Ein Besuch in der Demenz-Musterwohnung
Auch im Alter gut und sicher leben

Die lokale Allianz für Menschen mit Demenz traf sich in der neuen "Beratungsstelle Wohnen im Alter" in Bergheim.  | Foto: Andrea Floß
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  • Die lokale Allianz für Menschen mit Demenz traf sich in der neuen "Beratungsstelle Wohnen im Alter" in Bergheim.
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Jetzt in der dunklen Jahreszeit werden SOS-Anfrufe von besorgten Angehörigen häufiger, berichtet Anni  Wilbertz, Vorsitzende der Alzheimer Gesellschaft Bergheim, beim Jahresauftakttreffen der Lokalen Allianz für Menschen mit Demenz. Das Netzwerk aus Ehrenamtlern und Fachkräften von Stadt, Kreis und Pflege traf sich in der neueingerichteten Demenz-Musterwohnung in der Klosterstraße 1 in Bergheim. Angehörige von Demenz-Kranken wenden sich an die ehrenamtlichen Beraterinnen, weil sie mit der Betreuung überfordert sind und keinen Rat mehr wissen. Oftmals ist der Tipp mit einer Kurz- oder Teilzeitpflege schon hilfreich, Kontakte zu ambulanten Pflegediensten bieten ebenso Entlastung wie Selbsthilfegruppen in der Nähe, Beschäftigungs-, Kultur oder Sportangebote. In Kooperation mit der Kreisstadt Bergheim hat die Alzheimer Gesellschaft unter der Telefonnummer 02271/8365490 ein Pflege-Sorgentelefon eingerichtet, das montags und dienstags von 13.30 Uhr bis 15.30 Uhr und mittwochs bis freitags von 16.00 Uhr bis 18.00 Uhr durch Mitarbeiterinnen der kommunalen Pflegeberatung und der Alzheimer Gesellschaft besetzt ist. Außerhalb der Sprechzeiten erfolgt spätestens am Folgetag ein Rückruf.

Unterstützung für Menschen mit Demenz und Angehörige

„So wie jede Demenz anders verläuft, gibt es keine Patentlösungen und jeder Fall erfordert individuelle Beratung“, betont auch AWO-Mitarbeiterin Judith Schmitz. Persönliche, auf den Einzelfall abgestimmte Unterstützung hat sich auch das Team der "Beratungsstelle Wohnen im Alter" auf die Fahne geschrieben. Wer vom Maria-Hilf-Krankenhaus Richtung Fußgängerzone unterwegs ist, kommt unweigerlich an der im November eröffneten Demenz-Musterwohnung in der Klosterstraße 1 vorbei, ein Gemeinschaftsprojekt von Stadt und Kreis. Durch die großen Schaufenster des ehemaligen Ladenlokals fällt der Blick ins Innere: Ein gemütlich eingerichtetes Wohnzimmer im Stil der 70er-Jahre, auf dem Sessel liegen Häkelzeug, Brille, Wärmflasche und Decke parat. Angehörige und Interessierte erhalten hier Informationen, wie man auch im Alter oder bei physischen und psychischen Beeinträchtigungen so lange wie möglich sicher und gut im eigenen Zuhause wohnen bleiben kann. „Schon kleine Veränderungen im Haushalt können die Lebensqualität erheblich verbessern und Unfälle vermeiden“, erklärte Valeria Erlenkötter, Wohnberaterin des Rhein-Erft-Kreises, den Allianzpartnern. Was tun, wenn der erkrankte Angehörige unruhig ist und den Hang zum Weglaufen hat, oft stürzt, alltägliche Dinge vergisst und ohne Betreuung nicht mehr allein bleiben kann? Die Dauerausstellung steht montags bis freitags von 9 bis 15 Uhr Interessierten offen, Mitarbeitende der Pflege- und Wohnberatung von Stadt und Kreis stehen als Ansprechpartner zur Verfügung. Die Räumlichkeiten werden zudem für Schulungsangebote genutzt, auch die Alzheimer Gesellschaft Bergheim führt Beratungen in der Demenz-Musterwohnung durch und informiert über praktische Hilfsmöglichkeiten vor Ort.

Kontakt Beratungsstelle „Wohnen im Alter“: Telefon-Nr. 02271- 8365001

Zocken bei „Tablets und Kuchen“

Auch die Alten- und Pflegeheime gehen mit der Zeit und passen ihre Angebote an eine neue Generation Bewohner an. „Meine Mutter braucht W-Lan“, diese Frage ist beim Umzug ins Pflegeheim mittlerweile obligatorisch, berichtet Tobias Hochscherf vom DRK Rhein-Erft. Wer an Computerspiele, Online-Shopping, E-Books oder Streaming denkt, hat eher Kinder und junge Erwachsene im Auge. Aber auch immer mehr Seniorinnen und Senioren entdecken ihren Spaß an Tablets, Smartphone und Co. Sehr beliebt in den beiden Seniorenheimen des DRK Rhein-Erft sind die digitalen Spielenachmittage. In den Einrichtungen haben sich feste Gruppen gebildet, in denen am liebsten zu zweit an einem Gerät eine Stunde lang „gezockt“ wird. Der Soziale Dienst ist als Unterstützung dabei und hilft bei der Einrichtung der Geräte. Auch demente und motorisch eingeschränkte Personen profitieren von den neuen Medien und lernen auf spielerische Art Neues – sozusagen als eine Art mentales Training. „Es ist immer wieder schön zu erleben, wie unvoreingenommen und mit welcher Freude unsere Bewohnerinnen und Bewohner dieses Angebot annehmen“, so Tobias Hochscherf.

Bei Tablet und Kuchen, einem Computercafé für den offenen Austausch, haben die Seniorinnen und Senioren die Möglichkeit, Fragen zu stellen und fit für das Internet zu werden. Auch die Rotkreuz Digital-Kurse für Tablet und Smartphone erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Unter Anleitung ehrenamtlicher Dozenten erfahren die Teilnehmenden, wie sie ein Tablet oder Smartphone bedienen, Emails schreiben oder Messengerdienste wie WhatsApp nutzen können. Die Kurse sind kostenlos und finden wöchentlich in Pulheim, Hürth, Bergheim-Kenten und Glessen statt. Infos unter www.drk-rhein-erft.de, oder 02271/606135.

LeserReporter/in:

Andrea Floß aus Bergheim

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