Sternenhaufen
Drei Sternhaufen – ein gemeinsamer Ursprung?

Das Bild zeigt das Sternbild Orion und den Orionnebel-Haufen als zentralen “Stern” im Schwert des Orion, die Plejaden und die Hyaden. Alle drei offenen Haufen werden durch große gelbe Kreise hervorgehoben.  | Foto: Abbildung: Aladin sky atlas/CDS Strasbourg Observatory (France)
  • Das Bild zeigt das Sternbild Orion und den Orionnebel-Haufen als zentralen “Stern” im Schwert des Orion, die Plejaden und die Hyaden. Alle drei offenen Haufen werden durch große gelbe Kreise hervorgehoben.
  • Foto: Abbildung: Aladin sky atlas/CDS Strasbourg Observatory (France)

Bonn/Zanjan (red). Sie funkeln seit Jahrtausenden am Nachthimmel – doch jetzt offenbart die moderne Astrophysik eine überraschende Verbindung zwischen drei der bekanntesten Sternhaufen unserer Milchstraße: Orionnebel, Plejaden und Hyaden könnten verschiedene Lebensphasen eines einzigen Sternsystems darstellen.

Zu diesem Schluss kommt ein Forschungsteam des Institute for Advanced Studies in Basic Sciences (IASBS) im iranischen Zanjan sowie der Universität Bonn. Die Wissenschaftler simulierten mit aufwendigen Rechnungen die Entwicklung junger Sternhaufen – und fanden heraus, dass der Orionnebel, die Plejaden und die Hyaden sich möglicherweise aus einer gemeinsamen Ursprungskonfiguration entwickelt haben. Ihre Ergebnisse wurden jetzt im Fachjournal Monthly Notices of the Royal Astronomical Society veröffentlicht.

Vom Sternen-Baby zum Greis

„Man kann sich das wie eine Bilderreihe desselben Wesens in unterschiedlichen Lebensaltern vorstellen“, sagt Prof. Dr. Pavel Kroupa vom Helmholtz-Institut für Strahlen- und Kernphysik der Universität Bonn, einer der Mitautoren der Studie. Der Orionnebelhaufen (ONC) ist demnach das „Baby“ – gerade einmal 2,5 Millionen Jahre alt, mit Tausenden junger Sterne in rund 1.350 Lichtjahren Entfernung. Die Plejaden stehen für das jugendliche Stadium mit rund 100 Millionen Jahren, während die Hyaden als „Greis“ des Trios mit etwa 700 Millionen Jahren gelten.

Modellrechnungen belegen Verwandtschaft

Die Wissenschaftler um Dr. Ghasem Safaei vom IASBS haben mithilfe leistungsfähiger Computersimulationen die Entwicklung eines Sternhaufens über 800 Millionen Jahre modelliert. Ihre Berechnungen zeigen: Ein junger, kompakter Haufen wie der Orionnebel kann sich zu einer lockeren Formation wie den Plejaden entwickeln – und schließlich, nach dem Verlust vieler Sterne, zu einer Gruppe wie den Hyaden.

Die Übereinstimmung zwischen Simulation und Beobachtungsdaten ist auffallend genau. „Unsere Rechnungen stimmen mit den bekannten Größen, Massen und Strukturen der drei Haufen in den verschiedenen Stadien sehr gut überein“, sagt Prof. Dr. Hosein Haghi vom IASBS, der zurzeit an der Universität Bonn forscht.

Besonderheit am Himmel

Auffällig ist auch, dass alle drei Sternhaufen in der gleichen Himmelsregion liegen – ein Umstand, der Astronomen schon lange beschäftigt. Dass dies kein Zufall ist, vermuten auch die Forschenden: Es könnte an bevorzugten Entstehungs- und Entwicklungsbedingungen in diesem Teil der Milchstraße liegen.

„Wir lernen, dass es offenbar einen bevorzugten Modus gibt, wie sich offene Sternhaufen bilden und altern“, erklärt Kroupa. Die Forschungsergebnisse liefern neue Hinweise darauf, wie dynamische Prozesse und Gravitation das Schicksal von Sternhaufen bestimmen.

Die Studie zeigt außerdem, wie moderne Simulationen Beobachtungsdaten ergänzen können – und ebnet den Weg für weitere Untersuchungen über die Entstehung und Entwicklung von Sternsystemen.

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RAG - Redaktion

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