Startschuss
Sanierung der Stadtmauer von Stadt Blankenberg

Bürgermeister Mario Dahm (4.v.re.) mit Projektleiterin Gertraud Wittmer, Anke Trockfeld und Pascal Stangier (v.re.) sowie Architekt Markus Sandner (li.) und dessen Mitarbeiter am Kölner Tor. | Foto: Heimermann
  • Bürgermeister Mario Dahm (4.v.re.) mit Projektleiterin Gertraud Wittmer, Anke Trockfeld und Pascal Stangier (v.re.) sowie Architekt Markus Sandner (li.) und dessen Mitarbeiter am Kölner Tor.
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Stadt Blankenberg. Die Bewohner und Besucher von Stadt Blankenberg müssen in den nächsten Jahren mit den Sanierungsmaßnahmen der historischen und über 900 Jahre alten Stadtmauer leben. Panoramaaufnahmen sind dann nur noch mit eingerüsteter Mauer möglich.

Im Rahmen der Regionale 2025 soll die im 12. Jahrhundert errichtete Stadtmauer instandgesetzt werden. Die Zeit hat dem Gemäuer stark zugesetzt und an ihrer Substanz genagt. Es gab Zeiten, wo auch die Steine der Mauer als schnelles Baumaterial im Ort Verwendung fanden und Teile der Mauer immer wieder geflickt werden mussten. In fünf Abschnitten soll nun die Sanierung bis 2032 erfolgen, damit das Wahrzeichen der Stadt Blankenberg wieder für die nächsten Generationen die Stadt zusammenhält. Die Kosten dafür sind mit rund 23 Millionen Euro kalkuliert. Neben der Städtebauförderung wird die Sanierung mit Hilfe von Bundesmitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie der Denkmalförderung des Landes NRW finanziert.

In den letzten fünf Jahren hat das Fachbüro Sandner Architekten die historische Burg- und Stadtmauer begutachtet, dabei Fundamente freigelegt, Steinproben entnommen und einen Sanierungsplan aufgestellt sowie seit 2019 rund 400 Stellen im Detail untersucht. Dafür mussten die Bruchsteinmauern mit Kernbohrungen auf ihr Inneres untersucht werden, wobei man feststellte, dass die Mauern nach unten stufenartig dicker werden. Die Wehrmauern weisen eine Stärke von zwei bis zweieinhalb Meter auf. Dagegen ist die westliche Mauer - die zur Abgrenzung der später errichteten Wohngebäude diente - nur knapp einen Meter dick. 28 Einzelmaßnahmen werden nach Dringlichkeitsstufen abgearbeitet. Anhand der Kernbohrungen erwies sich der Mauerabschnitt M13 (Stadtmauer am Gartengrundstück Mechthildisstraße 1) als nicht mehr standsicher, als nicht mehr standsicher, das Erdreich drückt gegen die Mauer, die dadurch an einigen Stellen einsturzgefährdet ist. Der Rundweg ist dort schon länger gesperrt. Daher müssen die Abschnitte M13 und M14 sofort statisch instandgesetzt werden. Während der Bauarbeiten bleiben der Durchgang am „Kölner Tor“ und der Spazierweg gesperrt. Die Kosten dafür von rund einer Million Euro wird aus Bundes- und Landesmitteln der Städtebauförderung des Landes NRW gefördert.

Die Sanierung hat nun mit der Instandsetzung der Mauerabschnitte M13 und M14 begonnen, die Abschnitte liegen am Ortseingang direkt am so genannten Kölner Tor. Die Arbeiten führt das Fachunternehmen Dieder Zedler Baugesellschaft aus, das besonders präqualifiziert ist für Natursteinrestaurierung und Erhaltung historischer Baudenkmäler. „Mit den Arbeiten an den ersten Mauerabschnitten beginnt nach drei Jahren Planung nun die Umsetzung des Großprojekts Mauersanierung. Das Integrierte Handlungskonzept für Stadt Blankenberg wird nun konkret und sichtbar. So sichern wir das historische und kulturelle Erbe unserer Stadt für die Zukunft und die nachfolgenden Generationen“, sagte Bürgermeister Mario Dahm.

