Bayer-Athleten rocken Dubai
TSV-Sportler gewinnen acht von elf deutschen Medaillen

- Johannes Floors fliegt zum Weltrekord über 400 Meter.
- Foto: Axel Kohring
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Leverkusen - Mit sechs Goldmedaillen, einer Silbermedaille sowie einer
Bronzemedaille kehren Bayers Leichtathleten von der Para-WM aus Dubai
zurück. Damit gewannen die TSV-Athleten acht von elf deutschen
Medaillen.
Floors fliegt zum Weltrekord über 400 Meter
Am Abschlussabend war Johannes Floors war ins Ziel gesprintet und
hatte die Arme hochgerissen: 45,78 Sekunden hatte die Uhr für ihn
angezeigt – Gold über 400 Meter, das war schon angesichts der
Vorleistungen der Konkurrenten in der Klasse T62 fast klar.
Doch die Zeit war für ihn wichtig, seinen Weltrekord, den das
Internationale Paralympische Komitee nach einem Jahr mit der neuen
Höhenregelung für beidseitig unterschenkelamputierte Sprinter als
Rekordmarke festgelegt hatte, verbesserte er um exakt eine Sekunde:
„Nach 250 Metern kam der Hammer, dann galt es, zu kämpfen und zu
beißen. Irgendwann hat der Stadionsprecher runtergezählt: 3, 2, 1…
Ich konnte es gar nicht einordnen, aber so viel Zeit blieb mir noch.
Es war ein geiles Gefühl, ins Ziel zu kommen und die fünf vor dem
Komma zu sehen.“
Der Doppel-Weltmeister besitzt nun auch die Weltrekorde über beide
paralympischen Strecken: Die 100 und 400 Meter. Auch wenn der
24-Jährige sich dieses Jahr auf die 100 Meter konzentriert hatte, die
er in 10,54 Sekunden gewinnen konnte, habe er „die ganzen Jahre lang
nur Kilometer geschrubbt für die 400 Meter. Diese Ausdauer darf man
nicht vergessen und heute war viel Wille dabei. Es ist ein geiles
Gefühl zu wissen, du bist der Schnellste – auf keinem Bein, auf
einem Bein.“
Einen Start bei Olympischen Spielen schloss Floors aber aus:
„Aktuell haben meine eigenen Zeiten noch Vorrang und die
Paralympischen Spiele, weil wir da andere Werte vertreten und mit
denen bin ich auch in den Sport gekommen und vertrete die auch“,
sagte der Leverkusener, der aber einen Traum verriet: „Das heute war
noch nicht das Ende, von einer 44er-Zeit träumt jeder
400-Meter-Sprinter und es ist nicht vermessen zu sagen, ich wünsche
mir die auch.“
Schäfer gewinnt Silber über 100 Meter
Wenigen Minuten zuvor sprintete Léon Schäfer über 100 Meter zu
Silber und kann sich anfangs nicht so richtig freuen: Zu Gold fehlen
dem Weitsprung-Weltmeister nur 0,2 Sekunden. Seine WM-Bilanz ist mit
zwei Medaillen dennoch stark - und er hat noch mehr vor.
