Fahrradklimatest
Bonn auf der Überholspur

Von Platz 14 auf 6 hat sich Bonn deutschlandweit im Fahrradklimatest verbessern können. Innerhalb von NRW reicht es sogar für die zweite Position (hinter Münster).  | Foto: Christian Müller / adobe.stock
  • Von Platz 14 auf 6 hat sich Bonn deutschlandweit im Fahrradklimatest verbessern können. Innerhalb von NRW reicht es sogar für die zweite Position (hinter Münster).
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Bonn (red). Die Investitionen in den Radverkehr in Bonn der vergangenen zwei Jahre kommen bei den Radfahrern an: Im bundesweiten Fahrradklimatest 2022 haben die Radfahrer das Fahrradklima in der Stadt mit der Schulnote 3,8 bewertet. 2020 war die Note mit 4,2 deutlich schlechter. Durch die höhere Bewertung verbesserte sich Bonn im bundesweiten Ranking der Kommunen zwischen 200.000 und 500.000 Einwohner von Rang 14 auf 6. In NRW liegt Bonn hinter Münster, das die Note 3,0 erreichte, sogar auf Platz 2 vor Bielefeld (Note 3,9) und Aachen (4,0). Am Montag zeichneten ADFC-Bundesvorsitzende Rebecca Peters und Bundesverkehrsminister Volker Wissing Bonn als die Großstadt bundesweit aus, die sie sich in den vergangenen zwei Jahren am stärksten verbessert hat. Das Lob nahm Oberbürgermeisterin Katja Dörner entgegen, die eigens zur Verleihung nach Berlin gereist ist. 1965 Radfahrer haben sich in der Bundesstadt an der Umfrage beteiligt, die vom Bundesverkehrsministerium unterstützt wird. Dabei zeigt die Zusammensetzung der Teilnehmer, dass er allgemein für die Radfahrer spricht. In Bonn sind 73 % der Teilnehmer kein Mitglied des ADFC.

Die besten Noten erreichte Bonn für die Öffnung von Einbahnstraßen (Note 2,2), das kommunale Fahrradverleihsystem (2,6), für die Erreichbarkeit der Innenstadt sowie die Fahrradförderung in den vergangenen zwei Jahren (je 2,7). Mit 3,0 bewertet wurden die Kategorien „zügiges Radfahren“ und „Radfahren durch Alt und Jung“. Noten zwischen 3,2 und 3,6 erhielten die Wegweisung für Radfahrer, die Werbung fürs Radfahren und die Akzeptanz als Verkehrsteilnehmer. Ob Radfahren in Bonn Spaß macht oder eher Stress ist, wurde mit der Note 3,5 bewertet. Schlechte Noten bekommt Bonn für die Bekämpfung des Fahrraddiebstahls (4,9), die schlechte Fahrradmitnahme in Bussen und Bahnen (4,8), die immer noch mangelhafte Führung des Radverkehrs an Baustellen, für die als ungenügend empfundene Falschparkerkontrolle auf Radwegen und für oft zu schmale Radwege und Radstreifen (jeweils 4,7). Kritisch gesehen werden die hinderlichen Ampelphasen für den Radverkehr (keine grüne Welle) und die Konflikte mit dem Kfz-Verkehr (je 4,5). Für das Sicherheitsgefühl beim Radfahren geben die Befragten nur die Note 4,1. Für die Aussage, dass sich Alt und Jung auf Radwegen sicher bewegen können, erhält Bonn nur die Note 4,4.

„Das Ergebnis des Fahrradklimatests zeigt, dass sich der Mut der Ratsmehrheit, mehr für den Radverkehr und die Verkehrswende zu tun, lohnt und von den Radfahrern auch honoriert wird“, sagte Gerd Billen, verkehrspolitischer Sprecher des ADFC in Berlin. Billen erinnert dabei auch an die große Unterstützung in der Bürgerschaft für die Initiative Radentscheid, die sich für ein besseres Radverkehrsnetz in Bonn einsetzt und im Coronajahr 2020 von 28.074 Bürgern mit ihrer Unterschrift unterstützt wurde. „Ein große Zahl der Bürger steht dahinter, die begrenzten Flächen in Bonn neu zu gestalten und lebenswerter zu machen.“ Billen: „Mit den neuen Radspuren auf Oxfordstraße, Römerstraße, auf der Viktoriabrücke, am Rheinufer in Bonn, die Verbreiterung des Radweges in der Rheinaue in Beuel sowie den Umweltspuren auf Belderberg und Hermann-Wandersleb-Ring hat eine Ära begonnen, in der über die Förderung des Radverkehrs nicht mehr nur geredet wird, sondern sie auch umgesetzt wird. Das schafft ein neues Klima in der Stadt.“

Der neuen Ratsmehrheit attestiert der ADFC Mut, auch unbequeme Entscheidungen zu treffen und umzusetzen. Doch weitere Durchbrüche müssten folgen. „Dass die 2014 beschlossene Radpendlerroute Bornheim-Alfter-Bonn immer noch nicht fertig ist, lässt befürchten, dass die neun anderen Radpendlerrouten, die der ADFC mit Bonn und den Rhein-Sieg-Kommunen besprochen hat, eine Jahrhundertaufgabe werden“, so Billen. „Wir hoffen, dass es bei den nächsten Routen schneller geht.“ Wir brauchen 2023 und 2024 mutige Entscheidungen, um ein ambitioniertes Radverkehrsnetz auf den Weg zu bringen, so Billen. Er erinnert an den Radschnellweg entlang der A565 über den Rhein hinweg, das dringend notwendige Fahrrad-Hauptroutennetz für Bonn mit Anschlüssen an das Umland und die 4. Rheinbrücke für Radfahrer und Fußgänger, die jetzt geplant werden müsse, um die Verkehrsbelastungen der Zukunft bewältigen zu können.

Hintergrund: Der 10. ADFC-Fahrradklimatest fand vom 1. September bis zum 30. November 2022 statt. Bundesweit nahmen 245.000 Radfahrer in Deutschland teil, in Bonn, Rhein-Sieg-Kreis und im Kreis Euskirchen waren es über 5100 Teilnehmer. Über 1100 Städte aus sechs Ortgrößengruppen haben die geforderte Mindestteilnehmerzahl erreicht und sind so in die Wertung für das Städteranking gekommen. Neben Bonn haben alle 19 Kommunen im Rhein-Sieg-Kreis erstmals die Mindestteilnahmezahl erreicht, im Kreis Euskirchen sind es vier Kommunen.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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