Wenn der Blinddarm und die Narbe fehlen
Neue Operationsmethode am Klinikum Leverkusen

- Die gynäkologische Abteilung des Klinikums Leverkusen bietet als erste Frauenklinik in Deutschland vNOTES-Eingriffe an.
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Leverkusen - Die gynäkologische Abteilung des Klinikums Leverkusen bietet seit
Februar 2020 als erste Frauenklinik in Deutschland vNOTES-Eingriffe
an. Die Methode ermöglicht Eingriffe im Bauchraum komplett ohne
jegliche Bauchschnitte.
Das Akronym vNOTES steht für „vaginale Natural Orifice Transluminal
Endoscopic Surgery“ und bezeichnet minimalinvasive Eingriffe über
natürliche Körperöffnungen. Bei diesem Verfahren werden die
benötigten Instrumente für eine minimalinvasive Operation nicht mehr
über Hautschnitte in den Körper eingeführt, sondern über
natürlich vorhandene Körperöffnungen. Klassischer Zugangsweg für
Eingriffe an den inneren Genitalien in der gynäkologischen Chirurgie
ist die Vagina.
Die vNOTES-Technik kommt dann zum Einsatz, wenn Eingriffe über die
Scheide alleine nicht durchgeführt werden können, zum Beispiel wenn
das Sichtfeld in die Bauchhöhle hinein nicht ausreichend ist. Das
Laparoskop, ein Gerät mit einer kleinen Kamera, einem Linsensystem
zur Vergrößerung, einer Lampe und einer Spül- und
Absaugvorrichtung, wird durch die Scheide in den Körper eingeführt.
Es handelt sich also um die Verlängerung des vaginalen Zugangs, in
einen anatomischen Bereich, der mit der konventionellen vaginalen
Chirurgie nicht mehr erreichbar ist.
Ein Großteil der minimal-invasiven Eingriffe der Gynäkologie kann
dadurch auf vaginalem Wege durchgeführt werden, beispielsweise die
Gebärmutterentfernung, aber auch die Entfernung des Blinddarms, ohne
die typische Blinddarmnarbe.
Für eine konventionelle Laparoskopie sind meist drei bis vier kleine
Bauchschnitte nötig, die zu Beschwerden und Beeinträchtigungen
führen können, zum Beispiel Schmerzen, Wundinfektionen und
Narbenbildung.
Durch die vNOTES Technik haben die Patientinnen weniger postoperative
Schmerzen, keine Narben am Bauch, können früher nach Hause entlassen
werden und erholen sich schneller von der Operation.
Dr. Kirsten Hübner ist Fachärztin für Frauenheilkunde und
Geburtshilfe am Klinikum Leverkusen. Sie hat die Methode aus Asien
nach Leverkusen geholt und mit dem leitenden Oberarzt Dr. Alexander di
Liberto am Klinikum etabliert. Nach ihrer Facharzt-Ausbildung am
Klinikum Leverkusen arbeitete sie für acht Jahre in Shanghai,
Singapur und Taiwan.
Im Chang Gung Memorial Hospital in Taipeh-Linkou lernte Dr. Hübner
die vNOTES Technik vom Urbegründer Dr. Hsuan Su und machte dort ihre
Schwerpunkteweiterbildung. „Ich finde, vNOTES ist eine wunderschöne
Methode und Weiterentwicklung - pro Frau, weil sie noch weniger
invasiv ist und die Bauchdecke komplett unversehrt gelassen wird.
Gleichzeitig können wir bei den Eingriffen die Vorteile der
Laparoskopie nutzen - also eine gute Sicht und lange Instrumente,“
erklärt Dr. Kirsten Hübner.
Die Patientinnen am Klinikum Leverkusen sind ebenfalls überzeugt.
„Ich würde diese OP-Methode immer wieder wählen. Ich hatte quasi
keine Beeinträchtigungen in jederlei Hinsicht,“ so berichtet es die
erste vNOTES-Patientin am Klinikum Leverkusen Anna K. Und auch Diana
Braun ist mehr als zufrieden: „Ich finde es toll, dass ich keine
Narben am Bauch habe. Und schon wenige Stunden nach der OP konnte ich
mich ohne Schmerzen bewegen. Ich fühle mich gar nicht wie nach einer
Operation.“
Das Ärzteteam der Frauenklinik am Klinikum Leverkusen hat die
Operationstechnik in einem seit kurzem bestehenden Ausbildungszentrum
in Mechelen/Belgien unter der Leitung von Dr. Jan Baekelandt
trainiert. Hier werden Ärzteteams aus vielen europäischen Ländern
geschult.
„Wir in der Frauenklinik sind neuen Methoden gegenüber offen. Wenn
wir überzeugt sind und die Vorteile für Patienten sehen, dann
integrieren wir neue Techniken gerne in unsere Abläufe. Wir scheuen
uns nicht uns weiterzubilden und schulen auch selbst gerne“,
erklärt der Leiter der Frauenklinik, Prof. Dr. Kubilay Ertan. Für
die Zukunft ist am Klinikum Leverkusen deshalb ein eigenes
Ausbildungs- und Trainingskonzept für die vNOTES Methode geplant.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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