Gelungene Ausstellungseröffnung
"Shalom Chaverim" in Wesseling

Die 1. stellvertretende Bürgermeisterin Monika Engels-Welter begrüßte die zahlreich erschienenen Zuhörer bei der Ausstellungseröffnung "Shalom Chaverim" im Wesselinger Rathaus - die musikalische Umrahmung übernahmen Ludger Strobel and Friends.  | Foto: Thorsten Karl/Elisabeth Reining, Collage: Anita Brandtstäter
  • Die 1. stellvertretende Bürgermeisterin Monika Engels-Welter begrüßte die zahlreich erschienenen Zuhörer bei der Ausstellungseröffnung "Shalom Chaverim" im Wesselinger Rathaus - die musikalische Umrahmung übernahmen Ludger Strobel and Friends.
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Wesseling. Es waren mehr Besucher gekommen, als im Rathaus Stühle vor dem Ratssaal vorhanden waren. Gestern wurde im Neuen Rathaus Wesseling die Ausstellung der Arbeitsgemeinschaft der Archive in den Kreisen Rhein-Erft und Düren "Shalom Chaverim" eröffnet. Sie thematisiert im Rahmen der Jüdischen Kulturwochen die vielfältigen Aspekte jüdischen Lebens vom Mittelalter bis in die Gegenwart in der Region. Dabei wird auch deutlich, wie sehr christliche und jüdische Kultur einander über Jahrhunderte beeinflusst haben.

Die musikalische Umrahmung hatte Ludger Strobel, Vorsitzender des musikforum Wesseling e.V., organisiert: im Instrumentaltrio mit Anita Brandtstäter, Akkordeon, und Hubert Köllejan, Posaune,  sowie bei den Liedern mit Erich Hermans, Gesang. Ludger Strobel selbst spielte Sopran- und Tenor-Saxophon sowie begleitete den Gesang mit der Gitarre.

Zum Einstieg fröhliche Klezmermusik in Dur und Moll: "Lebendikh un Freilich". Dann das Lied "Inch Allah" von Salvatore Adamo von 1967 in der deutschen Fassung von Katja Epstein - die Aussagen sind immer noch aktuell. Zum Abschluss das Lied "Donaj Donaj" in Jiddisch.  Entstanden ist es wohl im Jahr 1940/1941 für ein Musical in New York. Das Lied erinnerte an die Juden in Deutschland, die dem Holocaust ausgesetzt waren. Es erzählt von einem Kalb, das auf einen Wagen geschnürt zur Schlachtbank gefahren wird und oben im Himmel eine Schwalbe sieht, die sich in aller Freiheit durch die Lüfte schwingt.  Die eingängige Musik stammt von Sholom Secunda, der Text geht auf Aaron Zeitlin zurück. Ein Lied, das um die Welt gegangen ist, mit seiner traurigen Melodie, doch am Ende ist es auch ein Lied von Zuversicht. Giora Feidman hat es in seinen Konzerten zum Ausgang gesungen - und der Refrain wurde vom ganzen Publikum gesummt, genauso auch im Wesselinger Rathaus. Und bei dem wunderbaren jüdischen Walzer aus Russland "Osidanje", dessen Melodie sich in drei Teilen immer höher und weiter schwingt, erhoben sich die Zuhörer von den Plätzen und gingen in die Ausstellung.

Den Fachvortrag hielt Martina Zech, die Wesselinger Stadtarchivarin. Das älteste Zeugnis jüdischer Geschichte nördlich der Alpen stammt aus der Antike: ein Gesetz des römischen Kaisers Konstantin vom 11. Dezember des Jahres 321 nach Christus, also vor 1.700 Jahren. Er verfügte, Juden dürften in städtische Ämter in der Kurie, der Stadtverwaltung Kölns, berufen werden. Die Archivarinnen und Archivare haben Quellen aus den Archiven der Region zusammengetragen. Die Themen reichen von Ausgrenzung und Zusammenleben, Toleranz und Assimilierung über Entrechtung, Verfolgung und Vernichtung in der NS-Zeit bis zu Wiedergutmachung und Versöhnung. Die Ausstellungstafeln werden durch Originalexponate aus den Beständen des Stadtarchivs Wesseling ergänzt. Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten des Rathauses bis zum 25. November zu sehen.

Begrüßung und Dankesworte übernahm die 1. stellvertretende Bürgermeisterin Monika Engels-Welter. Das Thema ist bedeutend - denn wer seine Geschichte kennt, kann die Gegenwart besser verstehen und die Zukunft gut gestalten! Ein besonderer Dank gilt dem Team der Archivarinnen und Archivaren des Kreises.  Sie gab auch Hinweise auf zwei von neun weiteren Veranstaltungen in Wesseling: Heimatforscher Wolfgang Drösser hält am Dienstag, 5. Oktober, um 18 Uhr, einen Vortrag mit dem Titel „Vom Leben der Juden in Wesseling – von Festen und Feiern und von der Sprache“ im Wesselinger Rathaus: Was wissen wir über das Leben der Juden in Wesseling bis 1933? Wie verdienten sie ihren Lebensunterhalt, wie feierten, wo wohnten sie, wie standen sie zu ihrer christlichen Nachbarschaft, wie diese zu ihnen?  Am Sonntag,  10. Oktober, um 15 Uhr, leitet Wolfgang Drösser außerdem eine Führung über den jüdischen Friedhof an der Römerstraße. 

Monika Engels-Welter dirigierte dann zum Abschluss den Kanon "Shalom Chaverim". „Hallo, Freunde, und auf Wiedersehen“ – das wäre im Alltagshebräisch etwa die Übersetzung des Textes. In „Shalom“ steckt aber bekanntlich viel mehr: Frieden, Segen, Wohlergehen, ein „Gott befohlen“ beim Abschied, wie es die freie deutsche Übertragung wiedergibt.

LeserReporter/in:

Anita Brandtstäter aus Köln

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