Die Fachwelt schaut auf Rheinbach
Neuer Filter gegen Rückstände entsteht

Ein Blick in das Baugrube des neuartigen Retentionsfilterbeckens: Abteilungsleiter René Düppen, Erftverbandsvorstand Norbert Engelhardt und Rheinbachs Bürgermeister Stefan Raetz. | Foto: art
  • Ein Blick in das Baugrube des neuartigen Retentionsfilterbeckens: Abteilungsleiter René Düppen, Erftverbandsvorstand Norbert Engelhardt und Rheinbachs Bürgermeister Stefan Raetz.
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Rheinbach - (art). Eine Großbaustelle gleich hinter dem Rheinbacher Wasserwerk
zieht seit Februar die Aufmerksamkeit auf sich. Hinter dem Zaun
entsteht als Pilotprojekt ein neuer Retentionsbodenfilter des
Erftverbandes. „Dieses Projekt ist einmalig in ganz Deutschland“,
so Norbert Engelhardt, Vorstand des Erftverbandes.

Auf das neue sehr naturnahe Verfahren schaue selbst die Fachwelt
deutschlandweit. Das Besondere liegt in der einmaligen Kombination von
Niederschlagswasserbehandlung und Spurenstoffentfernung. So dient die
Anlage der Entlastung des Wallbachs bei starken Niederschlägen und
dem Gewässerschutz sowie darüber hinaus auch der Entfernung von
Spurenstoffen aus dem Abwasser. Schmerzstillende Salben auf der Haut,
eingenommene Medikamente und auch Kosmetika – all das hinterlässt
Rückstände im Abwasser, die der Umwelt schaden. Der neue
Retentionsbodenfilter reduziert diese Rückstände maximal. Letztlich
werde sich das neue Verfahren über den Wallbach auch auf die
Wasserqualität der Swist positiv auswirken, eines der
bestüberwachten Gewässer, so Engelhardt. „Dieses Musterbauwerk
wird hoffentlich landesweit Nachahmer finden“, sagte Raetz. Der
Retentionsbodenfilter verfügt über eine Filterfläche von rund 5.000
Quadratmetern. Bei starken Niederschlägen kann er zirka 12,3
Millionen Liter mit Schmutzwasser vermischtes Regenwasser
zwischenspeichern und später stark gedrosselt in den Wallbach
abgeben. „Das Besondere des Rheinbacher Filters besteht darin, dass
wir zusätzlich zu der Schicht mit Filtersand auch eine Schicht
granulierte Aktivkohle in das Becken einbauen werden. Das gespeicherte
Mischwasser durchströmt beide Schichten. Dadurch werden nicht nur
ungelöste und gelöste Schmutzstoffe zurückgehalten, sondern
darüber hinaus auch Spurenstoffe wie Arzneimittel-, Pestizid- oder
Industriechemikalienrückstände“, erklärte Erftverbandsvorstand
Engelhardt.

Im Rahmen von zwei Forschungsprojekten hatte der Erftverband
Retentionsbodenfilter im halbtechnischen Maßstab untersucht und dabei
nachgewiesen, dass das Beimischen von Aktivkohle die
Spurenstoffelimination auf mehr als 80 Prozent steigert. Der
Erftverband setzt dieses Verfahren mit dem Retentionsbodenfilter
Rheinbach nun großtechnisch um, indem der verbesserte Bodenfilter bei
Trockenwetter als nachgeschaltete vierte Reinigungsstufe für die
Kläranlage genutzt wird.

Anders als bei technischen Aktivkohlefiltern beruht die
Reinigungsleistung von Retentionsbodenfiltern auf mikrobiologischen
Vorgängen, die sich in der Bodenzone abspielen. Die Spurenstoffe
werden zunächst an der Aktivkohle festgehalten und so aus dem
Abwasser entfernt. Langfristig werden sie biologisch abgebaut, so dass
sich die Aktivkohle langsamer als in technischen Filtern erschöpft
bzw. teilweise biologisch regeneriert. Die Arbeiten, die erst im
Februar dieses Jahres begonnen hatten, dauern voraussichtlich bis
Dezember und kosten rund 3,6 Millionen Euro. Für den Bau der Anlage
und die begleitende Forschung erhält der Erftverband vom Land NRW
eine Förderung von mehr als 60 Prozent. Zum Abschluss der Arbeiten
wird das Becken mit Schilf bepflanzt. Nach einer rund sechsmonatigen
Anwuchsphase ist das Filterbecken voraussichtlich im Sommer 2019
betriebsbereit.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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