Léon Schäfer startete stark über 100 Meter der Klasse T63, wurde
aber auf der Ziellinie noch abgefangen und verpasste Gold um zwei
Hundertstel. 12,34 Sekunden bei windstillen Verhältnissen bedeuteten
Silber, Gold ging an den Dänen Daniel Wagner, Bronze an
Weltrekordhalter Vinicius Goncalves Rodrigues. „Ich habe ein sehr,
sehr gutes Rennen gemacht und war bis 75, 80 Meter vorne vom Gefühl
her, ich bin gut aus dem Block gekommen und kann nicht so richtig
sagen, woran es gelegen hat, dass der Däne mich noch geholt hat, das
hat mich ein bisschen geärgert“, sagte der
Weitsprung-Weltrekordhalter, der in seiner Paradedisziplin schon Gold
geholt hatte: „Aber dennoch bin ich mega happy mit meinen
Ergebnissen bei der WM.“
Nachdem der 22-Jährige im vergangenen Jahr die EM in Berlin verpasst
hatte, war er diese Saison verletzungsfrei geblieben – und richtete
mit Blick auf die Paralympics in Tokio im kommenden Jahr direkt eine
Kampfansage an die Konkurrenz: „Wenn ich offen und ehrlich bin und
durch das Jahr noch mal so durchkomme, dann gibt es im Weitsprung und
auch im Sprint keine Chance mehr für die anderen.“
Floors und Moos mit der Staffel: Erst Weltrekord, dann
disqualifiziert
Die neue 4x100-Meter-Universalstaffel mit den Leverkusenern Johannes
Floors und Nele Moos sowie Katrin Müller-Rottgardt mit Guide
Noel-Philippe Fiener und Alhassane Baldé sind bei der Para
Leichtathletik-WM in Dubai erst zum Weltrekord gesprintet, dann aber
nach fast fünfstündiger Diskussion disqualifiziert worden.
Am Donnerstagvormittag hatte es erst großen Jubel gegeben, dann
bittere Enttäuschung, die noch immer anhält: Die
4x100-Meter-Universalstaffel, die erstmals bei einer Weltmeisterschaft
im Programm ist, sprintete im dritten Vorlauf in Weltrekordzeit von
47,05 Sekunden über die Ziellinie. Katrin Müller-Rottgardt mit Guide
Noel-Philippe Fiener (TV Wattenscheid 01), Johannes Floors, Nele Moos
(beide TSV Bayer 04 Leverkusen) und Alhassane Baldé (SSF Bonn) wurden
zwar im vierten Vorlauf noch von China entthront, doch das tat der
Freude zunächst keinen Abbruch – der Finaleinzug hätte bereits
einen Staffel-Quotenplatz für Tokio bedeutet.
Markus Rehm springt zur 16. Goldmedaille
Markus Rehm hat bei der Para Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Dubai
abgeliefert und sein fünftes WM-Gold in Folge gewonnen, während sein
Teamkollege Felix Streng im letzten Versuch Bronze verlor.
WM-Debütantin Nele Moos wurde in Bestzeit über 200 Meter Siebte.
Markus Rehm erledigte, was alle von ihm erwartet hatten: Der
Weltrekordhalter vom TSV Bayer 04 Leverkusen lieferte den Zuschauern
eine Flugshow und siegte souverän mit 8,17 Metern in der Klasse T64.
Damit gewann der 31-Jährige bei Paralympics, Welt- und
Europameisterschaften sein elftes Weitsprung-Gold und bleibt weiter
unbesiegt in paralympischen Weitsprung-Wettkämpfen, insgesamt war es
seine 16. Goldmedaille: „Das ist natürlich eine unglaubliche
Nummer, ich hoffe, ich kann hier und da noch eine Medaille
hinzufügen. Heute ging es nicht um die Weite, heute ging es um den
Titel und das hat gut funktioniert. Es war super, aber ich wäre gerne
weiter gesprungen. Unter den Voraussetzungen war es mir aber klar,
dass es schwer wird, an die Bestweite heranzukommen“, sagte Rehm,
der nicht verstehen konnte, dass das Internationale Paralympische
Komitee (IPC) eine Anfrage ablehnte, in die entgegengesetzte Richtung
