So gut ist Köln in puncto Elektromobilität
Stadt mit E ?

Köln: Wie viele E-Autos gibt es? Wie gut ist die Lade-Infrastruktur? Wie kommt man an private Ladestationen? | Foto: Quellen: Embeki & Heorshe/stock.adobe.com / Montage: EdW
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  • Köln: Wie viele E-Autos gibt es? Wie gut ist die Lade-Infrastruktur? Wie kommt man an private Ladestationen?
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Die Mobilitätswende soll gelingen, der CO2-Wert deutlich verringert werden. Mitentscheidend dafür ist der Ausbau der E-Mobilität. Nur: Wie gut ist Köln diesbezüglich aufgestellt? Und wie steht die Domstadt im Vergleich zu anderen deutschen Großstädten da? EXPRESS – Die Woche hat sich die Situation in puncto Individualverkehr genau angeschaut.

von Alexander Büge
und Serkan Gürlek

Köln. Kölns Straßen sind voll, jeden Tag und gefühlt überall. Aufgrund von rund 576 000 gemeldeten Kraftfahrzeugen ist das allerdings kein Wunder. Immerhin: Der Anteil der E-Autos und Plug-In-Hybride (Kombination aus E-Auto und Verbrenner) stieg in den vergangenen Jahren kontinuierlich an. So sind in Köln derzeit rund 16 900 E-Autos und zusätzlich 17 600 Plug-In-Hybride gemeldet, was bedeutet: Etwa sechs Prozent der Fahrzeuge in Köln können sich mit reinem Elektroantrieb fortbewegen.

Über beste Voraussetzungen, ihren Wagen laden zu können, verfügen die Besitzer von E-Autos in der Domstadt allerdings nicht. Denn laut der aktuellsten Ladenetz-Rangliste aller deutschen Städte und Landkreise des Verbands der Automobilindustrie vom Juli 2023 belegt Köln lediglich Platz 284, da sich in der Domstadt 25,8 E-Pkw einen öffentlich zugänglichen Ladepunkt teilen müssen.
Damit liegt Köln auch hinter Vergleichsstädten wie Berlin (19,3), Hamburg (20,3), Stuttgart (15,3), Leipzig (17,1), Düsseldorf (20,3), Dortmund (19,4) oder Essen (22,7), aber immerhin vor Städten wie Münster (35,9) oder Duisburg (32,9).

Noch klafft eine große Lücke zwischen der Anzahl öffentlicher (hellblaue Linie) sowie privater Ladepunkte (dunkelblaue Linie) und der Anzahl an E-Autos (blau) sowie Plug-In-Hybriden (grau) in Köln. Hier die Daten zwischen 2019 und 2023. | Foto: Daten: Stadt Köln, RNG, Bundesnetzagentur | Grafik: Gürlek
  • Noch klafft eine große Lücke zwischen der Anzahl öffentlicher (hellblaue Linie) sowie privater Ladepunkte (dunkelblaue Linie) und der Anzahl an E-Autos (blau) sowie Plug-In-Hybriden (grau) in Köln. Hier die Daten zwischen 2019 und 2023.
  • Foto: Daten: Stadt Köln, RNG, Bundesnetzagentur | Grafik: Gürlek
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Gleichzeitig ist in Köln innerhalb der letzten Monate viel passiert, der Trend zeigt laut Experten in die richtige Richtung. „Köln hat lange Zeit nichts getan und sich mit dem Ausbau der Ladesäulen sehr zurückgehalten, stand deswegen in der Vergangenheit sehr schlecht da“, erklärt Prof. Dr. Roman Suthold, der Fachbereichsleiter Verkehr und Umwelt des ADAC Nordrhein im Gespräch mit EXPRESS – Die Woche. „In den letzten drei Jahren hat die Domstadt allerdings damit begonnen, auch nach Druck von ADAC und anderen, eine Ladenetzstrategie aufzubauen und diese auch umzusetzen. In dieser Umsetzungsphase befinden wir uns gerade.“

Tatsächlich sind in Köln seit Juli 2023 bis heute nochmals 171 Ladepunkte hinzubekommen, sodass es nun 1264 davon gibt. Und auch in Zukunft will die Stadt den Ausbau von Ladesäulen weiter vorantreiben. Denn damit im Verkehrssektor eine spürbare Senkung von Emissionen erfolgen kann, hat der Klimarat der Stadt Köln bereits empfohlen, die Ladeinfrastruktur im öffentlichen und privaten (öffentlich zugänglichen) Raum bis zum Jahr 2030 auf 3200 Ladepunkte und bis 2035 auf 12 800 Ladepunkte auszubauen beziehungsweise den Ausbau zu unterstützen.

