Freude und Sorge zugleich
Eine belastende Situation

Vanessa und Krister Batzer: Ihr erstes Kind soll im April geboren werden. Die junge Frau wünscht sich, dass ihr Mann bei der Geburt dabei sein darf. | Foto: Batzer
  • Vanessa und Krister Batzer: Ihr erstes Kind soll im April geboren werden. Die junge Frau wünscht sich, dass ihr Mann bei der Geburt dabei sein darf.
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Mechernich - Vanessa und Krister Batzer erwarten ihr erstes Kind. Ein kleines
Mädchen, das am 13. April zur Welt kommen soll. Entsprechend groß
ist nun die Aufregung, sowohl was die aktuelle Situation angeht, als
auch allgemein die Vorfreude auf das Baby.

Die Nachricht, dass viele Krankenhäuser ein Betretungsverbot für
Geburtsstationen und Kreißsäle anordnen, hat die werdenden Eltern
verunsichert.

„Für meinen Mann und mich war es ein tiefgreifender Schock, zu
erfahren, dass er im schlimmsten Fall nicht bei der Geburt dabei sein
darf. Als ich von meiner Hebamme hörte, dass sich einige Kliniken
bereits gegen den Partner bei der Geburt ausgesprochen hatten, fing
für uns das große Telefonieren an: Zuerst in unserer Wunschklinik in
Euskirchen. Dort wurde mir dann mitgeteilt, dass eine
Geburtsbegleitung unter der Geburt im Kreißsaal „noch erlaubt
sei“, nicht aber mehr auf der Wöchnerinnenstation“, berichtet
Vanessa Batzer. Letzteres könne sie zum Schutz anderer Mütter und
Babys nachvollziehen, da man in aller Regel immerhin nicht im
Einzelzimmer untergebracht sei.

„Uns wurde aber zeitgleich auch mitgeteilt, dass ‚sich die
Situation jederzeit noch ändern könne‘. Die Verunsicherung ist
entsprechend sehr groß. Also rief ich in der Mechernicher
Geburtshilfe an. Dort wurde uns dasselbe mitgeteilt, wie in
Euskirchen. Das besonders Schlimme für meinen Mann und mich: Die
Verunsicherung hat sich noch mehr manifestiert, nachdem Mechernich am
Abend desselben Tages, an dem ich angerufen hatte, online mitteilte,
dass ab sofort kein Partner mehr im Kreißsaal erlaubt sei. Am Morgen
des nächsten Tages dann wiederum, ruderte die Klinikleitung zurück.
Aktuell ist der Partner wieder erlaubt - die bange Frage, die sich mir
und meinem Mann nun täglich stellt, ist: Wann ändert sich die
Situation schon wieder? Im schlimmsten Fall fallen wir in ein
Zeitfenster, wo es dann nicht erlaubt ist“, teilt die 28-Jährige
ihre Befürchtungen dem „Blickpunkt“ mit.

„Es ist unser erstes Kind und meine eigene Mutter musste bei meiner
Geburt beispielsweise wirklich Schreckliches durchstehen. Ich wünsche
mir nichts mehr, als den Menschen bei mir zu haben, der mich schon
über die gesamte Schwangerschaft begleitet und unterstützt hat. Ich
finde, das ist ein respektabler Wunsch, der jeder werdenden Mutter
zusteht.“, findet die Journalistin aus Mechernich.

In ihrer Verzweiflung hat sich die junge Frau mit einem offenen Brief
an Landrat Günter Rosenke gewandt. Darin appelliert Vanessa Batzer an
die menschenwürdige Behandlung werdender Eltern – auch in Zeiten
einer epidemischen Herausforderung.

Die Situation, in die werdende Mütter und Väter dadurch gedrängt
würden, könne nicht anders als äußerst problematisch und
potenziell traumatisch beschrieben werden.

Vanessa Batzer hat die Diskussionen in den sozialen Medien verfolgt,
wo Frauen von der Furcht sprechen, die Geburt ohne ihren Partner –
einem wichtigen Ankerpunkt im körperlichen und seelischen
Ausnahmezustand einer Geburt – durchleben zu müssen. „Mitunter
gibt es vereinzelte Kommentare, die eine Geburt zu Hause inzwischen
als Not-Alternative benennen“, berichtet Batzer. „Ich muss
eingestehen, dass ich selbst bereits mit dem Gedanken gerungen habe,
zu Hause zu entbinden. Das Problem: Wir bekommen im Kreis keine
Hebamme, die Hausgeburten durchführt, schon gar nicht mehr jetzt“,
erzählt die junge Frau aus Mechernich.

Der psychische Druck kurz vor der Geburt sei sehr belastend, anders
lasse sich die Situation nicht treffender beschreiben und das Paar aus
Mechernich wünscht sich einfach nur, dass es dieses einmalige
Erlebnis gemeinsam erleben kann, sei es eine natürliche oder auch ein
Kaiserschnitt, sollte dieser, nach jetzigen Stand unerwartet, nötig
werden, auch, um als Familie gemeinsam in einen neuen Lebensabschnitt
starten zu können.

Landrat Günter Rosenke zeigt großes Verständnis für die schwierige
Situation der werdenden Eltern, aber entscheidend sei in dieser Frage
einzig und allein, wie die Mediziner die Frage bewerten. 

Redakteur/in:

Martina Thiele-Effertz aus Hürth

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