Mahnwache für getötete Frau
Ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen

Troisdorf. Aus tiefem Mitgefühl und als klares Zeichen gegen Gewalt an Frauen findet am Freitag, 9. Mai, um 14.30 Uhr auf dem Kölner Platz in Troisdorf eine Mahnwache für eine in Troisdorf getötete Frau statt, die auf tragische Weise ihr Leben verloren hat. Veranstaltet wird die Mahnwache vom Frauen- und Kinderschutzhaus Troisdorf, unterstützt vom Frauenzentrum Troisdorf. Mit Kerzen und stiller Präsenz möchten die Veranstalter der Verstorbenen gedenken und gleichzeitig ein öffentliches Bewusstsein für die allgegenwärtige Gewalt an Frauen schaffen.

Kontakt:
info@frauenhelfenfrauenev.de
www.frauenhelfenfrauenev.de

Stellungnahme des Frauenzentrums Troisdorf
zum mutmaßlichen Femizid an einer Frau in Troisdorf


Gewaltschutz braucht mehr als Worte -
Femizide verhindern heißt Strukturen verändern

Mit großer Betroffenheit haben wir vom gewaltsamen Tod einer 30-jährigen Frau in Troisdorf erfahren. Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen, Freundinnen und Freunden und allen, die sie kannten. Der Verdacht, dass es sich erneut um einen Femizid handelt, macht uns traurig – und wütend. Wütend über Strukturen, die Gewalt gegen Frauen ermöglichen – und zu oft verharmlosen. Dabei ist dieses tödliche Ausmaß geschlechtsspezifischer Gewalt kein Zufall, sondern Folge eines gesellschaftlichen Klimas, das patriarchale Dominanz begünstigt. Wir können und dürfen uns an solche Meldungen nicht gewöhnen. Gewalt gegen Frauen, insbesondere durch (Ex-)Partner, ist keine Ausnahme, sondern ein strukturelles Problem. Laut polizeilicher Kriminalstatistik geschieht häusliche Gewalt täglich – oft mit schweren Folgen. Dass Frauen auch 2025 noch in ihrem eigenen Zuhause nicht sicher sind, ist nicht hinnehmbar. Gleichzeitig sehen wir in unserer täglichen Arbeit, wie viele Frauen keine realistische Möglichkeit zur Trennung haben – weil bezahlbarer Wohnraum fehlt und Frauenhäuser ausgelastet sind.
Es ist bereits seit Jahren bekannt, dass bestehende Hilfestrukturen nicht ausreichen. Im Jahr 2024 haben wir in unserer Frauenberatungsstelle 261 Frauen beraten, die akut von Gewalt betroffen waren , 245 davon im Rahmen der Gewaltschutzberatung nach Polizeieinsätzen. Diese Zahlen verdeutlichen, wie hoch der Bedarf an spezialisierter Unterstützung, Beratung und Zufluchtsmöglichkeiten ist – und dass die bestehenden Kapazitäten dringend gestärkt werden müssen.
Wir fordern deshalb die konsequente und zeitnahe Umsetzung der Istanbul Konvention und des beschlossenen Gewalthilfegesetzes. Es braucht ausreichend finanzielle Mittel – für verlässliche Schutz- und Beratungsangebote und besonders für präventive Arbeit. Femizide sind nur die Spitze des Eisbergs. Dass Gewalt kein Einzelfall, sondern Folge geschlechtsspezifischer gesellschaftlich legitimierter Ungleichheit ist, muss anerkannt und als Aufgabe gesellschaftlicher Veränderungsprozesse gesehen werden. Konkret bedeutet dies eine flächendeckende Förderung präventiver Angebote, um frühzeitig Alltagssexismen zu entlarven und ungleichen Machtstrukturen vorzubeugen.
Das Frauenzentrum ist seit Jahren fester Bestandteil eines engagierten Netzwerks gegen Gewalt an Frauen, bietet zielgruppenspezifisch Präventionsschulungen an und setzt sich für konkrete Verbesserungen in der Hilfeinfrastruktur ein. Wir arbeiten eng mit der Polizei zusammen und sind im Organisationsteam des Runden Tisch gegen häusliche Gewalt im Rhein-Sieg-Kreis. Betroffenen Frauen bieten wir psychosoziale Beratung, Krisenintervention und Begleitung auf ihrem Weg in ein selbstbestimmtes Leben.

Wir rufen dazu auf, ein Zeichen zu setzen. Am Freitag, den 9. Mai 2025, von 14:30 bis 16:30 Uhr nehmen wir an vom Frauenhaus organisierten Mahnwache auf dem Kölner Platz in Troisdorf teil. Gemeinsam wollen wir der getöteten Frau gedenken – und ein deutliches Signal senden: Keine einzige mehr!

Frauenzentrum Troisdorf, 8. Mai 2025

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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