Friedhöfe im Wandel
Der Friedhof wandelt sich

Die Fachleute erklären das neue Bonner Friedhofskonzept: Vlnr. Jörg Bauer, Stadt Bonn, Wilhelm Becker, Bestatter, Heinz-Josef Houf, Stadt Bonn, David Baier, Stadt Bonn, Andrea Schulte, Presseamt.  | Foto: we
  • Die Fachleute erklären das neue Bonner Friedhofskonzept: Vlnr. Jörg Bauer, Stadt Bonn, Wilhelm Becker, Bestatter, Heinz-Josef Houf, Stadt Bonn, David Baier, Stadt Bonn, Andrea Schulte, Presseamt.
  • Foto: we

Bonn (we). Mit 40 Friedhöfen ist Bonn sehr gut ausgestattet, wenn es darum geht, die letzte Ruhestätte zu finden. „Eine Stadt vergleichbarer Größe wie etwa Münster kann da nicht mithalten“, meint Wilhelm Becker vom Bestatterverband NRW. Seine Bestatterkollegen und er haben gemeinsam mit vielen anderen Interessensträgern, etwa den Kirchen und der Stadtverwaltung wie auch Politikern, während fünf langer und intensiver Jahre um ein neues Konzept für die Bonner Friedhöfe gerungen.Jetzt gilt es, dieses theoretische Konzept in praktisches Handeln umzusetzen.

Dabei geht es wie die Beteiligten bei einem Gesprächstermin auf dem Zentralfriedhof sagten, um folgende Schwerpunkte:

Bis auf den alten Kessenicher Friedhof werden alle 39 übrigen erhalten. Und der alte Kessenicher wird auch nicht eingeebnet. Die Friedhöfe behalten ihre Funktion als klimatechnisch und ökologisch wichtige Institutionen. Aufgrund gegenüber früher veränderten Bestattungsformen begründet mit dem gesellschaftlichen Wandel - heute gibt es mit 70 zu 30 Prozent weitaus mehr Urnen- als Körperbestattungen - gilt ein neues Flächenkonzept. Man braucht einfach nicht mehr so viel Platz pro Verstorbenem wie früher. Weil die Flächen der Friedhöfe zweckgebunden und zum Teil denkmalgeschützt sind, kann man sie nicht einfach in beispielsweise Bauland umwidmen. Ergo wird es mehr Wiesenflächen geben, die weniger pflegeaufwändig sind als Grabflächen. Die Entwicklung wird in Richtung Erholungs- und Freizeitort Friedhof gehen, eben weil damit quasi grüne Lungen innerhalb der Stadt existieren.

Dem Trend zu eher anonymisierten Grabstellen begegnet man z. B. mit Urnen-Mehrfachgräbern wie im Memoriam-Garten auf dem Zentralfriedhof. Dort gibt es mehrere Urnen, die mit gemeinsamen Namensschildern der Anonymität Einhalt gebieten. Jeder Tote hat so für seine Angehörigen eine Heimat und kann persönlich betrauert werden“, wie Wilhelm Becker betont. 60.000 Gräber gibt es in Bonn.

David Baier Leiter des Amtes für Umwelt und Stadtgrün, hob die Bedeutung der Friedhöfe für das Klima, den Artenreichtum und die gesamte Ökologie hervor. „Wir werden das Konzept anpassen an die Veränderungen, die in der Zukunft passieren werden. Aber jetzt kommt es erst mal darauf an, den Ratsbeschluss für unser neues Konzept umzusetzen.“

Das heißt also Umgestaltung der Flächen in mehr freizeitorientierte aber im Bedarfsfall reaktivierbare Flächen, Mehrfach-Urnenanlagen und weniger Kosten durch weniger Pflegeaufwand als bisher. Wobei die Bonner Gebühren vergleichsweise günstig sind: 84 Euro pro Jahr und Einpersonengrab nennt Wilhelm Becker, der sich im Übrigen sehr zufrieden mit dem neuen Konzept zeigt, was vor allem an einem Runden Tisch der Stadt mit allen Interessensvertretern entwickelt worden ist. „Vor allem auch die beschlossene Beibehaltung aller Friedhofskapellen ist der richtige Weg“, meint er. „Viele Angehörige wollen keinen kirchlichen Beistand mehr bei den Bestattungen. Wo sollen die Leute hin wenn nicht in die Friedhofskapelle?“ Trotz der Sanierungskosten wird jetzt ein Konzept für die sukzessive Aufarbeitung der vorhandenen Friedhofskapellen erstellt.

„Die Friedhöfe Bonns sind ein Kapital, das wir erhalten wollen“ sagt resümierend David Baier.

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RAG - Redaktion

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