Auf Malta: Zu Gast bei einem Oliven-Gutsbesitzer
Sie sind wahre Alleskönner

Legt Wert auf Tradition: Charles Bugeja setzt auf die einheimische Olivensorte Tal-Bidni und den nachhaltigen Landbau. Der Malteser hat vor 20 Jahren das Erbe seiner Vorväter angetreten, zuvor arbeitete er auf Ölplattformen. | Foto: Daniel Basler
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  • Legt Wert auf Tradition: Charles Bugeja setzt auf die einheimische Olivensorte Tal-Bidni und den nachhaltigen Landbau. Der Malteser hat vor 20 Jahren das Erbe seiner Vorväter angetreten, zuvor arbeitete er auf Ölplattformen.
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Überbordende Kultur und Geschichte: Die kleine Inselwelt südlich von Sizilien strotzt nicht nur mit steinzeitlichen Mega-Bauten, wilden Felsküsten mit versteckten Buchten und einer vielseitigen Kulinarik. Ihre seit Jahrhunderten gepflegte Tradition des Olivenanbaus ist ein Erbe, dem Einheimische wie Urlauber mit wachsender Wertschätzung begegnen.

Es ist fast schon eine Art Liebesverhältnis. Seit gut 20 Jahren ist Charles Bugeja ihm gänzlich verfallen. In der Herbstsaison fährt er dafür allerdings eine reiche Ernte ein. „Rund 300 Kilo davon bringe ich dann abends zur Ölmühle-Pressung“, gibt der 63-Jährige seine Passion preis, der er tagein und tagaus auf seiner Plantage im Zentrum Maltas, nahe des schmucken Landstädtchens Haz-Żebbug, eine der ältesten Ansiedlungen der Mittelmeerinsel, nachgeht. Dass er diese Mühen auf sich nehme, dafür bekomme der Olivenhain-Besitzer das ganze Jahr über viel von seinen über 150 Gewächsen zurück.

„Zusammen mit dem Land verkörpern sie ein lebendiges Vermächtnis, mit dem wir stark verbunden sind und uns richtiggehend emotional als Familie damit identifizieren“, schaut er auf seine Vorgänger, Großvater und Vater, zurück, in deren Fußstapfen er das kleine landwirtschaftliche Gut unter dem Namen „Ta'Xmun Olive Grove“ mit großer Sorgfalt und ökologischer Anbau-Philosophie weiterführt. Wie hingebungsvoll er das anstellt und welchen Enthusiasmus er dabei ausstrahlt, gehören ebenso zu seinen lebendigen Führungen wie seine ausgreifenden Erklärungen zur über 6000 Jahre alten Oliven-Kultur im Mittelmeerraum und ihrer speziellen Tradition auf den beiden maltesischen Eilanden.

Zwar seien die Inseln karg, trocken und klein, dennoch gelinge es den meist kleinen Familienbetrieben bemerkenswerte Erträge von Zitrusfrüchten, Wein, Tomaten, Kartoffeln und Olivenöl von außergewöhnlicher Güte zu gewinnen. „Gerade letzteres Erzeugnis hat in den vergangenen Jahren einen Auftrieb erlebt, da die lokale Wirtschaft und die Tourismusbranche in der kleinen Frucht nicht nur eine kulinarische Perle, sondern ebenso deren große Bedeutung für Maltas Lebensart, Geschichte und Identität erkennen“, verdeutlicht Charles Bugeja zu Beginn einer Führung mit einer deutschen Touristengruppe die reiche Kultur und das vielfältige Erbe, die sich im Laufe der Jahrhunderte rund um den knorrigen und mythisch aufgeladenen Olivenbaum herausgebildet haben.

„Olivenhaine sind über das ganze Land verteilt, wobei sich die meisten im südlichen Teil der Inseln befinden. Neben landläufigen Arten genießen die endemischen, einheimischen Sorten Ġellewża und Tal-Bidni einen hohen Stellenwert. Sie sind in der Regel kleiner im Vergleich zu Exemplaren aus Spanien oder Italien und haben eine dunkle Farbe und gelten als besonders schmackhaft“, gibt er strahlend zu – während er die Zuhörenden zu einer überdachten Terrasse führt –, dass sie für ihn in Sachen charakteristischem Aroma und Qualität zu den besten im Mittelmeerraum zählen.

