Jahresempfang des BVMW
Kriminologe Pfeiffer erteilt „Machokultur“ deutliche Absage

Gäste und Gastgeber beim ersten Jahresempfang des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft  (von links): Lutz Kaiser (Pronova), Kriminologe Professor Dr. Christian Pfeiffer, Ulrich Rosendahl (Pronova), Thomas Büscher (VR Bank), Dirk Ludwig und Dagmar Mayer (BVMW).  | Foto: Gabi Knops-Feiler  
  • Gäste und Gastgeber beim ersten Jahresempfang des Bundesverbandes mittelständische Wirtschaft  (von links): Lutz Kaiser (Pronova), Kriminologe Professor Dr. Christian Pfeiffer, Ulrich Rosendahl (Pronova), Thomas Büscher (VR Bank), Dirk Ludwig und Dagmar Mayer (BVMW). 
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Leverkusen - Die beste Prävention gegen Gewalt ist Liebe und positive Erziehung
durch die Eltern. Das verdeutlichte ein Mann, der es schließlich
wissen muss: Professor Dr. Christian Pfeiffer ist einer der
bekanntesten deutschen Kriminologen und ehemaliger Direktor des
Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN).

Das interdisziplinär arbeitende Institut hat die Aufgabe,
praxisorientierte kriminologische Forschung zu betreiben und zu
fördern. Bundesweit ist Pfeiffer außerdem als Gründer der
Bürgerstiftung Hannover bekannt geworden, nach deren Vorbild
inzwischen mehr als 400 weitere Bürgerstiftungen entstanden sind.

Zuletzt war er vom Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW)
Leverkusen/Rheinisch Bergischer Kreis zu einer Premierenveranstaltung
eingeladen: Dem ersten Jahresempfang, den der Verband gemeinsam mit
den Sponsoren von der VR Bank Bergisch Gladbach-Leverkusen und der
Betriebskrankenkasse Pronova BKK ausrichtete. Den Veranstaltern ging
es auch darum, regionalen Unternehmern sowie Vertretern aus Wirtschaft
und Politik eine neue Plattform zu bieten.

Wird die Jugend von heute immer schlimmer, respektloser und
gewalttätiger? Nein, widerlegte Pfeiffer bei seinen Ausführungen zum
Thema „Unsere Jugend – die beste, die wir je hatten?“ in den
Räumen der Pronova BKK in Wiesdorf. Insgesamt habe sich die
Jugendgewalt in Deutschland seit 2007 halbiert. Das habe mit dem
Wandel der elterlichen Erziehungskultur zu tun und sei darauf
zurückzuführen, dass Eltern – wie ursprünglich von Astrid
Lindgren gefordert – überwiegend auf gewaltfreie Erziehung setzten.

Geliebte Kinder würden mehr Selbstvertrauen und soziale Kompetenz
entwickeln. Sie seien insgesamt lernfähiger und empathischer.
Wie sich die neue Erziehungskultur unter dem Motto „Mehr Liebe,
weniger Hiebe“ auswirke, sei im Übrigen durch Forschungen
nachweisbar. Anlass zur Sorge bereiteten hingegen die vielen jungen
Flüchtlinge. Unter den Migranten seien überproportional viele
Männer im Alter von 14 bis 30 Jahren vertreten.

Diese zählten in der Forschung als Risikogruppe und würden schneller
straffällig werden, als Gleichaltrige. Mit ihnen sei ein neuer
Nachschub von „Machokultur“ – also die Kultur der männlichen
Dominanz – ins Land gekommen. Das habe vieles verändert. Parallel
dazu seien bei Jugendlichen – von Pfeiffer als „Fieberkurve einer
Gesellschaft“ bezeichnet – Angst und Populismus gestiegen, die
Zuversicht im Gegenzug gesunken. Pfeiffer: „Wir merken das daran,
dass sich die Anzahl der Kinder und Jugendlichen deutlich erhöht hat,
die Messer, Tränengas oder Pfefferspray zum eigenen Schutz mit sich
führen.“

Er gehe davon aus, „dass sich die Dinge 2018 wieder etwas
rückläufig entwickelt haben“. Auf jeden Fall müsse man im Dialog
mit den Zugezogenen bleiben. „Man muss ihnen klarmachen, dass
Machokultur der falsche Weg ist“, so Pfeiffer. Er selber sei
zuversichtlich, dass „es gelingt, mit der Einwanderung fertig zu
werden“. Selbst, wenn es schwierig werde. In voraussichtlich zwei
Wochen wird ein neuer Forschungsbericht veröffentlicht. Dann werde
sich zeigen, ob seine Prognosen zutreffen.
 

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