Radon
Die unsichtbare Gefahr im Blick

Dr. Kemski führt im Auftrag des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) in Bonn und Umgebung ein Forschungsvorhaben zur Radonbelastung im städtischen Raum durch.  | Foto: Kemski
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  • Dr. Kemski führt im Auftrag des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) in Bonn und Umgebung ein Forschungsvorhaben zur Radonbelastung im städtischen Raum durch.
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Bonn (red). Man kann es nicht riechen, sehen oder schmecken: Das Edelgas Radon ist überall – und gefährlich kann es werden, wenn seine Konzentration in Gebäuden zu hoch wird. Um die Radonbelastung besser zu verstehen, hat das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) gemeinsam mit dem Sachverständigenbüro Dr. Kemski ein umfangreiches Forschungsprojekt ins Leben gerufen. Schaufenster / Blickpunkt führte ein Interview mit dem Experten:

Wie kann Radon in Innenräume gelangen und welche Faktoren beeinflussen die Konzentration?Radon kommt immer und überall vor. Es wird im Gestein und Boden gebildet. Daher gibt es regionale Unterschiede in Abhängigkeit von der Beschaffenheit des Untergrundes. Über Undichtigkeiten im erdberührten Bereich kann es ins Haus hineingelangen. Diese „Wegsamkeiten“ können Risse im Kellerboden oder der Kellerwand sein, aber auch nicht vollständig abgedichtete Durchdringungen von Gas, Wasser, Strom u.ä. Wie hoch die Radonkonzentrationen in der Raumluft tatsächlich sind, hängt neben der „Radonquellstärke“ im Untergrund (Gestein, Boden) auch von der Bauweise (z.B.: Unterkellerung), dem Zustand der Bausubstanz (z.B.: Vorhandensein von Rissen) und dem Nutzerverhalten ab. Bei Letzterem ist es insbesondere das Lüftungsverhalten der Hausbewohner. Die Vielzahl dieser Einflussfaktoren führt dazu, dass die Radonwerte auch von Haus zu Haus schwanken können.

Welche gesundheitlichen Risiken sind mit erhöhten Radonwerten verbunden?Radon ist ein Innenraumschadstoff. Epidemiologische Untersuchungen haben gezeigt, dass bei erhöhten Radonkonzentrationen in der Raumluft das Risiko der Hausbewohner bzw. -nutzern ansteigen kann, an Lungenkrebs zu erkranken. Rauchen stellt mit ca. gut 90 % die Hauptursache für Lungenkrebs dar, auf Radon im Gebäude werden ca. 6 bis 8 % der Lungenkrebsfälle zurückgeführt. Das absolute Risiko für Raucher ist hierbei um ein Vielfaches höher.

Wie läuft die Radonmessung im Rahmen Ihres Forschungsprojekts ab?Die Radonbelastung im eigenen Haus bzw. der eigenen Wohnung kann durch eine Messung bestimmt werden. Der einfachste Weg hierzu sind Messung nach DIN mittels sogenannter Exposimeter. Dies sind kleine Plastikdosen (4 x 4 x 1 cm), die als Passivsammler fungieren. Sie werden den Teilnehmern an dem Vorhaben per Post zugesandt, d.h. es erfolgen keine Hausbesuche. Die Teilnehmer stellen sie gemäß der beiliegenden Anleitung auf und senden sie nach Ende der Messung zur Laborauswertung an uns zurück. Alle Bewertungen (z.B. gesetzlicher Referenzwert für Aufenthaltsräume und Arbeitsplätze) beziehen sich auf Jahresmittelwerte. Daher sollen die Messungen in dem Vorhaben 12 Monate dauern. Die Messungen und die Laborauswertung sind für die Teilnehmer kostenlos. Nach der Laborauswertung erhalten die Teilnehmer das Ergebnis in ihrem Haus bzw. ihrer Wohnung mit einer kurzen Bewertung mitgeteilt. Wie schätzen Sie das allgemeine Bewusstsein der Bevölkerung hinsichtlich der Radonproblematik ein?Das allgemeine Bewusstsein zum Thema Radon ist in der breiten Öffentlichkeit noch nicht oder nur sehr eingeschränkt vorhanden. Es gibt natürlich Möglichkeiten, sich über das Thema kundig zu machen (z.B. Internetseiten des Bundesamtes für Strahlenschutz, Beratungsstellen in manchen Bundesländern). Aber gerade auf kommunaler Ebene - und hier wäre es für die Bevölkerung sicherlich am interessantesten - ist die Kenntnis über diese Thematik oftmals nur sehr gering oder gar nicht existent. Auch Messungen in öffentlichen Liegenschaften wie beispielsweise Kitas oder Schulen sind die Ausnahme.

Welche langfristigen Ziele verfolgen Sie mit Ihrem Forschungsprojekt?In dem Vorhaben soll die Radonsituation im städtischen Bereich untersucht werden - sowohl im Untergrund (Messungen von Bodenluft) als auch in Gebäuden (Raumluftmessungen). Insbesondere Bodenluftmessungen wurden bislang (aus praktischen Gründen) zumeist außerhalb der Städte durchgeführt. Die Situation in einem stark besiedelten Gebiet wie einer großen Stadt unterscheidet sich davon jedoch zum Teil grundlegend. So soll der Einfluss einer Oberflächenversiegelung oder von Verkehr auf die Höhe der Radonkonzentration in der Bodenluft untersucht werden. Parallel sollen in Gebäuden Messungen durchgeführt werden. Hierdurch soll geklärt werden, ob für die Bewertung der Radonbelastung im städtischen Raum wegen anderer Randbedingungen eine andere Herangehensweise genutzt werden muss.

Wie können interessierte Bürger an Ihrem Projekt teilnehmen und welche Vorteile ergeben sich für sie daraus?Bürger, die Interesse an der Teilnahme an den kostenlosen Radonmessungen haben, können sich direkt auf unserer Internetseite

www.kemski-bonn.de anmelden. Unter dem Menüpunkt Radon Stadt gibt es die Option Anmeldung.

Die Teilnehmer erhalten einfach und kostenlos die Möglichkeit, die Radonkonzentration in ihrem Haus bzw. ihrer Wohnung zu bestimmen. Sollten Werte erhöht sein, kann man sich über Maßnahmen zur Reduzierung der Konzentrationen Gedanken machen. Dies ist stets einzelfallabhängig, aber nicht zwangsläufig mit großem Aufwand verbunden. Oftmals ist verstärkte oder gezielte Lüftung bereits eine gute Möglichkeit zur Verbesserung der Situation.

Dr. Kemski führt im Auftrag des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS) in Bonn und Umgebung ein Forschungsvorhaben zur Radonbelastung im städtischen Raum durch.  | Foto: Kemski
Die Messgeräte zur Erfassung der Radonbelastung sind nur wenige Zentimeter groß. | Foto: Kemski
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