die nötige Fläche von etwa 2000 Quadratmetern die Einrichtungskonsten vorzufinanzieren und auf die Miete, kalkuliert für 20 Jahre, umzulegen. Die Idee fand auch Unterstützung beim Bürgerverein Müngersdorf. Ein niedrigschwelliges städtisches Bibliotheksangebot sei wichtig „für die allgemeine Bildung, für die Förderung der Lesekompetenz, für gesellschaftlichen Austausch, für kulturelle Nachhaltigkeit“, schreibt der Verein.
Zwar sei es zu begrüßen, dass der Bücherbus seit einigen Jahren einmal wöchentlich, mittwochs von 15.15 bis 17 Uhr, auf dem Clarenbachplatz stehe, er biete eine Alternative zur Fahrt in die weit entfernte Zentralbibliothek.
„Wegen der eingeschränkten Öffnungszeit und des begrenzten Platzangebotes ist ein attraktives und umfassendes Angebot für ein breites Publikum jedoch nicht gegeben“, so der Bürgerverein. Eine Stadt, die ihren Bildungs- und Kulturauftrag ernst nimmt, müsse für ein attraktives Bibliotheksangebot sorgen. Vor allem im Kölner Westen, der weiter wachse.
Aus finanziellen Gründen wurde allerdings den Plänen mit dem VIKZ der Stecker gezogen: kein finanzieller Spielraum. Gerade langfristige Verpflichtungen, beispielsweise für unbefristete Personalstellen und für Mietverträge seien ein Problem. „Wir haben es in zehn Jahren gerade einmal geschafft, eine zusätzliche Stelle in Kalk zu schaffen“, erläuterten die Verantwortlichen in der vorausgegangenen BV-Sitzung.
Jetzt regiert das Prinzip Hoffnung, denn die Versorgungslücke in dem 140.000 Einwohner großen Stadtbezirk kann die einzig noch bestehende kleine Sülzer Stadtbücherei nicht schließen. Flicker betonte, sie sei gerne bereit, gemeinsam zu überlegen wie man die beiden Pole aneinander annähern könnte: den bestehenden „Goldstandard“ für die Bibliotheken und die dringend zu schließende Versorgungslücke.
(mit se.)
Redakteur/in:EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln |
Kommentare