Porzer Friedhofsgärtner ausgezeichnet
Wenn Grabgestaltung zur Kunst wird

Foto: Schlimgen

von Alexander Büge

Pflanzenliebhaber kommen auf der Bundesgartenschau (BUGA) alle zwei Jahre auf ihre Kosten. So war es auch bis zum 8. Oktober 2023 in Mannheim, wo quasi ein Blumenmeer neben dem anderen lag. Dabei ist die Vielfalt der Gewächse riesig, die Farbenpracht kaum in Worte zu fassen. Allerdings findet sich auf dem Areal der BUGA stets auch ein Abschnitt, den Besucher dort eher nicht vermuten. Denn zu sehen sind auch eigens für die Bundesgartenschau konzipierte Grabanlagen. Tatsächlich begraben ist dort aber niemand. Vielmehr wurden die Grabsteine sowie die dazugehörigen Beete im Rahmen eines Wettbewerbs gestaltet, an dem die besten Friedhofsgärtner der gesamten Republik teilnehmen. Thomas und Christian Schlimgen aus Porz wurden dabei nun für ihre außergewöhnlichen Werke gleich mehrfach ausgezeichnet.

Am 9. November wird Schlimgen gemeinsam mit seinem Sohn Christian und seiner Arbeitsgemeinschaft am Gartenbautag NRW nochmals als der Beste der Besten geehrt. „Uns ist etwas gelungen, was noch keine andere deutsche Friedhofsgärtnerei geschafft hat“, sagt Schlimgen. „Gemeinsam mit unserer Arbeitsgemeinschaft haben wir es geschafft, alle großen Goldmedaillen und alle Ehrenpreise in einer Kategorie zu gewinnen. Daraus resultieren wiederum die Staatsehrenpreise in Silber und Gold des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, die höchsten Auszeichnungen, die in dieser Branche verliehen werden.“

Um es so weit zu bringen, hat Schlimgen mit seinem Team zahlreiche Arbeitsstunden investiert und einen großen finanziellen Aufwand betrieben. Zudem liegt zwischen der ersten Planung und der tatsächlichen Umsetzung vor Ort ein großer Zeitraum. „Für die ausgeschriebenen Wettbewerbe müssen sich die Betriebe bewerben und ihre Vorstellungen als Zeichnungen einreichen. Nach der Zuteilung erfolgt die Kontaktaufnahme mit dem Steinmetz, der sein Grabmal ebenfalls speziell für die Ausstellung auf der BUGA anfertigt“, sagt Schlimgen, der am BUGA-Wettbewerb der besonderen Art bereits seit 32 Jahren teilnimmt. „Nach der Anfertigung des Steins setzen wir schließlich unsere Vorstellungen in die Tat um.“ Ein Prozess, der pro Grabstätte zusammengerechnet etwa eine gesamte Arbeitswoche lang dauert. Schließlich ist nahezu jeder Handgriff präzise durchgeplant, ehe er vor Ort in die Tat umgesetzt wird. „Wir versuchen wirklich jedes Blättchen in die richtige Richtung zu drehen und jedes Blümchen so schön wie möglich erstrahlen zu lassen“, sagt Schlimgen. „Denn wir sehen das Ganze als eine Kunstform an, die die Besucher begeistern soll.“

Gelungen ist das dem Team Schlimgen sowie seinen Azubis bislang sehr gut. Schließlich wurde das Team des 61-Jährigen für seine Werke auch in der Vergangenheit bereits mehrfach ausgezeichnet. Nur: Wie genau lässt sich diese Kunst der besonderen Art überhaupt bewerten? Ganz einfach: Eine Jury, bestehend aus fünf Preisrichtern, vergibt für die Leistungen der Teilnehmer maximal 100 Punkte. Und je nach erreichter Punktzahl können die Betriebe Gold-, Silber- oder Bronzeplaketten gewinnen. Darüber hinaus gibt es große Goldmedaillen und Ehrenpreise, die von Verbänden vergeben werden. Und dabei war Schlimgen nun erfolgreicher als jemals zuvor, da er für die jeweiligen Bepflanzungen im Frühling, Sommer und Herbst ausschließlich Bestnoten erhielt.

Mit seiner Arbeitsgemeinschaft, die die höchste Wertung erreicht hatte, gewann er nun also den Ehrenpreis des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft in Gold. Zudem wurde sein Sohn Christian mit Silber ausgezeichnet. „Das Ganze ist mit einem riesigen Aufwand und großen Kosten verbunden“, sagt Schlimgen, der für seine Arbeit von den BUGA-Verantwortlichen lediglich einen Unkostenzuschuss erhält. „Aber wenn wir schon so viel Energie und Kraft in diese Projekte stecken, dann möchten wir am Ende natürlich auch gewinnen.“ Und das ist Schlimgen nun einmal mehr gelungen. Ans Aufhören denkt Familie Schlimgen deshalb aber nicht. Im Gegenteil. Auch bei der nächsten Ausgabe der BUGA will sie wieder dabei sein, dann womöglich mit noch schöneren Bepflanzungen.

Redakteur/in:

EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

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