Nähmaschinen für Afrika
Schüler des Gymnasiums Herkenrath sammeln, prüfen, reparieren

Das Foto zeigt von links an der Nähamschine hockend: Konstantin Fischer, Ben Valkyser, Julian Denke und Maximilian Staude. | Foto: Joachim Pautz
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Herkenrath - (kli) Es ist nicht unbedingt alltäglich, dass 14-Jährige sich mit
mechanischen Nähmaschinen bis ins Kleinste auskennen und sogar auf
ihnen nähen können, um die einwandfreie Funktion zu prüfen. Den
jungen Technikern der Technik-AG am Gymnasium Herkenrath ist aber
keine Herausforderung zu groß, es geht dabei ja um einen guten Zweck
und schließlich ist eine Nähmaschine auch eine Maschine und verdient
es näher untersucht und verstanden zu werden. Der Maschinenbau ist
der Schwerpunkt der AG. Nachdem die jungen Techniker unter Anleitung
eine selbst fahrende Dampfmaschine mit glänzendem Ergebnis
fertigstellen konnten und seither an einem großen mechanischen
Uhrwerk mit Schlagwerk für die Schulmensa arbeiten, begann parallel
dazu das Nähmaschinenprojekt.

Ursprünglich stammte die Idee von Rudolf Hermes, Mathematik- und
Sportlehrer am Gymnasium. Die in Togo ansässige Hilfsorganisation
Agerto hatte er bei einer Reise nach Togo kennengelernt. Neben anderen
Projekten zur Selbsthilfe bildet diese Organisation junge Frauen im
Schneiderinnenhandwerk aus. Als Starthilfe in eine berufliche
Selbstständigkeit erhalten die Absolventinnen eine Nähmaschine. Da
die Versorgung mit Elektrizität in Togo nicht flächendeckend
sichergestellt ist, sind mechanische Nähmaschinen mit Tretkurbel, in
europäischen Haushalten meist längst ausgemustert, eine gute und
zuverlässige Alternative zur elektrisch angetriebenen Nähmaschine.
Zusammen mit Joachim Pautz, dem Leiter der Technik-AG, machten sich
beide Lehrer daran das Internet nach Inseraten zu durchsuchen.
Insgesamt konnten 14 Nähmaschinen aufgetrieben werden. Einige
Maschinen wurden der Schule gespendet, andere für geringe Beträge
gekauft. Sie stammen aus der goldenen Ära des deutschen
Nähmaschinenbaus in den 50er und 60er Jahren. Anker, Phönix, Kaiser,
Pfaff und weitere große Namen sind versammelt. Zum Glück mussten die
meisten Maschinen nur gereinigt, geölt und leicht nachjustiert
werden. Fast alle erhielten neue Andruckrollen für die
Aufspulvorrichtung des Unterfadens, neue Lederriemen und zusätzliche
Spulen für den Unterfaden, Nadeln und ein Fläschchen Öl. Die
Schüler waren beeindruckt von der Präzision der Maschinen und von
ihrer Robustheit. Einige waren seit Jahrzehnten nicht mehr genutzt
worden und schnurren nach wenigen Handriffen jetzt mit schönem Klang
über den Stoff und hinterlassen eine saubere Steppnaht. Die wenigen
Zickzack-Maschinen wie z.B. die wunderschöne „Anker RZ“ von 1951,
ein Denkmal deutscher Technikgeschichte, haben die Schüler besonders
intensiv untersucht und ausprobiert. Welcher 14-jährige Junge kann
schon von sich behaupten, ein Knopfloch mit einer Anker RZ hergestellt
zu haben?Die Maschinen werden durch die freundliche Kooperation mit
einer evangelischen Kirchengemeinde in Esslingen, die über längere
Zeit Hilfsgüter für Togo gesammelt hat, in einem Schiffs-container
verstaut und noch vor Weihnachten nach Togo geschickt. Die
Nähmaschinen beginnen in Afrika ihr „zweites Leben“ und sie
halten bei guter Pflege vielleicht noch hundert Jahre. Die
Schülerinnen und Schüler vom Gymnasium Herkenrath wünschen den
neuen Besitzerinnen viel Glück beim Beginn ihrer beruflichen
Selbstständigkeit.

Die Sammlung der Nähmaschinen ist für dieses Jahr abgeschlossen,
aber weiterhin werden ausrangierte Nähmaschine gerne angenommen. Sie
werden dann bis zur nächsten Lieferung nach Afrika in Verwahrung
genommen. Eine Email an Joachim Pautz, Leiter der Technik-AG, genügt
(pz@gymnasium-herkenrath.de), so informiert die AG Schoolinside.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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