Ende der Industriebrache in Sicht
KVB kauft Norton Gelände

So könnte der Betriebshof der KVB auf dem Norton-Gelände einer ersten Machbarkeitsstudie zufolge aussehen.  | Foto: KVB
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  • So könnte der Betriebshof der KVB auf dem Norton-Gelände einer ersten Machbarkeitsstudie zufolge aussehen.
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Bürgermeister Ralph Manzke, KVB Vorstandsvorsitzende Stefanie Haaks und Projektleiter Manuel Franke vor der Norton-Ruine.  | Foto: Montserrat Manke
  • Bürgermeister Ralph Manzke, KVB Vorstandsvorsitzende Stefanie Haaks und Projektleiter Manuel Franke vor der Norton-Ruine.
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Wesseling/Köln. 31 Jahre hat der Stillstand auf dem Norton-Areal am Kronenweg gedauert, und in dieser Zeit ist das einstmals schmucke 1909 gebaute Industriegebäude zu einer unansehnlichen Ruine mit viel Gefahrenpotential verkommen.

Vor einigen Jahren stürzte ein Mädchen, dass sich illegal auf dem Gelände befand, aus dem zweiten Stock in die Tiefe und verletzte sich schwer, während der Corona-Zeit wurden dort illegale Raves gefeiert, im Laufe der Jahre musste immer wieder die Feuerwehr anrücken und Brände löschen, die Industriebrache sollte schon mal unter Denkmalschutz gestellt werden, ein Großmarkt war mal in Planung, dazu immer wieder „Gastauftritte“ des Geländes bei „Alarm für Cobra 11“.

Im Keller wurden sogar Hundekadaver gefunden, die darauf schließen ließen, das dort Hundekämpfe ausgetragen wurden.

Eine Luftansicht des Hauptgebäudes aus 2016. Bei der Sondierung des Geländes habe sich gezeigt, dass man viele der charaktergebenden Ziegel der „Norton“ noch für den neuen Betriebshof verwenden könne, hieß es bei der Pressekonferenz. | Foto: Archiv/Montserrat Manke
  • Eine Luftansicht des Hauptgebäudes aus 2016. Bei der Sondierung des Geländes habe sich gezeigt, dass man viele der charaktergebenden Ziegel der „Norton“ noch für den neuen Betriebshof verwenden könne, hieß es bei der Pressekonferenz.
  • Foto: Archiv/Montserrat Manke

Immer wieder tauchten im Internet Fotos von der Norton auf, denn die Ruine war ein beliebtes Ziel so genannter „Lost Place“ Fotografen und Fotografinnen. Doch spätestens Anfang 2025 wird mit all dem Schluss sein, denn Bürgermeister Ralph Manzke hat das geschafft, woran sich fünf seiner Vorgänger die Zähne ausgebissen haben, obwohl es sich jeder einzelne auf die Fahne geschrieben hatte: Das Ende der Industrie-Ruine „Norton“ in der südlichen Innenstadt.

Denn wie heute morgen auf einer Pressekonferenz bekannt gegeben wurde, geht das rund 87.000 Quadratmeter große Gelände der ehemaligen Schleifmittelfabrik „Norton“ zum 1. Januar 2024 in den Besitz der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) über.

Vor Ort investiert das Unternehmen einen „dreistelligen Millionenbetrag“, um hier den größten Betriebshof außerhalb der Domstadt zu bauen, wie KVB-Vorstandsvorsitzende Stefanie Haaks erläuterte.

Doch bis hier etwas stehen wird, und etwa 400 neue Arbeitsplätze zu den 138 vorhandenen dazu kommen, wird noch viel Wasser den Rhein runter fließen.

Denn die KVB ist als kommunales Unternehmen der Ausschreibung der Gewerke verpflichtet, und das fängt bei den Abrissarbeiten an: „Im günstigsten Fall können wir Anfang 2025 mit dem Abriss beginnen“, so KVB Projektleiter Manuel Franke gegenüber der Presse.

Der Kaufvertrag mit den Erben des Geländes war zwar schon im Sommer unterzeichnet worden, doch die Stadt hatte immer noch das Vorkaufsrecht, welches man sich vor Jahren „hart erkämpft hatte“, so Bürgermeister Manzke.

Wesseling hätte also ein Veto gegen den neuen Betriebshof einlegen können und das Gelände selbst zum geforderten Preis, der über dem Dreifachen des Grundstückswertes gelegen haben soll, kaufen können.

Der Ratsbeschluss, das Vorkaufsrecht aufzugeben, wurde in Sondersitzung des Rates am 20. November zwar mehrheitlich, aber nicht einstimmig gefasst, denn die CDU stimmte dagegen.

CDU-Fraktionsvorsitzender Paul Hambach wurde im Telefonat mit der Redaktion deutlich: „Die KVB zahlt keinen Pfennig Gewerbesteuer - wenn wir gekauft hätten, hätten wir den Kaufpreis durch Gewerbesteuereinnahmen wieder generiert. Kleine und mittlere Betriebe warten dringend auf zuteilungsreife Gewerbegrundstücke. Wer zahlt denn jetzt den dreifachen Preis?“. Zum Kaufpreis wollte bei der Pressekonferenz übrigens niemand etwas sagen, Informationen der Redaktion zufolge soll dieser bei 21 Millionen gelegen haben.

Manzke setzte entgegen, dass man mit der Errichtung des Betriebshofes als kleinste Kommune nun für alle anderen die Verkehrswende mit voran treibe und etwas für das Klimaziel tue. Aber auch der Bürgermeister weiß, dass Gewerbesteuereinnahmen der angespannten städtischen Haushaltslage gut getan hätten, aber dafür müsse man nun nun auch keine Mittel für den Erwerb des Geländes einplanen: „Umso wichtiger ist es allerdings, dass wir die Vermarktung unseres geplanten 25 Hektar großen Gewerbegebiets in Wesseling-Urfeld vorantreiben“, so Manzke.

Bei der Pressekonferenz wurde eine „erste Vision“ der neuen Gebäude vorgestellt, welche übrigens auch einen Teil der charaktergebenden roten „Norton“ Ziegel bekommen könnten, denn diese seien noch gut verwendbar, wie Projektleiter Franke erläuterte.

Gebaut werden 3,5 Kilometer Abstellgleise, zwei Hallen und eine Werkstatt, sowie in der Mitte eine kleine Bürostruktur. Dazu viel Grün, zwei Teiche und wenig versiegelte Flächen.

In Sachen Lärmschutz helfe, dass das Gelände eh schon in einer Senke liege und einen natürlichen Grünstreifen zur Wohnbebauung in der Moselstraße habe.

Was die Kontamination des Geländes angehe, sei man überrascht gewesen, dass der Boden weit weniger betroffen sei, als zuvor angenommen. Zwar habe man eine alte Halde gefunden, wo Schleifmittel verklappt wurden, auch gebe es Asbest in Deckenteilen, aber alles sei weit weniger verunreinigt, als gedacht.

Wenn alles nach Plan läuft, will man „spätestens 2030“ umziehen, und der alte etwa 16.000 Quadratmeter große Betriebshof mit 136 Mitarbeitenden am Wesselinger Bahnhof Mitte wird dann von der KVB komplett aufgegeben.

Was mit diesem Gelände - Besitzer ist die Häfen- und Güterverkehr Köln AG - passiert, dazu wollten weder Vertreter der KVB noch die Stadt etwas sagen, klar sei jedoch, dass die Hallen dort abgerissen werden würden.

Redakteur/in:

Montserrat Manke

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