Es kann alle Orte treffen
Gemeinde Eitorf rüstet in Sachen Überflutungsgefahr auf

Auch aus vermeintlich beschaulich dahinfließenden Bächen kann durch Stark- und Extremregen ein reißender Strom werden. | Foto: Hans Braxmeier/Pixabay
  • Auch aus vermeintlich beschaulich dahinfließenden Bächen kann durch Stark- und Extremregen ein reißender Strom werden.
  • Foto: Hans Braxmeier/Pixabay
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Eitorf - Die verheerende Unwetterkatastrophe im Ahrtal und an der Erft hat es
noch einmal brutal ins Gedächtnis gerufen. Alle Orte in Deutschland
können von einem solchen Starkregenereignis betroffen sein. Eitorf
lag am 15. Juni Luftlinie nur wenige Kilometer außerhalb des
Starkregengebietes über NRW. Die Nachbarkommune Hennef wurde im
hingegen Opfer dieses Starkregenereignisses. Auch Eitorf, dessen
Ortszentrum im Jahr 1970 von einem lokalen Starkregenereignis heftig
in Mitleidenschaft gezogen wurde, kann daher durch Starkregen oder
Hochwasser überflutet werden.

Verbesserung des Schutzes vor Hochwasser und Starkregen

Nach den schweren Schäden in 1970 (mit viel Glück ohne Tote) wurden
in Eitorf zahlreiche Schritte unternommen, um die Überflutungsgefahr
für das Ortszentrums zu verringern. So wurde(n)

  • zwei oberirdische Regenrückhaltebecken Oberlauf des
  • Eipbaches gebaut[/*]

  • ein unterirdisches Rückhaltebecken im Ortskern
  • gebaut[/*]

  • das Kanalsystem deutlich ausgebaut[/*]
  • eine
  • fernauslesbare Pegelstation am Mittellauf errichtet und
    betrieben[/*]

  • Stahlblechverkleidungen an zwei Brückengeländern
  • installiert, die die vorzeitige Überströmung verhindern[/*]

  • die
  • Dammbalken für die privaten Brückendurchlässe in der
    Cäcilienstraße erneuert und vor Ort gelagert[/*]

  • begonnen die
  • Hochwasserschutzmauern entlang des Eipbaches zu sanieren bzw. zu
    erhöhen[/*]

Daneben hat die Gemeinde in den Bevölkerungsschutz investiert. Es
wurde das mobile Hochwasserschutzsystem „Beaver“ beschafft, ein
Abrollbehälter Hochwasserschutz für die Feuerwehr angeschafft
und eine mobile Warnanlage zur Dachmontage auf Feuerwehrfahrzeugen
gekauft. Der flächendeckende Ersatz der veralteten Warnsirenen durch
moderne digitale Sirenen wird noch in diesem Jahr abgeschlossen.

Intensiv wurde außerdem untersucht, ob in Höhe der alten Brücke
nach Scheidsbach ein weiteres Rückhaltebecken für den Eipbach
verwirklicht werden kann. Auch die Schaffung eines Bypasses unter der
Leienbergstraße (gegenüber Gaststätte Mythos) wurde ins Auge
gefasst. Beide Ideen wurden schließlich wieder verworfen.

Überschwemmungsgebiete der Sieg und des Eipbaches

Sowohl für die Sieg als auch den Eipbach existiert ein gesetzlich
festgesetztes Überschwemmungsgebiet. Die beiden
Überschwemmungsgebiete kennzeichnen die Flächen in Eitorf, die von
einem hundertjährigen Hochwasserereignis dieser Gewässer betroffen
sein werden. Alle Gebäude und Grundstücke die innerhalb dieses
Gebietes liegen sind potentiell überschwemmungsgefährdet. Das
entsprechende Kartenwerk findet man unter
www.eitorf.de unter Starkregen.

Starkregen-Gefahrenkarten und Überflutungsanalyse

Daneben wurden 2018 die Starkregen-Gefahrenkarten und die
Überflutungsanalyse flächendeckend für das gesamte Gemeindegebiet
fertiggestellt, der Öffentlichkeit vorgestellt und auf unserer
Homepage veröffentlicht. Anhand dieser Karten kann man für jedes der
über 12.000 Gebäude und jedes Grundstück in Eitorf das errechnete
und automatisiert bewertete Überflutungsrisiko einsehen.

Die vorgenannten Kartenwerke ersetzen aber keine sorgfältige
Beschäftigung mit dem Gefahrenpotential für das eigene Gebäudes
bzw. Grundstück. Hier ist Jeder selbst gefordert, sich Gedanken zu
machen, inwieweit er durch geeignete Schutzmaßnahmen das eigene
Überflutungsrisiko und Schadenspotential reduzieren kann.

Nach dem Wasserhaushaltsgesetz des Bundes sind alle Bürger, die von
Hochwasser betroffen ein können, sogar gesetzlich verpflichtet,
zumutbare geeignete Vorsorgemaßnahmen zum Schutz vor nachteiligen
Hochwasserfolgen und zur Schadensminderung zu treffen.

