Angebot für Flutopfer
Hier bekommt die Seele Hilfe

Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian (2.v.r.) und Amtsleiterin Gina Burgwinkel-Ernst (r.) tauschten sich mit Christine Gottwald (v.l.), Michael Mönks und Dorothee Wald aus. | Foto: Stadt Bad Münstereifel
  • Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian (2.v.r.) und Amtsleiterin Gina Burgwinkel-Ernst (r.) tauschten sich mit Christine Gottwald (v.l.), Michael Mönks und Dorothee Wald aus.
  • Foto: Stadt Bad Münstereifel

Bad Münstereifel (red) Nicht alle Folgen der Flutkatastrophe vom 14./15. Juli 2021 sind sichtbar. Spuren hat das Wasser nicht nur an Häusern und Straßen hinterlassen, sondern auch in den Köpfen und Seelen sehr vieler Menschen. Deshalb hat Michael Mönks bereits kurz nach der Flut damit begonnen, die „Psychosoziale Hilfe Bad Münstereifel“ mit aufzubauen.

Seitdem haben mehrere Ehrenamtliche dort ein offenes Ohr für alle Menschen, die unter den Folgen der Flutkatastrophe leiden.

Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian und Gina Burgwinkel-Ernst, Leiterin des Amtes für Öffentliche Sicherheit, Ordnung und Soziales, waren am Standort der Psychosozialen Hilfe am Ende des Parkplatzes „Im Goldenen Tal“, um sich mit ehrenamtlichen Mitarbeitern erneut über die aktuelle Situation auszutauschen. Neben dem Fluthilfebüro der Malteser sind die Berater, Seelsorger und Therapeuten dort in zwei gemütlich eingerichteten Containern untergebracht.

Über 1000 Gespräche geführt

Mehr als 1.000 Gespräche haben die Ehrenamtler seit der Flutkatastrophe geführt. „Es ist ein niederschwelliges Angebot“, betont Mönks. Das heißt, dass es nicht um Therapie oder Krankheitsdiagnosen geht, sondern schlichtweg um das Reden und Zuhören. Gerne vermitteln die Helfer auch mentale Techniken, mit Belastungen umzugehen. „Selbstermächtigung“ heißt das Schlagwort – sich nicht vom Erlebten bestimmen lassen, sondern wieder handlungsfähig werden. Auf Wunsch leitet das Team ihre Gesprächspartner auch an Therapeuten weiter und unterstützt bei der Suche nach verschiedenen Therapieangeboten. Ebenso vermittelt es zum Beispiel, wenn es darum geht, handfeste oder finanzielle Hilfe zu erhalten. Michael Mönks erinnert sich an eine Betroffene, die ihre Wohnung nach der Flut lange Zeit nicht betreten hat. Aus Angst vor dem Anblick, der sie nach der ganzen Zeit dort erwartete, wagte sie sich nicht mehr in die Wohnung. Mönks vermittelte Hilfe der „Dachzeltnomaden“, die ihre Wohnung aufräumten. Für die Betroffene war es eine große Hilfe.

Auch wer „nur“ geholfen hat, braucht manchmal Hilfe

Auch fast zwei Jahre nach der Flut nehmen Menschen die Psychosoziale Hilfe in Anspruch. Etliche Betroffene werden erst mit diesem Abstand vom Erlebten eingeholt. „Bei manchen kommen durch die Flut auch alte Traumata wieder hoch, zum Beispiel Kriegstraumata“, berichtet Dorothee Wald. Und es sind nicht nur direkt Betroffene, die Hilfe benötigen. „Es kamen auch Menschen, die selbst nicht betroffen waren, aber aushalten mussten, dass um sie herum alle betroffen waren“, sagt Christine Gottwald. Auch zahlreiche Helfer benötigen Hilfe, um das Erlebte zu verarbeiten.

Anfangs gab es auch Kinder, mit denen die Helfer Gespräche führten. „Kinder stecken das Erlebte teils in eine Kiste und vergessen es. Wenn sie erwachsen sind, kommt es dann vielleicht durch ein Hochwasser oder auch nur einen Geruch wieder hoch, und sie wissen nicht, was mit ihnen los ist“, so Dorothee Wald: „Deshalb rate ich den Eltern, dass sie für ihre Kinder aufschreiben, was sie in jungen Jahren erlebt haben.“

Wer das niederschwellige Angebot der „Psychosozialen Hilfe Bad Münstereifel“ in Anspruch nehmen möchte, kann sich unter Tel. 0157/50 39 82 37 oder per E-Mail an psycho-soziale-akuthilfe@posteo.de bei Michael Mönks melden.

Redakteur/in:

Montserrat Manke

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