Junggesellenverein Rosenhügel
100 Jahre Brauchtum

Die Fähnriche vom „Rosenhügel“ 1932.  | Foto: Repro: JGV Rosenhügel
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  • Die Fähnriche vom „Rosenhügel“ 1932.
  • Foto: Repro: JGV Rosenhügel

Siegburg (dwo). „Ein Junggesellenverein verkörpert mehr als man denkt“, erläutert Bernd Junkersfeld, erster Vorsitzender des Junggesellenvereins und Männerreih „Rosenhügel“ in Siegburg-Wolsdorf. Der gemeinnützige Verein kann in diesem Jahr nicht nur das 100. Jubiläum feiern, sondern macht mit der diesjährigen Festschrift die Geschichte des Ortsteils greifbar. „Das war eine mehrmonatige Aufgabe mit einem festen Stamm von fünf bis sechs Personen.“ Die Historie aufzuarbeiten erwies sich als überraschend schwierig. „Uns standen weniger Aufzeichnungen zur Verfügung als erhofft“, fügte der zweite Vorsitzende André Gemünd hinzu. Als Grundlage dienten vor allem die „goldenen Bücher“. Jedes Jahr wurden hier die Maikönigspaare mit einer Zeichnung und zahlreichen Widmungen erfasst. „Man hat sich damals nie großartig bemüht etwas aufzuschreiben. Außer Vereinsprotokollen gab es nicht viel.“ Darüber hinaus mussten noch unzählige Fotos geordnet und sortiert werden. „Anhand dieses Materials konnten wir zumindest die Fahnen rekonstruieren, da die Jahreszahlen eingestickt waren.“ Wenn man nicht weiter wusste, griff man zum Telefon und rief den Ehrenvorsitzenden Hans Moeres an, der Jahrgang 1942 ist.

Bei der Zusammenstellung der Festschrift kamen obendrein etliche Anekdoten zutage, etwa dass die ehemalige Gaststätte „Rosenhügel“ nach dem Verein benannt wurde und nicht umgekehrt. In der Maizeit galt der Bereich zwischen Michaels- und Wolsberg als Hort der Vereine. An jeder Ecke bildete sich eine Feier nach der anderen – überall waren Bunden aufgebaut. Die Kirmes entwickelte sich dann über die Jahre hinweg zum Höhepunkt des Dorfes.

Das Brauchtum beinhaltet heute neben der Mailehensteigerung, dem Maibaum stellen, Krönungsfeiern und Pfingsteiersingen auch kleine Aktivitäten für Groß und Klein, etwa Fahnenschwenken und Skatrunden. Das genaue Gründungsdatum des JGV ist zwar nicht bekannt, reichte allerdings, um für 2023 das Jubiläum anzusetzen, was nun an drei Tagen stattfand und für jeden etwas zu bieten hatte – von der Kölschen Party über das Mallorcafest bis zum Festtag. „Wir sind für alle Altersgruppen da. Bei uns ist die ganze Familie willkommen, einschließlich der Jüngsten.“ Auch gab es ganz viele Gänsehautmomente, zum Beispiel die Ehrung der noch lebenden Maipaare und Ehrenmitglieder auf der Bühne, rund 50 an der Zahl, darunter Helene Busbach. „Sie war mit ihrem Mann Maikönigin von 1949 und kam aktuell mit sage und schreibe 94 Jahren zum Festakt.“ Dabei war es nur ein Zufall, dass man sich zuvor auf dem Siegburger Stadtfest über den Weg lief. Am Stand des „Rosenhügels“ hingen alte Fotos aus, die Helene Busbach rein zufällig vor Ort betrachtete und sich erkannte. Das Highlight in all den Jahren bildet jedoch stets die Kirmes. Sitten und Gebräuche spiegeln sich im Vereinsleben kontinuierlich wider. So ist das amtierende Maikönigspaar in dieser Zeit viel unterwegs, um befreundeten Vereinen ihre Aufwartung zu machen. „Es geht insbesondere um die Pflege der Freundschaften untereinander.“ Das ist es auch, was Brauchtum ausmacht – der Zusammenhalt zwischen den Menschen.

100 Jahre „JGV und Männerreih Rosenhügel“

Im Mai 1923 trafen sich in Wolsdorf mehrere Junggesellen, um einen Verein zu gründen. Die damals beschlossene Satzung hat fast ohne Änderungen Bestand bis zum heutigen Tag. Sinn war es, die hiesigen Traditionen aufrecht zu erhalten, darunter die Mailehensteigerung. Das erste Maikönigspaar waren Tugendhold Kölsche und Gertrud Overrödder. Aufgrund des zweiten Weltkrieges musste das Vereinsleben ab 1938 ruhen. 1946 reaktivierte man den Junggesellenverein erneut. Leider kam es 1955 und 1956 erneut zum Stillstand, so dass sich der Männerreih anschloss. Seit 1958 ist der Verein Ausrichter der Wolsdorfer Kirmes, und ab 2016 kam die „Gemeinnützigkeit“ hinzu. Heute zählt man über 111 Mitglieder, plus vieler engagierter Frauen, folglich so „groß wie noch nie“.
www.jgv-rosenhuegel.de

Die Fähnriche vom „Rosenhügel“ 1932.  | Foto: Repro: JGV Rosenhügel
André Gemünd und Bernd Junkersfeld mit den „goldenen Büchern“ des Junggesellenvereins Rosenhügel, die in einem feuersicheren Koffer aufbewahrt werden.  | Foto: Woiciech
Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:

Dirk Woiciech aus Siegburg

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