Wettlauf mit der Gesundheit
Der Einfluss von Stress auf die Verdauung

Wer kennt es nicht? Sodbrennen, Verstopfung, Blähungen... Eins ist klar: Stress geht durch den Magen (und den Darm). Aber warum überhaupt? Und kann das zum Problem werden?

Der biologische Sinn einer Stresssituation ist die schnelle Bereitstellung von Energie, um in kritischen Situationen das Überleben des Organismus zu sichern.

Stellen Sie sich folgende Situation vor: Sie sind in einem Wald unterwegs. Die Sonne scheint, Sie genießen die frische Luft, hören dem Zwitschern der Vöge zu... Plötzlich steht ein Säbelzahntiger vor Ihnen. Ein ziemlich schlecht gelaunter - weil hungriger - Säbelzahntiger. Wo sollte die Energie jetzt am sinnvollsten eingesetzt werden, um zu überleben? Richtig, in Ihrer Beinmuskulatur und im Gehirn. Andere energieverbrauchende Prozesse, wie z.B. die Verdauung, werden darum unterdrückt.

Wissenschaftlich ausgedrückt sorgt der Sympathikus dafür, dass wir hellwach und möglichst leistungsfähig sind. Ein Problem wird es allerdings, wenn dieser zum Dauergast wird. Denn solange er aktiv ist, liegt sein Gegenspieler, der Parasympathikus auf der faulen Haut. Und das hat weitreichende Folgen für unseren gesamten Körper. Bezogen auf die Verdauung sorgt der Parasympathikus z.B. dafür, dass der Magen und der Darm in Bewegung kommen und Verdauungsenzymen über die Bauchspeicheldrüse und den Gallensaft ausgeschüttet werden.

Was passiert also, wenn der Parasympathikus vor lauter Arbeit und Sorgen kaum noch zu Wort kommt? Nährstoffe werden im Dünndarm nicht ausreichend abgebaut und gelangen so in den Dickdarm. Hier werden sie von unseren Darmbakterien vergoren: unangenehme Blähungen sind die Folge.
Erhält der Darm keine ausreichende Energieversorgung, stellt er die Arbeit ein. Der Speisebrei wird nicht mehr weitertransportiert und somit immer weiter eingedickt: eine Verstopfung entsteht.
Ein weiterer Muskel, der weniger Energie erhält, ist der Ösophagussphinkter. Dies ist der Verschluss zwischen Magen und Speiseröhre. Wenn er nicht ausreichend versorgt wird, wird er undicht und der saure Mageninhalt kann in die Speiseröhre aufsteigen: es kommt zum Sodbrennen.

Hinzu kommt, dass Personen mit viel Stress häufig eine ungesunde Ernährungsweise haben. Der Körper verlangt nach schneller Energie. Fettreiche Speisen und einfache Kohlenhydrate sind da bestens geeignet. Also: Schnell mal eben in die Kantine, ein Döner auf die Hand, um die Andere frei zu haben zum Telefonieren oder das Brot am Schreibtisch zwischen Videocall und Exceltabelle....

Hand aufs Herz - Wer von Ihnen achtet in diesen Situationen darauf ordentlich zu kauen? Die Folge ist, dass der Magen mit zu großen Stücken belastet wird. Wird dann parallel noch gesprochen, gesellt sich die mitgeschluckte Luft zu den Gasen, die unsere Darmbakterien eh schon fleißig produziert haben. Und wo wir gerade dabei sind: Trinken? Das habe ich bei dem ganzen Stress völlig vergessen!

Ja, die genannten Syptome sind unangenehm, vielleicht auch mal peinlich aber erst einmal nicht lebensbedrohlich. Außerdem gibt es freiverkäufiche Arzneimittel, die ganz gut helfen.

Aber: Stressreaktionen im Körper verbrauchen mehr Nährstoffe und fördern auf lange Sicht auch Entzündungen. In der Kombination mit einer unausgewogenen Ernährung und der gestörten Verdauung, steigt das Risiko für z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Fettstoffwechselstörungen und Diabetes. Im schlimmsten Falls können auch Krebserkrankungen die Folge sein, wenn die Speiseröhre durch Magensaft und der Dickdarm durch die längere Verweildauer von gesundheitsschädliche Stoffe dauerhaft gereizt werden. Kommt der Darm völlig aus dem Tritt, kann sich ein Reizdarmsyndrom entwickeln. Die Lebensqualität ist dann durch die bereits beschriebenen Symptome oder durch Durchfälle und Schmerzen stark beeinträchtigt.

Auch mit der leichtfertigen Einnahme von Arzneimitteln kann man seiner Gesundheit schaden. Wird der pH-Wert des Magens z.B. dauerhaft abgesenkt, können Krankheitserreger eher überleben und die Verdauungsleistung herabgesetzt sein.

Daher mein Vorschlag für einen guten Vorsatz im neuen Jahr: Laden Sie häufiger Ihren Parasympathikus zu einer Tasse Tee ein und schicken Sie den Sympathikus in den Kurzurlaub.
Zugegeben, Sorgen verschwinden nicht über Nacht und Arbeitsbelastungen kann man nicht einfach ändern. Was aber jeder tun kann:
- während des Essens nichts anderes tun
- kleine Mikropausen in den Alltag integrieren
- Beschwerden ernst nehmen und ärztlich abklären lassen

Laufen Sie Ihrer Gesundheit nicht davon...

Ihre Birgit Westermann

LeserReporter/in:

Birgit Westermann aus Overath

Birgit Westermann auf Xing
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