Zunächst müssen von den beiden Maueraußenseiten insgesamt 37 Anker von fünf Meter Länge im Abstand von 1,5 Meter eingebracht und mit einer Art Unterlegscheibe aus 50 x 50 cm Betonplatten mit der Mauer verankert werden. In Bereichen, wo die Mauer nicht ausreichend gestützt werden kann, wird sie mit Stahlmatten und Spritzbeton stabilisiert und dann mit einer neuen Mauer aus Bergischer Grauwacke verblendet. Erst nach wiederhergestellter Standfestigkeit kann das Gartengrundstück zur Mauerinnenseite wieder betreten werden. Danach werden Fugen und Mauerwerk instandgesetzt und die Spritzbetonschale mit der Natursteinschale verblendet. Die Arbeiten sollen im November abgeschlossen sein. Bei der Verfugung greift man laut Herrn Sander auf alte bewehrte Verfahren aus der Römerzeit zurück, die mit Kalkmörtel verfugten, wobei es aber auf die Siebkörnung des Sandes ankommt. Hier muss der Kalkbrei das Sandkorn umhüllen, so wird die Verfugung elastisch und ist vor Rissen durch Frost und Temperaturschwankungen geschützt. Die Krone der Stadtmauer erhält als „Dach“ eine Begrünung wie bei begrünten Flachdächern. Hierfür wird ein Substrat auf die Mauer gebracht und mit Samen von Flachwurzlern - vorwiegend Sedumpflanzen - eingesät. Diese Pflanzen nehmen Feuchtigkeit auf und schützen das Mauerwerk von oben. 50 Zentimeter unter der Mauerkrone wird eine Sperrschicht eingebaut, darüber führt eine Drainagekiesschicht mit Gefälle, was durchsickendes Regenwasser zu den Wasserspeiern führt und so das tiefergelegene Mauerwerk vor Feuchtigkeit schützt.

Für die weiteren Sanierungsabschnitte benötigt man im westlichen Bereich der Mauer noch sehr umfangreiche Untersuchungen, dort gibt es viele Gewölbe, die man auf einer Breite von drei Metern gründlich erforschen muss, um die Maßnahmen genau festlegen zu können. Erst in drei Jahren werden diese Untersuchung abgeschlossen sein. Die gesamte Mauer ist rund 1.500 Meter lang und umfasst 13.600 Quadratmeter Fläche. Ziel ist es, einerseits das denkmalwürdige und identitätsstiftende Erscheinungsbild der Burg- und Stadtmauer als Denkmal in Wert zu setzen, andererseits Abschnitte der Stadtmauer denkmalfachlich umfassend zu sanieren.

Die Inwertsetzung einzelner Bauabschnitte gerade an den Eingangstoren im Süden wird durch die Städtebauförderung bezuschusst. Der südliche Mauerabschnitt liegt in Sichtachse zum Kultur- und Heimathaus. Wie Thorsten Behrendt vom Büro Sander berichtete, dient für das Sanierungskonzept eine 900-seitige historische Beschreibung, die noch nicht komplett gelesen werden konnte. Zusätzlich müssen Gutachten über die Flora und Fledermäuse an der Mauer berücksichtigt werden. Wenn man zum Beispiel Fledermäuse - die es in der Mauer gibt - bei der Sanierung im Winter sichtet, kann man sie wegen ihrer Winterstarre nicht umsetzen, sie würden es nicht überleben. Blankenberg ist im Gesamten ein Bodendenkmal, liegt im Landschaftsschutzgebiet und so sind die Naturschützer und Archäologen bei der Sanierung immer dabei. Begleitet wird die Instandsetzung auch in einigen Teilen vom Fraunhofer-Institut als Forschungsobjekt.

Nähere Informationen gibt es unter www.stadtblankenberg.de.

Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:

Alfred Heimermann aus Hennef

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