Pantomime im Kunst Kabinett
Faszination nicht nur ohne Worte

Mal ist Sladek Zeus, dann wieder die schöne Leda. Der Verwandlungskünstler tritt in beide Rollen der Geschichte – das Publikum ist fasziniert. | Foto: Fotos: Karin Rechenberger
  • Mal ist Sladek Zeus, dann wieder die schöne Leda. Der Verwandlungskünstler tritt in beide Rollen der Geschichte – das Publikum ist fasziniert.
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kr. Hespert - Das Gesicht weiß geschminkt. Schwarz gekleidet. Barfuß. So betritt
der Meister seines Faches die Bühne. Der Pantomime Milan Sladek gibt
sich im Kunstkabinett in Hespert die Ehre. Er startet zur
Überraschung der zahlreichen Gäste recht Redegewand. Der Frosch, den
er im Hals hat, verschwindet schnell wieder.

Mit Worten präsentiert er die schweigsame Kunst, und gibt dem
Publikum eine Einführung in die Geschichte der Pantomime. Es sei
immer wunderbar die Menschen und sich selbst zu beobachten, wie man
nonverbal ausdrückt, was man fühlt. Die Kommunikation sei zu 35
Prozent verbal und zu 65 Prozent nonverbal.

Oft ist die Körpersprache aber eine andere als die verbale, wie zum
Beispiel bei der Frage „Wie geht es Dir?“. Körpersprache lässt
sich nicht kontrollieren, Sprache dagegen schon. Seine Schüler lässt
Sladek sich in den ersten Stunden mit geschlossenen Augen erinnern,
wie Schokolade oder ein Apfel schmecken, wie es sich auf einem Bahnhof
anhört oder wie die Stimme von Angela Merkel klingt.

Der Künstler gibt Einblicke in seine Arbeitsweise und das Verhältnis
zwischen Körpersprache und Pantomime. Er berichtet bildhaft wie ein
Grieche seinerzeit mit einem Ziegenfell über dem Kopf seine Nachbarn
parodiert hat, von den Schamanen, vom italienischen Steggreiftheater,
von Tortenschlachten in Stummfilmen und von dem Spaßvogel Harlekin.

„Meine Vorfahren waren die Dolmetscher der Legionäre – Jupiter
und die anderen“, so der Pantomime. Mit einer Auswahl seiner besten
Solopantomimen „Leda und der Schwan“; „Samson und Dalila“ und
„Party“ begeistert der 79-jährige Künstler dann das Publikum.
Mit seiner ausdrucksstarken Wandlungskunst in „Leda und der
Schwan“ ist er einmal die schöne Leda, dann wiederum Zeus, der Leda
in Gestalt eines Schwans erobert.

Auch bei der Geschichte von Samson und Dalila verkörpert er beide,
verwandelt sich blitzschnell durch eine gekonnte Drehung auf der
Bühne vom lüsternen Samson in die sich schüchtern zierende Dalila.
Hoch konzentriert und jeden Muskel angespannt, überzeugt Sladek in
den Szenen „Kreuzweg“ zur Musik Marcel Duprés. Er spielt den
römischen Statthalter Pontius Pilatus; Jesus wie er unsäglich leidet
und Maria, wie sie ihr Neugeborenes im Arm wiegt, Jesus aufwachsen
sieht und dann tieftraurig am Wegesrand steht. Ein Meisterwerk.

Im Kunstkabinett war es mucksmäuschenstill und einigen Besuchern
merkte man die Ergriffenheit, die diese Szenen auslösten, an.

Bei dem Stück „Party“ ging es amüsant zu, denn die Allüren der
Partygäste wurden überspitzt und ausgelassen dargestellt. Intensiven
Beifall gab es für diesen ungewöhnlichen Abend, den man so schnell
nicht vergessen wird. Milan Sladek wurde 1938 in der Slowakei geboren.

Der Pantomime, Regisseur, Autor, Pädagoge und Theaterleiter ist auch
Maskenmacher, Zeichner und Maler. Seit 1970 lebt er in Köln,
eröffnete dort das erste festansässige Pantomimentheater Westeuropas
und tourte im Auftrag des Goethe-Instituts durch 55 Länder.

- Karin Rechenberger

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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