Unsere Telefonaktion zur Organspende:
Der Wille des Verstorbenen hat immer Vorrang

Viele Fragen hatten unsere Leserinnen und Leser - eine war, welches Organ in Deutschland am meisten benötigt wird: Es ist die Niere. | Foto: magicmine/adobe.stock.com
  • Viele Fragen hatten unsere Leserinnen und Leser - eine war, welches Organ in Deutschland am meisten benötigt wird: Es ist die Niere.
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Region (red). Viele Leser nutzten die Chance, sich während unserer Telefonaktion bei Experten des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit (BIÖG) über die Möglichkeit einer Organspende nach dem Tod zu informieren. Es ging vor allem um die Dokumentation des eigenen Willens, um Altersgrenzen und um den Prozess der Transplantation.

Eine Übersicht über die Fragen und Antworten

Mit meinen 83 Jahren hat es wohl keinen Zweck, einen Organspendeausweis auszufüllen, oder?Doch, denn es gibt praktisch kein Höchstalter für Organspender. Sowohl die Nieren als auch die Leber können wesentlich länger funktionieren als ein Mensch leben kann. Das hängt damit zusammen, dass beide Filterorgane sich immer wieder regenerieren.Kann man auch Organspender werden, wenn man zu Hause stirbt?Nein, eine Organspende ist nur nach einem Hirntod in einem kleinen Zeitfenster möglich. In diesem Zeitraum muss das Herz-Kreislauf-System des Verstorbenen künstlich aufrechterhalten werden. Das geht nur auf einer Intensivstation. Nur so können die Organe weiterhin durchblutet und transplantiert werden. Der Hirntod ist extrem selten. Daher kommen nur sehr wenig Verstorbene überhaupt für eine Organspende infrage.Kann ein hirntoter Mensch wieder ins Leben zurückkehren?Auch wenn mit intensivmedizinischen Maßnahmen das Herzkreislaufsystem aufrechterhalten werden kann, wird nach dem Hirntod das Hirngewebe nach und nach vollständig abgebaut. Eine Rückkehr ins Leben ist ausgeschlossen.Wer entscheidet, ob einem Toten Organe entnommen werden dürfen?Im Idealfall hat das die verstorbene Person bereits zu Lebzeiten getan und ihren Willen zum Beispiel auf einem Organspendeausweis, im Organspende-Register oder in einer Patientenverfügung dokumentiert. Wenn nicht, werden die Angehörigen nach einer Entscheidung im Sinne der oder des Verstorbenen gefragt.Müssen sich die Ärzte an meine Entscheidung zur Organspende halten, auch wenn mein Sohn anderer Meinung ist?Der schriftlich dokumentierte Wille der Verstorbenen hat immer Vorrang. Die Organentnahme ist rechtlich zulässig, auch ohne Zustimmung der Angehörigen. Die Angehörigen müssen allerdings über den Schritt informiert werden.Welches Organ wird am meisten gebraucht?Derzeit warten in Deutschland rund 8.260 Menschen auf ein Spendeorgan. Die meisten benötigen eine Niere. Pro Tag sterben im Durchschnitt drei Menschen, weil kein passendes Organ rechtzeitig zur Verfügung steht.Ist es möglich, nur bestimmte Organe für eine Spende freizugeben?Ja, Sie können festlegen, welche Organe oder Gewebe Sie spenden würden und welche nicht.Meine Mutter wartet auf eine Nierentransplantation. Woher bekommt sie das Organ?Die Transplantationszentren geben die Daten der Patienten an die Stiftung Eurotransplant weiter. Eurotransplant gleicht die Merkmale der Patienten auf den Wartelisten mit den Merkmalen der Spender ab. Zu Eurotransplant gehören Belgien, Deutschland, Kroatien, Luxemburg, die Niederlande, Österreich, Slowenien und Ungarn. Aufgrund des großen Patientenpools ist häufig ein „Perfect Match“ möglich. Deutschland profitiert von Eurotransplant, da es mehr Organe erhält, als es abgibtEs kann ja sein, dass ein passendes Spendeorgan hunderte Kilometer entfernt entnommen wird. Wie kommt es schnell genug zum Patienten?

Gibt es ein passendes Spenderorgan, muss sich der Patient umgehend in das zuständige Transplantationszentrum begeben. Schon während der Entnahme des Spenderorgans wird der Empfänger auf die Transplantation vorbereitet. Auf dem Boden- oder Luftweg gelangt das Organ in speziellen Kühlbehältern zum Bestimmungsort. Äußerste Eile ist geboten. Ein Herz kann zum Beispiel nur vier Stunden, eine Niere maximal 24 Stunden konserviert werden.Mein Mann hat seine Organe nach dem Tod zur Spende frei gegeben. Wie wird sein Körper danach aussehen?Der Eingriff wird in einem Operationssaal mit der gleichen chirurgischen Sorgfalt wie bei einem lebenden Menschen durchgeführt. Nach der Entnahme werden die Operationswunden sorgfältig verschlossen und verbunden. Danach wird der Leichnam in würdigem Zustand zur Bestattung übergeben.

Mehr Informationen

Gebührenfreies Infotelefon Organspende: 0800-9040400, Mo-Fr. 9-18 Uhr, hier auch Anforderung kostenloser Organspendeausweise/Info-Material möglich, ebenso per Mail an organspende@bioeg.de, Infos im Internet unter www.organspende-info.de

Redakteur/in:

Montserrat Manke

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