Ruddi Sodemann hat die Musikschule verlassen
Abschied nach 35 Jahren

Der Musikpädagoge und Konzertgeiger Ruddi Sodemann hat nach 35 Jahren die Josef-Metternich-Musikschule verlassen und einen äußerst umtriebigen Ruhestand angetreten. | Foto: Gabriele Rupprecht
  • Der Musikpädagoge und Konzertgeiger Ruddi Sodemann hat nach 35 Jahren die Josef-Metternich-Musikschule verlassen und einen äußerst umtriebigen Ruhestand angetreten.
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Hürth - (gr) Seit 1. November ist der langjährige Leiter der
Josef-Metternich-Musikschule der Stadt Hürth Ruddi Sodemann im
Ruhestand. Sein Kollegium hat sich am 31. Oktober mit einem
rauschenden musikalischen Fest von ihm verabschiedet, und auch der
Flüchtlingschor sang Lieder. Am kommenden Montag nun steht der letzte
offizielle Abschied bevor – die Mitglieder des Fördervereins der
Musikschule wollen dem 65-Jährigen für seine langjährige,
erfolgreiche Arbeit danken.

35 Jahre lang war Sodemann an der Musikschule tätig, zunächst als
Geigenlehrer, von 2003 bis 2007 als stellvertretender Leiter und seit
elf Jahren als deren Leiter.

Ein gut bestelltes Haus hinterlässt der Musikpädagoge und
Konzertgeiger, worauf allein schon die nüchternen Zahlen verweisen:
Hatte die Schule vor elf Jahren 800 Schüler, so sind es heute bei
gleichem Etat 2000. Und stolz ist man in der Bonnstraße 109 auf 18
Ensembles. Zahllose Projekte hat Sodemann angeschoben und möglichst
viele Gelegenheiten genutzt, um Fördermittel zu akquirieren. „Es
ist alles eine Frage des Angebots“, erklärt Sodemann. Der
Schlüssel zum Erfolg dürfte im Konzept der aufsuchenden
Musikpädagogik liegen, die bereits im Kindergartenalter ansetzt und
alle Schulformen einschließt, etwa mit der Einrichtung von
Musikklassen an der Gesamtschule, einem Musikschwerpunkt am
Albert-Schweitzer-Gymnasium verpflichtend für alle Fünft- und
Sechstklässler oder Bläser- und Streicherklassen am
Ernst-Mach-Gymnasium. Sodemann war es stets ein Anliegen, auch Kinder
und Jugendliche für Musik zu begeistern, die von Haus aus eher nicht
kulturell aktiv sind.

Die integrative und sprachfördernde Wirkung von Musik und deutschem
Liedgut nutzte Sodemann auch für die Arbeit mit Flüchtlingen. Drei
Räume stellte die Musikschule für die Bildung eines Chores aus
Flüchtlingen und die Ausbildung von bis zu 70 geflüchteten
Jugendlichen an Instrumenten. Im Rahmen eines interkulturellen
Austauschs führten Reisen der Musikschüler bis in die Türkei und
nach Chile, wo die Jugendlichen nicht nur in Kontakt mit fremden
Kulturen, sondern auch mit exotischer Musik und ungewohnten
Instrumenten kamen.

Langweilig wird es Sodemann im Ruhestand wohl nicht werden, wenn man
ihn über seine Pläne sprechen hört. Die neu gewonnene Zeit wird
vielmehr für die weitere Begleitung von Projekten wie „Kultur macht
stark“ genutzt, an dem sich die Musikschule seit 2014 als einzige in
Deutschland ununterbrochen mit neun Projekten beteiligt. Wichtig ist
Sodemann auch die Arbeit mit dem West-Ost-Diwan-Ensemble, in dem bis
zu 40 Schüler unter dem Motto „Gemeinsam zu Hause in Hürth“
deutsche mittelalterliche Tänze und türkische Volksmusik verbinden.

Die Winterreise von Franz Schubert in neuem Gewand sollte man sich
bereits jetzt vormerken: Am Samstag, 15. Dezember, 18 Uhr, gestalten
unter anderem das West Ost Diwan Ensemble, der Chor der Asylsuchenden
„Gemeinsam Singen“ sowie internationale Solisten die musikalische
Performance über Flucht und Hoffnung und den Verlust von Heimat und
Liebe. Der Eintritt im Ernst-Mach-Gymnasium ist frei, Spenden sind
erwünscht. Auch zum 250. Geburtstag Beethovens plant Sodemann ein
Projekt, in dem Jugendliche zu den Themen Freiheit, Gleichheit,
Toleranz neue Stücke komponieren.

Den Vorsitz im Landesverband der Musikschulen wird Sodemann gegen den
Stellvertreterposten eintauschen, im Rahmen seines Lehrauftrags an der
Hochschule für Musik und Tanz hat er einen Zertifizierungskurs für
migrierte Musiker, die gerne an Musikschulen unterrichten würden, ins
Leben gerufen. Ein rundum umtriebiges „Rentnerdasein“ also, das
sicher noch Platz lässt für eine weitere Leidenschaft Sodemanns –
das Segeln.

Die drängende Frage, woher die zwei D im Vornamen kommen, konnte zu
guter Letzt auch noch geklärt werden: „Ein legasthenisch
veranlagter Mitbewohner in meiner damaligen Studenten-WG schrieb statt
Rudi Ruddi in unsere Abrechnungsliste für das gemeinsame Telefon. Das
habe ich vor 40 Jahren übernommen, weil ich es witzig fand.“

Redakteur/in:

REDAKTEURIN Gabriele Rupprecht aus Erftstadt

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