Schaltjahr
Mit 15 schon Oma

Jutta Weiss, Schaltjahreskind und Oma aus Leidenschaft, feiert in der kommenden Woche erst ihren 15. „richtigen Geburtstag“.  | Foto: privat/Andreas Weiss
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  • Jutta Weiss, Schaltjahreskind und Oma aus Leidenschaft, feiert in der kommenden Woche erst ihren 15. „richtigen Geburtstag“.
  • Foto: privat/Andreas Weiss

Mit jungen Müttern kennt sich Jutta Weiss aus, schließlich unterstützt sie beruflich junge Teenager-Mütter und hilft ihnen dabei, mit ihrer neuen Lebenssituation umzugehen. Doch so jung ihre Schutzbefohlenen auch sein mögen: Keine hat es geschafft, mit 15 schon Oma zu sein. Der dreifachen Mutter ist diese „Gabe“ sozusagen in die Wiege gelegt worden, denn Jutta Weiss ist ein Schaltjahreskind.

Region. Kommende Woche, am Donnerstag, 29. Februar, kann Jutta Weiss erst zum 15. Mal an ihrem eigentlichen Geburtsdatum feiern. Wäre sie an einem x-beliebigen anderen Tag des Jahres 1964 geboren, würde sie 60, aber das Schaltjahr hält jung!

Nachteile an ihrem außergewöhnlichen Ehrentag hat sie noch keine feststellen können. „Ganz im Gegenteil“, sagt sie. „Alle vier Jahre melden sich alte Arbeitskollegen und ehemalige Mitschüler, die mir sonst nicht gratulieren. Das Datum prägt sich ein“, sagt die Sauerländerin, die in Frechen aufgewachsen ist. Immer häufiger zieht es sie zurück in die alte Heimat. Schließlich leben ihre Kinder wieder in der ehemaligen Töpfer- und Klüttenstadt. Besonders stolz ist sie auf ihre erste Enkeltochter.

In den üblichen Jahren mit 365 Tagen feiert die dreifache Mutter und einfache Oma ihr Wiegenfest am 1. März. Ein Interview mit Radio Sauerland habe deshalb schon mal zu einer richtigen Grundsatzdiskussion geführt. Jutta Weiss: „Ich habe damals gesagt, dass meine Mutter es mir so erklärt hat: Du hast am Tag nach dem 28. Februar Geburtstag und das ist nunmal meist der 1. März.“ Daraufhin habe sich ein anderes Schaltjahreskind beim Sender gemeldet. „Der Mann hat immer am 28. Februar gefeiert, weil seine Eltern argumentiert hatten: „Du hast am letzten Tag im Februar Geburtstag und das ist meist der 28.ste“. Die meisten Schaltjahreskinder, die anschließend in die Diskussion einstiegen, würden aber lieber nach- als vorfeiern. Verfrühtes Gratulieren solle ja schließlich Unglück bringen.

Ihren Ehrentag in diesem Jahr feiert Jutta Weiss im kleinen Kreis zuhause. Einen Tag später geht es mit Ehemann Andreas, der vor wenigen Monaten 60 Jahre alt geworden ist, auf Städtereise nach Lüneburg. Eine große gemeinsame Gartenparty ist für den Sommer geplant.

Es gibt noch einige mehr, die am 29. Februar ihren Geburtstag feiern und unserem Aufruf gefolgt sind. So etwa Claudia Merkler, die kommende Woche 52 Jahre alt wird. Außerhalb eines Schaltjahres feiert auch sie am 1. März, weil für sie die Party am 28. Februar wie „vorfeiern“ wäre. Am besonderen Geburtstag kann Claudia Merkler aber nicht nur Gutes finden: „Heute als Erwachsene kann ich mit Sprüchen leben wie ‚Du hast ja nur alle vier Jahre richtig Geburtstag‘. Aber als Kind und Jugendliche war es nicht schön“.

„Meine Tochter Mira Lippert ist am 29. Februar 2012 in Frechen geboren. Wir wohnen in Sinthern. Sie spielt schon lange Fußball beim SC Geyen und ist ganz besonders, so wie der Geburtstag. Wir feiern meisten am 1. März und alle vier Jahre richtig groß. Leider wurde oft im Kindergarten und in der Schule der Geburtstag vergessen oder übersehen. Es kommt auch vor, dass manche gar nicht gratulieren, weil si nicht so richtig wissen, wann sie eigentlich Geburtstag hat. Heute ist das nicht mehr schlimm, aber früher hat sie das geärgert“, sagt Mama Nadine Lippert.

Sebastian ist Baujahr 1984. Er ist also 40 Jahre auf der Welt und darf kommende Woche seinen „zehnten“ Geburtstag feiern. Dieses Jahr wird aber auch seine Tochter zehn Jahre alt, was beide recht lustig finden. Die Jahre zwischen den Schaltjahren feiert Sebastian seinen „Nichtgeburtstag“ am 1. März. Die „richtigen“ Geburtstage werden mit einer der Jahreszahl entsprechenden Feier begangen: Zum sechsten war es die Einschulung, zum achten ein Lego-Kuchen, zum neunten eine Kommunionstorte.

