Gesamtschule Bornheim
„Wir können uns das nicht leisten“

- Protest auf dem Schulhof: Gemeinsam hatten die Pflegschaften der Gesamtschule und der Martinus Grundschule zum Protest auf dem Campus in Merten aufgerufen. Auch Lehrer betiligten sich.
- Foto: fes
Merten (fes). „Zukunft sichtbar machen“, „Versprechen müssen gehalten werden“, „moderne Bildung braucht moderne Räume“ oder „HBG = Aushängeschild. Lasst es glänzen“. Das uind noch vioel mehr war auf den Papptafeln und Bannern zu lesen, die Schülerinnen, Schüler und Eltern für eine Protestaktion gegen den Neubau-Stopp der Heinrich-Böll-Gesamtschule (HBG) in Merten mitgebracht hatten.
100 Millionen Kostendeckel
Auf dem Schulcampus, zu dem auch die Martinus-Grundschule gehört, demonstrierten mehr als hundert Schülerinnen, Schüler und Eltern gegen den Ende Februar getroffenen Ratsbeschluss, nach sieben Jahren Planung wegen exorbitant gestiegener Kosten das Neubauprojekt im Mertener Neubaugebiet Me 18 an der Händelstraße zu stoppen. Einer der Gründe ganz offenbar: Es hatte sich keine Generalunternehmer gefunden, den Bau für den vorgegebenen Kostendeckel von 100 Millionen Euro zu realisieren.
Organisiert wurde die Demonstration von den Elternpflegschaften beider Schulen. Gekommen waren auch Vertreter aus Rat und Verwaltung, sowie Bürgermeister Christoph Becker (parteilos), der sich dem Protest stellte und die politische Entscheidung erläuterte.
In einem Punkt sind sich alle einig: Für die Zukunft der HBG und die Martinus-Grundschule muss es eine konstruktive, langfristige und finanziell tragbare Lösung geben, um die Bürger der Stadt nicht über Gebühr zu belasten, etwa durch eine zu hohe Grundsteuer B.
Platz zum Lernen
„Wir stehen heute hier, weil uns etwas ganz Konkretes am Herzen liegt: Unsere Kinder und ihre Zukunft. Wir fordern keinen Luxus und keine Geldverschwendung. Wir sind hier, weil unsere Schule Raum braucht. Platz zum Lernen, Platz für Entwicklung, Platz für Bewegung.“ Mit diesen eindringlichen Worten begrüßte die HBG-Schulpflegschaftsvorsitzende Zeina Abou Sleiman die Demonstrierenden.
Lernende und Lehrende möchte sich nicht noch einmal weitere sieben Jahre vertrösten lassen und in stinkenden, im Sommer überhitzen und im Winter zu kalten Übergangscontainern unterrichtet werden, wie es Schülervertreter Marc Lehmann schilderte.
Bürgermeister Becker unterstrich, dass es immer so gewesen war, dass Kinder, Jugendliche und Bildung in Bornheim stets sehr hohe Güter gewesen seien. Daran habe sich auch nichts geändert. Geändert hätten sich jedoch die Rahmenbedingungen, vor allem die Kosten. Die ersten Zahlen, die „auffindbar“ waren, lagen bei 34 Millionen Euro. Dann sei es „relativ schnell“ um 70 Millionen Euro gegangen, schließlich standen Ende 2024 prognostizierte Kosten von 140 Millionen Euro im Raum: „Das kann sich unsere Stadt in der aktuellen Situation nicht leisten, denn man muss auch wissen, wo dieses Geld herkommt, nämlich von Ihnen und aus Steuermitteln und dann hätten wir in der Stadt eine große Unzufriedenheit, wenn wir diesen Auftrag für diese Summe vergeben hätten.“ Trotzdem hätten die Demonstrierenden recht, mit dem was sie sagen: „Es darf keine ersatzlose Streichung geben, daher arbeiten wir mit Hochdruck an einer Lösung, die dann zu uns passt, die wir finanzieren und leisten können und die wir den Bürgern zumuten können.“ Becker verteidigte auch mögliche Kosten wegen vermeintlich überhöhter Standards, etwa im Bereich Energieeinsparung und Klimaschutz. Würde man diese Standards zurückstellen, spare man nicht etwa 70 Millionen Euro, sondern maximal fünf bis zehn Prozent an Baukosten: „Wir als Kommune müssen nachhaltig bauen, wir wollen die Wärmewende schaffen, denn der Klimawandel, der die Zukunft unserer Kinder betrifft, ist eine Jahrhundertaufgabe.“ Becker erklärte, dass Ende April ein interfraktionelles Gespräch mit der Verwaltung stattfinde um die vom Rat beschlossenen Prüfaufträge zu erörtern. Die Ergebnisse werden dann im Schulausschuss öffentlich beraten.
„Es muss ein Neubau her“
Auch Julian Schwendt und Marc Lehmann von der Schülervertretung (SV) wollten mit ihrer Rede ein Zeichen setzen: „Wir können und wir wollen nicht mehr unter diesen Bedingungen lernen. Es muss eine Veränderung geben, ein Neubau“, betonte Marc Lehmann und kritisierte auch die marode Bausubstanz des Altbaus mit zynischen Worten: „Es geht nicht mehr darum, sich auf den Unterricht zu konzentrieren, sondern vielmehr um die Frage, wann einem die Decke auf den Kopf fällt.“
Unterstützung gab es auch von HBG-Schulleiter Klaus Hannak, der sich ebenso hinter die Forderungen der Beteiligten stellte wie die Direktorin der Martinus-Grundschule, Christine Herm: „Als ich von der Entscheidung, den Neubau zu stoppen hörte, war ich erschreckt.“ Herm fand aber auch versöhnliche Worte: „Gleichzeitig wünsche ins uns allen, dass wir uns gegenseitig Rückenwind geben und wir alle zu einer guten Lösung finden. Aus dem Unmut und aus Krisen heraus entstehen oft gute Dinge.“



Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare