Illegale Mountainbike-Strecke
Freizeit vs. Naturschutz

Im Wolfsbachtal ist eine Fläche von rund 2.600 Quadratmetern durch die Mountainbike-Nutzung betroffen, so die Stadt. Das Amt für Umwelt und Stadtgrün hat in Absprache mit dem Regionalforstamt alle illegal errichteten Anlagen auf städtischen Waldflächen entfernen lassen, um den ursprünglichen Zustand im Naturschutzgebiet bestmöglich wiederherzustellen.  | Foto: jld
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  • Im Wolfsbachtal ist eine Fläche von rund 2.600 Quadratmetern durch die Mountainbike-Nutzung betroffen, so die Stadt. Das Amt für Umwelt und Stadtgrün hat in Absprache mit dem Regionalforstamt alle illegal errichteten Anlagen auf städtischen Waldflächen entfernen lassen, um den ursprünglichen Zustand im Naturschutzgebiet bestmöglich wiederherzustellen.
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Bonn-Gielgen (red). Die Stadt wird in dieser Woche einen illegalen Mountainbike-Trail im Naturschutzgebiet Wolfsbachtal zurückbauen lassen. Die dort ohne Erlaubnis errichteten Rampen, Brücken und Steilkurven und die rege Nutzung durch Mountainbiker wirkten sich negativ auf die geschützte Natur und die dort lebenden Tiere und Pflanzen aus, hieß es zur Begründung.

Auf den ersten Blick ähnelt der Trail ein wenig einer Achterbahn: Ausgefahrene Rinnen ziehen sich wie Fahrspuren durch den Wald den Hang hinab. An einigen Stellen sind Steilkurven gebaut worden. Rampen aus Holzbrettern und Lehm errichtet bieten die Möglichkeit, mit dem Bike über Baumstämme zu springen, die quer über die Strecke gefallen sind. Keine Frage: Hier wurde viel Zeit und Einsatz von Leuten investiert, die ihrem Hobby nachgehen wollen. Und noch etwas fällt auf: Es ist alles blitzsauber. Keine leeren Flaschen oder Dosen liegen herum. Nicht einmal Zigarettenstummel. Und das, obwohl die Nutzer sich sogar einen kleinen Unterstand neben der Strecker gebaut haben.

Dennoch müssen die Trails verschwinden, sagt die Stadt. Denn für die sensible Natur stellten die Strecken ein zunehmendes Problem dar. Bettina Molly, Leiterin der Unteren Naturschutzbehörde, erklärt: „Die Trails im Wolfsbachtal bestehen aus Steilkurven, Rampen, Schanzen und Brücken, die unter anderem mit Steinen, Erde, Totholz und Bäumen aus naheliegenden Waldbereichen errichtet wurden. Das Gelände wird dadurch erheblich umgestaltet und die sensiblen Lebensräume zahlreicher Tier- und Pflanzenarten schlimmstenfalls zerstört.“

Warum schaden illegale Trails der Natur?

Ähnlich wie bei stark frequentierten illegalen Trampelpfaden verdichtete sich der Waldboden im Bereich der häufig genutzten Trails stark, so dass Regenwasser dort nicht mehr aufgenommen werden könne und oberflächlich abfließt, so die Stadt. Somit könnten die Bäume das Wasser nicht verwerten, was mit Blick auf immer häufiger auftretende Trockenphasen problematisch sei.

Wurzelschäden könnten dazu führen, dass Bäume wichtige Nährstoffe nicht mehr aufnehmen und dadurch absterben. Beim Anlegen von Trails würden häufig Äste und kleinere Bäume beseitigt, um den Weg nutzen zu können. Wenn Äste entfernt werden, könne das aber zu dauerhaften Schäden an den Bäumen führen. Insbesondere Naturverjüngungen – die nächste Generation der Bäume – seienb hier die Verlierer.

Hinzu komme, dass Wildtiere gestört würden: Manche seien so scheu, dass sie die häufig genutzten und ständig wechselnden Trails nicht mehr passierten, wodurch ihr Lebensraum kleiner wird. Die meisten Tiere seien nacht- und dämmerungsaktiv und brauchten vor allem tagsüber ruhige Schutzzonen.

Wolfsbachtal: Natürlicher Bachlauf mit Auenwald

Das rund 13 Hektar große Naturschutzgebiet Wolfsbachtal zwischen Gielgen und Heidebergen ist ein besonders wertvoller Lebensraum für verschiedene Tier- und Pflanzenarten. In dem natürlichen Bachtal wachsen zum Beispiel Riesenschachtelhalm und Sumpf-Dotterblume, außerdem gibt es Klein- und Schwarzspechte. Der Auwald mit seiner typischen Krautschicht ist auf europäischer Ebene als Lebensraumtyp geschützt. Darüber hinaus ist das Naturschutzgebiet von herausragender Bedeutung für den landesweiten Biotopverbund und hat als Kaltluftentstehungsgebiet eine hohe bioklimatische Bedeutung.

Aufklärung und Rückbau illegaler Trails

Bereits in der Vergangenheit habe die Stadtförsterei wiederholt illegal errichtete Trails entfernen müssen. Begleitet würden diese Rückbauten durch die Aufklärung von Mountainbikern im Stadtwald. Auch in Zukunft soll Aufklärungsarbeit geleistet werden: Für ein rücksichtsvolles Miteinander von Mensch und Natur findet zum Beispiel am 19. März erneut ein Informationstag im Waldgebiet des Ennerts als gemeinsame Veranstaltung der Unteren Naturschutzbehörde, Biologischer Station Bonn/Rhein-Erft und des Landesbetriebs Wald und Holz NRW statt.

Machbarkeitsstudie für legale Strecke

Um die Wälder zu entlasten und illegale Wege zu reduzieren, hat die Stadt Bonn eine Machbarkeitsstudie für eine legale Mountainbike-Strecke am Venusberg beauftragt. In der Studie wurden verschiedene Varianten von offiziellen Mountainbike-Trails untersucht, verglichen und bewertet. Auf Beschluss des Umweltausschusses soll die Untersuchung für ein naturverträgliches Mountainbiken nun weitergeführt werden. Dabei sollen Eingriffe in Natur und Landschaft ermittelt und bewertet sowie artenschutzrechtliche Aspekte berücksichtigt werden. Weitere Informationen zum Thema Mountainbiken in Bonn gibt es unter www.bonn.de/mountainbiken.

Im Wolfsbachtal ist eine Fläche von rund 2.600 Quadratmetern durch die Mountainbike-Nutzung betroffen, so die Stadt. Das Amt für Umwelt und Stadtgrün hat in Absprache mit dem Regionalforstamt alle illegal errichteten Anlagen auf städtischen Waldflächen entfernen lassen, um den ursprünglichen Zustand im Naturschutzgebiet bestmöglich wiederherzustellen.  | Foto: jld
Die Nutzer haben es sich "gemütlich" gemacht, und sogar einen Unterstand errichtet. Auffällig ist, das es ungewöhnlich "aufgeräumt" ist und kein Müll herumliegt.
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RAG - Redaktion

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