mit Rückenwind zu springen. Stattdessen gab es bei jedem Versuch
Gegenwind: „Ich muss gestehen, ich habe mich geärgert die letzten
Tage, wir haben gestern auch noch das persönliche Gespräch geführt,
ob wir das nicht möglich machen können, dass wir mit Rückenwind
springen und für die Athleten die Bedingungen perfekt sind.“
Zu den elf Weitsprung-Goldmedaillen holte Rehm einen EM-Titel über
100 Meter und vier Mal Gold mit der 4x100-Meter-Staffel, doch hier
wird vorerst keine weitere dazukommen, weil das IPC die
Amputierten-Staffel aus dem Programm strich: „Die Staffel ist immer
so ein Thema, da war immer ein ganz anderer Spirit mit dabei und es
wäre für alle noch mal schön gewesen, wenn es die Staffel noch
geben würde. Aber ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben, dass sie
vielleicht doch noch mal zurückkommt, weil wir immer tolle
Wettkämpfe hatten.“
Felix Streng lieferte sich im gleichen Wettbewerb erneut mit
100-Meter-Silbermedaillengewinner Mpumelelo Mhlongo eine knappe
Entscheidung – dieses Mal mit dem ganz bitteren Ende für den
Leverkusener, der über 100 Meter zeitgleich Bronze gewonnen hatte:
7,06 Meter im zweiten Versuch konnte der 24-Jährige nicht mehr
steigern. Der Südafrikaner sprang in seinem letzten Versuch einen
Zentimeter weiter als Streng und entriss ihm die sicher geglaubte
Bronzemedaille. „Was soll ich sagen nach dem Wettkampf? Ich kann
nicht sauer auf die anderen sein, ich habe einfach meinen Job nicht
gemacht“, sagte Streng, der krankheits- und verletzungsbedingt in
diesem Jahr viel Trainingsrückstand hatte und kaum Weitsprung
trainieren konnte, „ich habe irgendwie nicht in den Wettkampf
reingefunden. Ich hatte schon beim ersten Versuch irgendwie doofen
Gegenwind, der hat mich beim Anlauf aus dem Konzept gebracht hat und
dann waren Sprünge dabei, da hat gar nichts gepasst. Aber ich will
gar keine großen Ausreden suchen, das ist nicht das, was ich kann und
wo ich hinspringen möchte. Natürlich fehlt mir jede Menge Training,
mir fehlt Routine, mir fehlt ein Anlaufgefühl und ein Gefühl für
die Sprünge, aber das ist ein Grund und wie gesagt keine Ausrede.“
Nele Moos sprintete nur einen Tag nach ihrem 100-Meter-Finale auch
über 200 Meter und wurde wieder Siebte in der Klasse T38. Dieses Mal
war ihre Laune im Ziel jedoch besser: Als ihre Zeit aufploppte, sprang
sie auf und jubelte, denn 28,67 Sekunden bedeuteten eine Verbesserung
ihrer persönlichen Bestleistung um 1,1 Sekunden. „Die letzten Meter
bin ich nur gestorben, aber PB ist super“, sagte die 17-Jährige vom
TSV Bayer 04 Leverkusen, die in diesem Jahr über 200 Meter auch
Siebte bei der Junioren-WM in Nottwil (Schweiz) geworden war.
Irmgard Bensusan ist Doppel-Weltmeisterin von Dubai
Irmgard Bensusan ist die Sprintkönigin der Para
Leichtathletik-Weltmeisterschaft von Dubai: Nach ihrem knappen Sieg
über 200 Meter siegt sie auch über 100 Meter. Ihre 17-jährige
Leverkusener Teamkollegin Nele Moos wird Siebte über 100 Meter. Maria
Tietze lief als Elfte Bestzeit über 100 Meter.
„Ich wusste, dass die anderen Mädels stark sind, aber ich wusste
auch, dass ich stark bin“, sagte Irmgard Bensusan, nachdem sie über
100 Meter der Klasse T64 in 12,86 Sekunden Gold gewonnen und ihre
niederländischen Konkurrentinnen Marlene van Gansewinkel und
Kimberley Alkemade hinter sich gelassen hatte.