Um das zu erreichen, können sich seit dem 1. Februar zusätzlich auch private Unternehmen am Infrastrukturausbau in der Stadt Köln beteiligen. Mit dieser Marktöffnung soll ein zusätzlicher Impuls für einen beschleunigten Aufbau eines dichten Ladenetzes entstehen. „Mehr Elektrofahrzeuge in Köln bedeuten damit eine Verbesserung der Luftqualität und weniger Lärm sowie mehr Energieeffizienz“, heißt es dazu vonseiten der Stadt. „Laut einer aktuellen Studie im Auftrag des Umweltbundesamtes sind im Jahr 2020 zugelassene Elektroautos dabei um etwa 40 Prozent klimafreundlicher in ihrer Wirkung als Pkw mit Benzinmotor. Ein ausreichendes Angebot an E-Ladestationen ist daher für die Begleitung der sogenannten Antriebswende unerlässlich.“

Klar ist dadurch aber auch: Das Straßenbild wird sich verändern, der ein oder andere Parkplatz für Verbrenner wegfallen. Schließlich werden viele E-Ladepunkte auf bisherigen Stellplätzen für Pkw errichtet, wobei laut Stadt für eine Säule mit zwei Ladepunkten der Raum von drei Parkplätzen benötigt wird.
Heißt: Die ohnehin schon knappe Anzahl von Parkplätzen verringert sich in Köln nochmals nach und nach. Denn an den Ladesäulen dürfen ausschließlich E-Autos parken, und zwar nur maximal vier Stunden während des Ladevorgangs (zwischen 8 und 20 Uhr). Ansonsten droht Falschparkern ein Bußgeld in Höhe von 55 Euro.

OB Henriette Reker an einer E-Ladesäule an der Mainzer Straße. | Foto: Thilo Schmülgen

Dass sich der Verkehrssituation in Köln in den kommenden Jahren spürbar verändern wird, ist also offensichtlich. Denn die Elektromobilität wird in Zukunft immer dominanter werden. Dafür hat die Stadt Köln durch diverse Entscheidungen in den vergangenen Monaten und Jahren gesorgt. Und damit scheint sie aktuell auf einem guten Weg zu sein, auch wenn das Thema zunächst stark vernachlässigt wurde.

E-Autos zu Hause laden

Ein Komfortfaktor beim Elektro-Auto ist, dass es auch auf dem heimischen Parkplatz oder in der Garage geladen werden kann. Doch welche Hürden gibt es dabei?
Am einfachsten ist es bei Bewohnern von Einfamilienhäusern mit unmittelbarem Stellplatz am Haus oder einer eigenen Garage mit Stromanschluss. Hier muss lediglich ein Elektriker eine Wallbox installieren und beim Netzbetreiber anmelden. In Köln ist der Netzbetreiber die Rheinische Netzgesellschaft (RNG) und bietet ein Online-Anmeldung an. Die RheinEnergie vertreibt beispielsweise sowohl verschiedene Wallboxen als auch gleich einen Aufbau-Service über ein Netzwerk von Handwerkern.
Komplizierter wird es bei Mehrfamilienhäusern oder generell wenn Wallboxen eine Leistung von 11 Kilowatt übersteigen. Denn, dann bedarf es einer Genehmigung durch den Netzbetreiber.
Dies bedeutet, dass mehrere Wallboxen über ein Lastmanagement-System so vernetzt sein müssen, dass nie mehr als 11 kW Leistung abgerufen werden. Dadurch dauern einzelne Ladevorgänge länger oder werden erst nach Ende einer anderen Ladung gestartet.

Günstige Stromtarife

Man könnte meinen, als E-Autofahrer, der seine Gefährt zu Hause lädt, schon zu den Großkunden gehört, was den Strom anbelangt. Doch dem ist bei den meisten Stromanbietern nicht so. Die Rhein-Energie beispielsweise sieht keine gesonderten Tarife für Elektro-Automobilisten vor. So zahlt man den gewöhnlichen Preis für die Kilowattstunde. Andere Anbieter bieten beispielsweise dynamische Stromtarife an. Wo der Strompreis stündlich an den der Europäischen Strombörse gekoppelt ist. Hier kann es sich lohnen, das Laden auf günstige Zeiten wie beispielsweise die frühen Morgenstunden zu verschieben. Deutlich teurer wird es, wenn beispielsweise zum Feierabend am späten Nachmittag geladen wird. Ob es sich lohnt in einen dynamischen Tarif zu wechseln, kann pauschal nicht beantwortet werden, da die Gesamtkosten stark nutzungsabhänig sind. Was jedoch feststeht ist, dass das Laden an der eigenen Wallbox in der Regel etwa nur die Hälfte kostet, wie an einer öffentlichen Ladesäule.

Redakteur/in:

EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

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