Männerchöre
Das Ende vom Lied?

Beim Konzert des MGV Rauschendorf 2007 in Haus Schlesien verfügte der Chor noch über viele Sänger.  | Foto: Gast / Archiv
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  • Beim Konzert des MGV Rauschendorf 2007 in Haus Schlesien verfügte der Chor noch über viele Sänger.
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  • hochgeladen von Daniel Engel

Auch die Corona-Pandemie hat viele Chöre hart getroffen. Doch das ist es nicht alleine. Nachwuchsmangel, Überalterung und veraltetes Repertoire – manche Chöre fragen sich: Wie geht es weiter?

Einige der rund ein dutzend Chöre in den Kirchengemeinden suchen dringend junge Männerstimmen; in Ittenbach wird ein Chorleiter gesucht, in Oberpleis gibt es schon seit Jahrzehnten keinen Kirchenchor mehr. Keine Nachwuchssorgen haben dagegen der rund 50-köpfige Kammerchor Oberpleis und Frauenchöre wie etwa der 30-köpfige Meisterchor „Cantus Cantabilis“.

Vor allem Männerchöre kämpfen mit Problemen. Gründe gibt es viele: Möglicherweise ist es nicht mehr „cool“ zu singen, die Verpflichtung ist lästig oder das Repertoire nicht zeitgemäß. Der Männergesangverein (MGV) Eintracht Ittenbach gab kürzlich den Kampf auf; doch vier Königswinterer Männerchöre haben bisher überlebt und trotzen allen Schwierigkeiten.

Eine Fusion kommt für keinen der Chöre in Frage, auch wenn die Mitgliederzahlen wenig rosig sind. Man möchte eigenständig bleiben.

Zwei Männerchöre fanden einen anderen Weg: Bereits 2017 gründeten die Sänger des MGV Gemütlichkeit Rauschendorf einen gemischten Projektchor „Happy Singers“, der seitdem als Zusatzchor das Chorleben bereichert und den Männerchor bei Konzerten mit frischem Schwung unterstützt. Auf diese Weise wurden 29 sangesfreudige Damen und auch einige neue Sänger gewonnen, die erfreulicherweise den Altersdurchschnitt etwas anheben. Zurzeit gibt es noch aufeinander folgende getrennte Proben, doch ab Mai will man zur Annäherung zwischen den beiden Proben eine gemischte einführen, erklärten die zweite Vorsitzende Ingeborg Hass-Esser und Geschäftsführerin Karin Dornbusch.

Der junge Chorleiter Hagen Fritzsche modernisierte nach und nach das Repertoire, so dass zum „kühlenden Morgen“ von Pracht oder dem „Abendrot“ von Schubert nun auch „coole“ Lieder von Adel Tavil, Max Giesinger oder Peter Maffay einstudiert werden und sogar Englisch, Schwedisch oder Zulu gesungen wird.

Auch der Männerchor Quirrenbach stand kurz vor dem Aus, als er sich 2023 entschloss, Frauen aufzunehmen. Seitdem singen unter dem neuen Namen „Oberhauer Klänge“ etwa 35 Sänger und Sängerinnen, die langsam zusammenwachsen, miteinander. Die Ausschreibung eines Projektchors für das Maiansingen brachte zudem noch drei neue Sänger.

Mittlerweile sind auch die hartgesottensten Männerchor-Verfechter überzeugt: „Ohne die Frauen wären wir aufgeschmissen.“ Chorleiter Pavel Brochin hat ein ganz neues Repertoire vierstimmiger Lieder zusammengestellt und das gefällt den Männern wie auch den Frauen. So weit sind der MGV Frohsinn Oelinghoven und der MGV Gemüthlichkeit Königswinter in der Altstadt noch nicht. Zuweilen leihen sie sich für Konzerte Sänger der anderen Chöre aus. Doch eine nachhaltigere Lösung wäre zu überlegen - bevor der letzte Ton verklingt.

Beim Konzert des MGV Rauschendorf 2007 in Haus Schlesien verfügte der Chor noch über viele Sänger.  | Foto: Gast / Archiv
Beim Sommerfest 2015 sangen die Rauschendorfer noch ohne Frauen. | Foto: Gast / Archiv
Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:

Christa Gast aus Königswinter

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