Jürgen Wiedenau aus Hürth ist am 29. Februar 1948 geboren. Er ist zurzeit mit seiner Frau in KhaoLak / Thailand. Hier wird er nächste Woche auch seinen geburtstag feiern.

Noémi Mezey ist am 29. Februar 2012 um 3.07 Uhr in Brühl geboren. Zur Geburt gab es einen Bericht in der Rhein-Erft Rundschau, zum „12. Geburtstag“ nach vier Jahren im Kölner Stadt-Anzeiger. Auch sie feiert meistens am 1. März. Im Schaltjahr wird immer etwas besonderes gemacht: am ersten Geburtstag mit einer Zauberin im Kindergarten, am zweiten Geburtstag eine Poolparty mit der ganzen 3. Klasse und dieses Mal wird zusammen mit einer der besten Freundinnen wieder eine Poolparty gefeiert und es wird die ganze 6. Klasse eingeladen

Leonard kam am 29. Februar 2008 in Köln zur Welt. „Nicht das er fünf Wochen zu früh zu uns kam, hatte er ein kleinens Geschenk noch bei. Also eine kleine Wundertüte“, sagt die Familie Paganini. Leo ist ihr Sonnenschein mit seinen zusätzlichen Chromosom . Er geht in Brühl auf die Maria Montessori Schule und ist ein vollkommen zufriedener Mensch. Er hat 2022 bei den Special Olympics im Team Boccia erfolgreich teilgenommen und wird dieses Jahr in Münster die Schule wieder vertreten . Was ihn – und seine Eltern natürlich auch – sehr stolz macht! Übrigens: Noch ist es Leo völlig egal, wann gefeiert wird, Hauptsache es wird gefeiert! Er ist jetzt schon sehr aufgeregt.

Daniela Stilz ist Jahrgang 1984. Sie wurde vier Wochen zu früh in Köln geboren. Aufgewachsen ist sie in Quadrath-Ichendorf und dort wohnt sie seit knapp zwei Jahren auch mit ihrer eigenen Familie. „Ich habe meinen Geburtstag schon immer am 1. März gefeiert - am 28. Februar war ich ja noch nicht auf der Welt und es würde sich für mich komisch anfühlen, meinen Geburtstag „vorzufeiern“. Als Kind war es schon etwas seltsam, dass es meinen richtigen Geburtstag nur alle vier Jahre gibt und meine Freunde haben sich auch immer einen Spaß daraus gemacht, mir zum Nicht-Geburtstag am 1. März zu gratulieren. Ich fand das eigentlich immer ganz lustig und mochte meine Geburtstag, der im Schaltjahr dann ja auch tatsächlich etwas Besonderes ist“, sagt Daniela. Sie sieht einen Vorteil, wenn man ein Schaltjahrskind ist: man altert auch viel langsamer - nämlich nur alle vier Jahre, stellt sie lachend fest. Zumindest möchte sie da gerne weiterhin dran glauben, wenn ich dieses Jahr dann sogar noch einen runden Geburtstag feiert.

Simone Helfer aus Hürth feiert in diesem Jahr ihren 13. „echten“ Geburtstag. Sie kann sich gut erinnern. Schon als Kind wurden die Geburtstage im Schaltjahr größer gefeiert und es gab auch grüßere Geschenke. In den Jahren dazwischen feiert sie am 1. März, dann gemeinsam mit ihrer Schwägerin. „Diesmal aber wieder allein“, sagt Simone mit Vorfreude auf das bevorstehende Fest.

Seinen ersten richtigen Geburtstag feiert der kleine Karl van Porten, der am 29. Februar 2020 geboren wurde. Seine Mutter erinnert sich: „Im Kreißsaal lief nach der Geburt das Radio und dort haben den ganzen Tag Menschen angerufen die Geburtstag haben. Da konnten wir uns schon vorstellen was auf uns zukommt: die meisten werden immer vergessen, aber wenn mal Schaltjahr ist, dann denken alle an einen! In den anderen Jahren haben wir allen gesagt dass er am 1.3. dann Geburtstag feiert. Aber solange er noch klein ist und den Kalender nicht lesen kann, suchen wir uns den Tag aus. Zum Beispiel 2022 war der 28. Februar der Rosenmontag. Da haben wir dann eine Karnevalsparty gefeiert. Wegen Corona ging kein Zug durch Gleuel. Aber wir haben dennoch gefeiert.

Jutta Weiss, Schaltjahreskind und Oma aus Leidenschaft, feiert in der kommenden Woche erst ihren 15. „richtigen Geburtstag“.  | Foto: privat/Andreas Weiss
Seinen ersten  „richtigen Geburtstag“ erlebt der kleine Karl in diesem Jahr.  | Foto: privat/Van Porten
Redakteur/in:

Holger Slomian aus Pulheim

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