„Ich bin einfach glücklich. Ich hatte ja nichts zu verlieren, mein
Gold hatte ich ja. Und mein Trainer hat gesagt, ich soll mir
vorstellen, dass ein Löwe hinter mir her ist und mir in den Arsch
beißen will. Also bin ich gelaufen“, sagte die geborene
Südafrikanerin: „Ich hätte nie gedacht, dass ich hier unter 13
Sekunden laufen kann.“
Selbst die Unruhe im Vorfeld hatte sie nicht beeinträchtigt: Nach dem
Vorlauf am Vormittag war die Spanierin Sara Andres Barrio wegen eines
vermeintlichen Fehlstarts disqualifiziert worden. Drei Mal wurden die
Bahnen gewechselt, am Ende durfte sie starten. „Es war sehr unruhig,
die anderen sind ständig angekommen und wollten Minuten vor dem
Rennen darüber reden. Aber ich habe das abgeblockt und nichts an mich
rangelassen, mein Ding gemacht“, sagte Bensusan, die in London 2017
über 400 Meter schon einmal Gold gewonnen hatte und ihren rechten
Fuß „Schluffi“ nennt. Das Internationale Paralympische Komitee
strich die Strecke jedoch aus dem Programm, jetzt ist Bensusan
Doppel-Weltmeisterin über die verbliebenen Distanzen.
Maria Tietze hingegen schied am Vormittag mit einer Bestzeit von 13,64
Sekunden als Gesamt-Elfte aus, war aber happy mit ihrer Leistung,
nachdem es ihr am Vorabend nach dem Weitsprung nicht gut gegangen war.
Trainer Karl-Heinz Düe, der neben Irmgard Bensusan mit Léon Schäfer
und Johannes Floors jetzt schon vier Goldmedaillen gewonnen hat, sagte
auf die Frage, warum die Leverkusener Athleten so erfolgreich sind:
„Das habe ich mich auch oft gefragt. Es gibt keine Geheimnisse mehr,
aber ich denke, dass es darauf ankommt, dass ich auf den Menschen
eingehe, dass man sie richtig kennt. So kann man auch steuern und sie
motivieren, dass sie zum Highlight topfit sind und das ist mir
meistens gelungen.“
Als Bensusans 17-jährige Bayer-Teamkollegin Nele Moos dann lief,
wartete sie an der Strecke auf sie, um zuzuschauen. In 13,90 Sekunden
der Klasse T38 blieb sie etwas unter ihren eigenen Erwartungen, sagte
aber nach ihrem Sprint-Debüt bei einer Weltmeisterschaft lachend:
„Ich bin ins Ziel gekommen, vielleicht wäre mehr gegangen, aber ich
war schon sehr nervös, weil wir drei Mal wieder aus dem Startblock
mussten.“ Moos wird am Mittwoch noch über 200 Meter und am
Donnerstag auch in der 4x100-Meter-Universalstaffel laufen.
100-Meter-Gold für Floors, Felix Streng wird Dritter
Nach einem aus deutscher Sicht durchwachsenen Tag bei der Para
Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Dubai war der Knall am Abend umso
lauter: TSV-Weltrekordhalter Johannes Floors sprintete zur
Goldmedaille über 100 Meter, Felix Streng holte zeitgleich mit Platz
zwei Bronze. Maria Tietze wurde im Weitsprung Achte.
„Ein geiler Titel. Wer wäre nicht gerne mal König“, sagte
Johannes Floors im Ziel, nachdem er am Tag zuvor im Vorlauf in 10,54
Sekunden Weltrekord gesprintet war: „Es war nicht leicht, nach dem
verrückten Rennen gestern die Spannung zu halten.“ Mit 10,60
Sekunden lief er noch mal schneller als der bisherige Weltrekord und
kürte sich damit zum Weltmeister über 100 Meter der Klasse T64.
Dahinter folgte überraschend der Südafrikaner Mpumelelo Mhlongo
zeitgleich mit Felix Streng, der Bronze gewann: „Ich hatte eine
schwere Saison mit insgesamt drei Monaten Ausfall. Von daher bin ich
glücklich, dass ich hier bin, im Finale stand und eine Medaille
habe.“
Maria Tietze wurde im Weitsprung der Klasse T64 Achte. Mit 4,26 Metern
kam sie nicht an ihre persönliche Bestmarke heran. Nun liegt der
Fokus auf den 100 Metern am morgigen Dienstag, nachdem die
Leverkusenerin über die 200 Meter bereits stark angegangen war und
Sechste wurde.