„Starköche wie der Engländer Jamie Oliver verwenden unsere kaltgepressten Öle vorzugsweise in ihren Küchen und sind voll des Lobes für deren einzigartige Hochwertigkeit“, lädt er die Gruppe nach dem Rundgang zu einer obligatorischen Kostprobe lokaler Leckereien ein – und garniert dazu mit dem Extra Virgin Olive Oil und in Salzlake eingelegten Oliven seine hauseigenen Schmankerl.
Während der eine oder andere noch ein zweites Gläschen Öl genießt, ist der Gastgeber schon wieder in seinem Element. „Etwas angewärmt schmeckt es viel besser“, rät er allen in der Runde, den Becher Öl in der verschlossenen Hand etwas anzuwärmen. Darauf hebt er schwärmend die Inhaltsstoffe der Steinfrüchte als gesundheitsfördernde Alleskönner hervor. „Der goldene Saft ist nicht nur flüssiges Fett für den Salat. Da es nur einmal schonend gepresst wird, bleiben seine ungesättigten Fettsäuren, die der Körper nicht selbst produzieren kann, weitgehend erhalten. So hat der ganze Organismus etwas davon, denn sie beugen Arterienverkalkung vor, schützen vor Herzinfarkt und vor Krebs und wirken gar der Hautalterung entgegen.“

Ohne sein beherztes Zutun könnten die Bäume mit ihren Früchten jedoch nicht ein derartiges Potenzial hervorbringen. Neben der nachhaltigen Bewirtschaftung des Landguts mit viel Handarbeit braucht es viel Wissen und Erfahrung, das Gedeihen der uralten, immergrünen Nutzpflanzen zu fördern. „Die heranwachsenden Oliven kontrolliere ich persönlich regelmäßig, um eventuelle Schädlinge mit Lockfallen oder natürlichen, biologischen Mitteln abzuwehren“, zeigt er auf eine Bildaufnahme. Auf ihr sind weiße, flauschige Punkte zu sehen, die am Laub oder an Stielen kleben. „Es handelt sich um sogenannte Wollläuse in ihren Wattebäuschen“, benennt er eine der häufigsten schädlichen Plagegeister, „die den Olivenbäumen ihre Kraft nehmen können.“

Zum vitalen Wachstum und einer verbesserten Fruchtproduktion der Bäume braucht es zugleich ein tiefes Verständnis ihres eigentümlichen Lebenszyklus und entsprechende Pflege. „Dazu gehört insbesondere, dass wir die Gewächse regelmäßig ausschneiden. Nur junge Triebe bringen ab dem zweiten Jahr eine gute Ernte. Innere Äste entfernen wir, um Platz für die Entwicklung der Früchte im äußeren Kronen-Bereich zu schaffen. So sind sie gleichmäßig dem Licht, der Sonne und der kühlenden Meeresbrise ausgesetzt, womit wir eine weitaus höhere Qualität erreichen, verglichen mit jenen Oliven, die im Inneren des Baumes wachsen. Kurzum, wird nicht ausgedünnt und die Krone bleibt dicht, fehlt es an Kraft und die Oliven entwickeln nicht ihr prägnant-würziges Geschmacksprofil“, umreißt er neben dem Handpflücken der Früchte zur Ernte das ganzjährig notwendige Pensum.
„Gerade weil der langsam wachsende Baum über viele Monate umsorgt und geerntet werden muss, ist er nicht nur eine Quelle für Nahrung und Heilmittel, sondern lehrt uns über die Verbundenheit zu ihm ebenso viel über die Natur und das Leben, es zu verstehen und zu schätzen“, schlägt Charles Bugeja den Bogen zu seiner Heimatinsel, die er in jungen Jahren verließ, um auf Bohrinseln sein Brot zu verdienen.

Denn so wie ihn der Olivenbaum inspiriert, bereichert, mit der Erde verbindet und mit der Geschichte verwebt, hat auch Malta für ihn eine tiefgreifende Bedeutung, wie er am Schluss der Führung und Verkostung gegenüber der Reisegruppe verrät und anregt, den Facettenreichtum des kleinen Inselstaats südlich von Sizilien sich auf einer längeren Reisetour zu erschließen. „Der Archipel ist ein Kosmos, geprägt über Jahrtausende von verschiedenen Eroberern und Kulturen, eine lebendige Mischung mediterraner und nordafrikanischer Lebenswelten, ein Zeugnis tief verwurzelter gemeinschaftlicher Identität und erlebbarer Lebensfreude seiner weltoffenen Inselbewohner.“

Text / Fotos Daniel Basler

Ausführliche Infos zum Thema Olive und zum Reiseziel Maltesischer Archipel sind auf folgenden Seiten oder Kontaktadressen zu bekommen: www.visitmalta.com, www.heritagemalta.mt, Ta’Xmun Olive Grove: taxmunolivegrove@gmail.com

LeserReporter/in:

Daniel Basler aus Köln

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