Ein wertvoller Erfahrungsschatz
Kira Scholl aus Gutmannseichen schildert ihre Erle ...

Kira Scholl umringt von ihren Schülern in der City of Hope-Schule im afrikanischen Sambia. | Foto: City of Hope-Schule
  • Kira Scholl umringt von ihren Schülern in der City of Hope-Schule im afrikanischen Sambia.
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Windeck/Gutmannseichen - Mein Name ist Kira Scholl, ich bin 19 Jahre alt und berichte von
meinem Aufenthalt in Sambia. Der sollte eigentlich sechs Monate
dauern, wurde aber leider wegen der Corona-Pandemie um einen Monat
verkürzt.

Am 4. November 2019 ging es los. Ich landete in einer mir völlig
fremden Welt und Kultur in Sambia. Dort, in der Hauptstadt Lusaka, ist
die „City of Hope“-Schule, die vom Förderverein Windeck seit
mehreren Jahren unterstützt wird, so auch. mit Laptops für die
Schüler.

Für mich stand schon seit der neunten Klasse fest, dass ich nach dem
Abitur auf jeden Fall für ein halbes Jahr in ein afrikanisches Land
gehen möchte, um mich mit den Menschen und deren Kultur
auseinanderzusetzen. Dass es letztendlich Sambia geworden ist,
verdanke ich Martin Juda, Vorsitzender des Fördervereins Windeck, der
mir einiges über die „City of Hope“ und die Zustände vor Ort
berichten konnte und mich von dieser Einrichtung überzeugt hat.

Das Schulgelände umfasst nicht nur eine Schule mit mehr als 1000
Schülern, sondern auch ein Waisenhaus, in dem zur Zeit 23 Mädchen im
Alter zwischen sechs und 22 Jahren betreut werden. Die Einrichtung
wird schon seit 1995 von salesianischen Schwestern geleitet und
orientiert sich an der Pädagogik John Don Boscos, der sich dafür
einsetzte, allen Jugendlichen eine schulische Bildung zu ermöglichen.

Meine Aufgabe bestand darin, in der Schule auszuhelfen, indem ich in
der vierten Klasse Aufgaben der Schüler korrigierte, ihnen
Hilfestellung gab und Unterrichtsmaterial an die Tafel schrieb.
Nachmittags waren meine deutsche Mitvolontärin Wiebke und ich dann
meistens bei den Waisenmädchen. Wir bastelten mit ihnen, trieben
Sport oder sprachen mit den Mädchen über alles, was sie so
interessiert. Das tat ihnen ziemlich gut. Da die Schwestern und
„Mamis“ sehr darauf bedacht sind, dass die Mädchen genug beten
und das Gelände sauber halten, bleibt ihnen wenig Zeit für Dinge,
die man in dem Alter vielleicht sonst gerne macht.

Das schönste an meinem Freiwilligendienst waren definitiv die freudig
strahlenden Kinder, die mich in den Arm nahmen und einfach froh
darüber waren, dass jemand für sie da war, der ihnen zumindest für
einen kurzen Moment Geborgenheit schenken konnte. Man kann sich den
Unterricht in Schulen dort nicht so vorstellen, wie wir ihn hier in
Deutschland genießen. In den Klassen werden bis zu 100 Schüler
unterrichtet.

Daher sind die Lehrer oft überfordert und wissen sich oft nur mit
körperlicher Bestrafung zu helfen. Eine Situation, die für mich
verstörend und nicht akzeptabel war.

Mit der Zeit habe ich jedoch gelernt, dass diese erzieherischen
Methoden sowohl für Lehrer als auch für Schüler zum normalen
Schulalltag dazugehörten. Trotz allem waren die Kinder und generell
die Menschen dort fast immer fröhlich, haben uns mit offenen Armen
begrüßt und uns somit ein Stück weit das Gefühl von einem zu Hause
vermittelt.

Meine Mitvolontärin und ich wohnten, wie die Schwestern auch, auf dem
Gelände der „City of Hope“, allerdings in getrennten
Unterkünften.

Dort hatten wir mit einer Waschmaschine, einer Kühltruhe, einem
Kühlschrank und einem Herd einen ziemlich hohen Standard, den die
meisten Leute in Sambia nicht haben. Dennoch hatten wir auch mit
täglichen Strom- und Wasserausfällen zu kämpfen, die wir von
Deutschland einfach nicht gewohnt waren.

Das war natürlich eine Umstellung, mit der wir uns arrangieren
mussten. Da sich die Schwestern, allen voran Sister Prisca, Direktorin
und Hauptverantwortliche, um viele Belange kümmern mussten, konnten
wir bei Problemen nicht immer auf sofortige Hilfe hoffen. Das ging
anfangs schwer in unsere Köpfe. Als die Schüler ab Mitte Dezember
einen Monat lang Ferien hatten und auch die Waisenmädchen diese Zeit
bei ihren Verwandten verbrachten, hatten Wiebke und ich genug Zeit zum
Reisen. Wir fuhren mit dem Bus quer durch Sambia und Tansania bis nach
Sansibar, wobei wir auf der Fahrt die wunderschöne Landschaft dieser
beiden Länder bestaunen und das erste Mal Giraffen und Elefanten in
freier Wildnis sahen. Eine zweite Urlaubszeit stand im Februar an, als
ich die Möglichkeit hatte, an einem Seminar der Don Bosco-Volontäre
teilzunehmen. Wir verbrachten eine Woche mit Gesprächen und Analysen
über die bisherige Zeit in den jeweiligen Einrichtungen und
verbrachten anschließend noch ein paar Urlaubstage in Livingstone und
Botswana. Dort konnte ich zum ersten Mal die Viktoriafälle bestaunen.
Anfang März kamen meine Eltern zu Besuch. Wir blieben zunächst ein
paar Tage in der „City of Hope“, bevor wir noch einmal nach
Livingstone zu den Viktoriafällen fuhren

Insgesamt habe ich bei meinen Rundreisen sehr viele schöne Eindrücke
von Sambia gewonnen und kann dieses Land nur jedem als Reiseziel
empfehlen.

Alles in allem kann ich sagen: Diese Reise hat sich gelohnt! Denn die
Erfahrungen, die ich in Sambia gemacht habe, werden mich mein ganzes
Leben lang begleiten und haben mich meinen Lebensstil und mein
Verhalten hier in Deutschland überdenken lassen.

Viele Menschen dort sind arm. Arm, was das Materielle angeht - an
Lebensfreude und Fröhlichkeit mangelt es ihnen jedoch keineswegs. Und
auch die Freundlichkeit und Offenherzigkeit, mit der wir empfangen und
die uns an den unterschiedlichsten Orten entgegengebracht wurden, sehe
ich nicht als selbstverständlich. Es gibt genug Negatives aus der
Vergangenheit, das den Sambiern jedes Recht geben würde, uns
„Weiße“ zu verachten.

- Bearbeitet und leicht gekürzt von Anke Eifel

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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