Geplante nächste Schritte

In einem nächsten Schritt plant die Kommune aufgrund des bereits
vorhandenen Gefahrenkartenwerkes die Erstellung einer Risikoanalyse
und eines daraus resultierenden, gemeindlichen Handlungskonzeptes.
Daneben soll bald in der Cäcilienstraße eine weitere fernauslesbare
Pegelstation am Eipbach in Betrieb genommen werden. Weiterhin werden
wir prüfen, wie wir die Bevölkerungswarnung in Unwettersituationen
weiter verbessern können. Geplant ist auch die Schaffung
zusätzlichen Retentionsraumes für den Eipbach südlich der
Tennisplätze auf einer gemeindeeigenen Waldfläche. Außerdem wird
die Öffentlichkeitsarbeit zur Sensibilisierung für das Thema
Starkregen und Hochwasser intensiviert. Schließlich soll die
Überwachung des Wasserstandes des Eipbaches ausgebaut werden.

Kurze Vorwarnzeit an Bächen

Im Gegensatz zu größeren Gewässern wie der Sieg beträgt die
Vorwarnzeit bei Starkregen nicht Tage, sondern bei kleinen Gewässern
wie beispielsweise dem Eipbach oft nur wenige Minuten. Dadurch besteht
für die Bachanlieger in Tallage eine wesentlich größere Gefahr, von
Überflutungen plötzlich überrascht zu werden. So erreicht das
Wasser des Eipbaches, nachdem es die Pegelstation in Mühleip
passiert, in nur 28 Minuten das Ortszentrum von Eitorf.

Umso (lebens-)wichtiger ist es, die nachfolgenden, dringenden
Empfehlungen zu beachten:

  • Nehmen Sie Einblick in das oben genannte Kartenwerk und
  • beschäftigen Sie sich mit den konkreten Gefahren für Ihr Wohn- oder
    Geschäftsgebäude.[/*]

  • Schließen Sie  eine Wohngebäude- und
  • Hausratsversicherung gegen Elementarschäden ab. So können Sie
    zumindest die materiellen Folgen einer Überflutung
    verringern.[/*]

  • Sofern möglich, verbessern Sie den Schutz vor
  • Überflutung durch eigene Vorsorgemaßnahmen wie die Lagerung von
    Sandsäcken, Einbau von anflutungsdichten Fenster, Türen oder Toren,
    Beseitigung von tiefgelegenen Gebäudeöffnungen, Verlagerung der
    Schlafräume in höher gelegene Stockwerke usw.[/*]

  • Machen Sie sich
  • mit den verschiedenen Warnsignalen der digitalen Sirenen vertraut,
    damit sie im Fall des Falles wissen, was zu tun ist.[/*]

  • Achten Sie
  • immer auf die Unwetterwarnungen der Wetterdienste und treffen Sie bei
    Unwetterprognosen für sich und Ihr Eigentum zusätzliche
    Vorsorgemaßnahmen, wie z.B. Sandsäcke befüllen, Dammbalken
    einsetzen, Beobachtung des Regenradars und des Wasserstandes des
    Eipbachs, Radiomeldungen verfolgen.[/*]

  • Sprechen Sie mit Nachbarn,
  • Verwandten, Freunden und Kollegen über aktuelle Warnungen und
    informieren Sie diese hierüber.[/*]

  • Laden Sie sich die App „Meine
  • Pegel“ auf Ihr Smartphone und beobachten Sie bei Unwetterwarnlagen
    regelmäßig die Pegelstände von Sieg und Eipbach. Sie können über
    die App auch Wasserstandsmitteilungen per Push-Nachricht auf Ihr
    Smartphone erhalten.[/*]

  • Laden Sie die Warn-App „Nina“ auf Ihr
  • Smartphone, damit Sie gewarnt werden können.[/*]

  • Hören Sie
  • Sirenenwarnungen oder bemerken Sie Überflutungen, schalten Sie sofort
    Ihr Radio ein bzw. achten Sie auf Durchsagen mittels
    Feuerwehrfahrzeugen.[/*]

  • Machen Sie benachbarte Bachanlieger auf
  • diese Empfehlungen aufmerksam und bleiben Sie auch dann aufmerksam,
    wenn Hochwasserereignisse nicht mehr die Schlagzeilen beherrschen oder
    über längere Zeit nicht mehr vorgekommen sind.[/*]

Diese Empfehlungen können bei extremen Wetterereignissen - wie sie
zuletzt auch in Deutschland häufiger zu beobachten sind -
Überflutungen und Schäden letztendlich nicht verhindern. Sie können
aber gegebenenfalls Leben retten und Schäden verringern. Sie gelten
im Übrigen sinngemäß auch für alle Bachanlieger an anderen Bächen
in Eitorf wie zum Beispiel dem Krabach, dem Erlenbach, dem Pingelsbach
oder dem Halfter Bach.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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