Léon Schäfer ist erstmals Weitsprung-Weltmeister
Weltrekordhalter Léon Schäfer wurde im Weitsprung erstmals
Weltmeister und feierte am Sonntagabend die zweite deutsche
Goldmedaille bei der Para Leichtathletik-WM in Dubai.
Es war ein beeindruckender erster Sprung, den Léon Schäfer zeigte:
6,90 Meter im ersten Versuch sollten später die Siegesweite und
WM-Rekord bedeuten. „Mit den sieben Metern hat es leider nicht
geklappt, aber ich weiß, ich kann die springen und dafür haue ich
die nächstes Jahr raus“, sagte der Weltrekordhalter vom TSV Bayer
04 Leverkusen mit Blick auf die Paralympics in Tokio: „Ich bin auf
jeden Fall happy, es war ein sehr geiler Wettkampf.“
Mit 6,85 Metern im zweiten, 6,87 Metern im fünften und 6,89 Metern im
letzten Versuch sprang er insgesamt vier Mal weiter als der
zweitplatzierte Weltmeister 2017, der Däne Daniel Wagner, der auf
6,84 Meter kam. „Wagner hat auf jeden Fall gut Druck gemacht, aber
ich wusste: Heute ist mein Tag und ich hole mir das Ding“, sagte der
22-Jährige, der nach Staffel-Gold 2017 in London seine erste
Einzel-Medaille bei einer WM gewinnen konnte. Am Dienstag wartet nun
noch der Vorlauf über 100 Meter auf ihn, am Freitag dann das Finale,
bei dem er auch um die Medaillen mitsprinten möchte.
10,54 Sekunden: Johannes Floors sprintet zum Weltrekord
Er ist der schnellste unterschenkelamputierte Sprinter aller Zeiten:
Johannes Floors verbessert den Weltrekord auf 10,54 Sekunden - und das
im Vorlauf bei der Para Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Dubai.
Im Vorlauf sprintete Johannes Floors in der Klasse T64 10,54 Sekunden
und knackte damit seinen eigenen Weltrekord von 10,66 Sekunden, den er
in diesem Jahr in Leverkusen aufgestellt hatte. Zudem war er auch
schneller als die einseitig Unterschenkelamputierten je zuvor, deren
Bestmarke bei 10,61 Sekunden stand. „Das ist eine Marke, die ich
wollte“, sagte Floors, ergänzte aber gleich: „Das ist noch Luft
nach oben.“
Mit 10,99 Sekunden hatte Felix Streng, sein Teamkollege vom TSV Bayer
04 Leverkusen, den zweiten Vorlauf über 100 Meter locker gewonnen.
„Das wird ein heißes Duell im Finale, da freue ich mich schon
drauf“, sagte Floors.
Erstes Gold: Irmgard Bensusan ist 200-Meter-Weltmeisterin
Irmgard Bensusan hat am Samstag mit ihrem Sieg über 200 Meter die
erste Medaille für das deutsche Team bei der Para
Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Dubai (Vereinigte Arabische
Emirate) geholt. Auch die anderen Bayer-Athleten überzeugten.
Die 28-Jährige hatte 200 Meter lang gekämpft und beim Überqueren
der Ziellinie laut geflucht. Die geborene Südafrikanerin dachte, sie
wäre Zweite geworden – wie so oft zuvor. Sie nahm die deutsche
Fahne und posierte für die Fotografen, immer noch in dem Glauben,
Silber gewonnen zu haben. Doch beim ersten Interview wurde sie
gefragt, wie sich der Sieg anfühlt: „Ich habe gewonnen?“ Dann
kannte die Freude kaum noch Grenzen und das „tollpatschige
Mädchen“, wie sie sich selbst auf Instagram bezeichnet, lachte
über das Missverständnis: „Ich bin es wohl zu sehr gewohnt, Silber
zu gewinnen.“
Zuletzt bei den Heim-Europameisterschaften in Berlin, als sie der
niederländischen Konkurrentin Marlene van Gansewinkel über 100 Meter
und 200 Meter unterlegen war. Doch in Dubai war Bensusan von Beginn an
vorne und bekam Druck von einer anderen Niederländerin: Kimberly
Alkemade, die auf den letzten Metern angeflogen kam und schließlich
nur fünf Hundertstel hinter der Athletin vom TSV Bayer 04 Leverkusen
ins Ziel gestürmt war. Bronze ging an die US-Amerikanerin Femita
Ayanbeku, nachdem van Gansewinkel als Drittplatzierte disqualifiziert
worden war.
„Ich wollte es heute am meisten“, sagte Bensusan, die in London
2017 Weltmeisterin über 400 Meter geworden war, doch anschließend
nahm das Internationale Paralympische Komitee (IPC) die Strecke aus
dem Programm. Mit 26,93 Sekunden schnappte sie sich mit dem Sieg zudem
den Championship Record in der Klasse T44. Am Dienstag möchte sie
noch Gold über 100 Meter holen.
Im gleichen Rennen hatte WM-Debütantin Maria Tietze, in 28,86
Sekunden auf der Innenbahn Rang sechs belegt. „Mit der Platzierung
bin ich zufrieden, nicht aber mit der Zeit“, schlussfolgerte die
ehemalige Fußballerin.
Die 17-jährige Nele Moos landete bei ihrem ersten internationalen
Start ebenfalls auf dem sechsten Platz im Weitsprung der Klasse T38.
Die Silbermedaillengewinnerin der Junioren-WM von Nottwil 2019 zeigte
sich beeindruckt von der Kulisse: „Gerade wenn noch Läufe waren,
war das schon etwas ganz anderes.“ Bei viel Gegenwind traf sie das
Brett nie richtig und blieb mit 4,49 Metern etwas unter ihrer
Bestweite, zeigte aber, dass sie auch in Zukunft eine gute Rolle
spielen kann.
Bereits am ersten WM-Tag hatte Johannes Bessell vom TSV Bayer 04
Leverkusen sein WM-Debüt gegeben, nachdem er im Vorjahr bei der
Europameisterschaft in Berlin als Neuling überraschend Bronze
gewonnen hatte. Die internationale Konkurrenz schien aufgrund der
Vorleistungen zu stark, doch Bessell hielt sich lange im hinteren
Mittelfeld und wurde in einer neuen Bestzeit von 4:11,00 Minuten
Elfter in der Klasse T46. „Die Bestzeit war das Ziel, ich bin echt
glücklich, auch wenn ich das noch nicht so richtig einordnen kann“,
sagte ein sichtlich erschöpfter Bessell: „Heute wäre nicht mehr
gegangen. Ich habe immer noch den Blutgeschmack vom Laktat im Mund.“
Parasport Geschäftsführer Jörg Frischmann: „Die Ergebnisse der
Weltmeisterschaft haben meine Erwartungen übertroffen. Mit 6 WM
Titeln konnte wir unser Rekordergebnis von 2011 einstellen. Aus meiner
Sicht ist es die erfolgreichste WM der Vereinsgeschichte, das das
Niveau an der Weltspitze hier ein neues Level erreicht hat. Neben den
etablierten Athleten konnte unsere WM – Debütanten mit zwei
Deutschen Rekorden sowie einer persönlichen Bestleistung überzeugen.
Leider mussten wir mit Tom Malutedi und David Behre auch zwei
Ausfälle verkraften. Nun geht es in eine kurze Pause, bevor dann die
Vorbereitung für Tokio beginnt.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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