Mehr als nur totes Holz
Mit einer Plakette werden Habitatbäume gekennzeichnet

- Die Kastanie an der Hitdorfer Rheinstraße beherbergt Wildbienen. Sie wurde jetzt von Ulrich Hammer, stellvertretender Fachbereichsleiter Stadtgrün, als Habitatbaum gekennzeichnet.
- Foto: Stadt Leverkusen
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Leverkusen - Wenn abgestorbene Bäume in Leverkusen von ihren Ästen befreit,
aber dennoch nicht gefällt werden, hat das einen Sinn: Denn dann sind
sie Heimstatt von Vögeln, Insekten, Flechten und Moosen geworden –
sogenannte Habitatbäume.
Seit kurzem werden sie in Leverkusen mit einer kleinen Plakette
markiert. 50 Plaketten wurden bestellt, vier Bäume sind bereits
markiert. „Wir wollen damit deutlich machen, dass diese Bäume für
die Natur weiterhin wertvoll sind, auch wenn sie keine Blätter mehr
treiben“, betont Andrea Deppe, Dezernentin für Planen und Bauen.
„Der Fachbereich Stadtgrün entfernt die Äste und prüft, ob der
Baumtorso noch standsicher genug ist. Wenn das gegeben ist, bleibt er
stehen, damit die darin heimisch gewordenen Arten in ihrem gewohnten
Lebensraum bleiben können.“
So haben sich zum Beispiel in der absterbenden Kastanie an der
Rheinstraße Wildbienen angesiedelt. In den Höhlen alter Baumstämme
können aber auch Brutvögel ihre Nistgelegenheiten finden oder
Säugetiere wie der Siebenschläfer oder Fledermäuse ansässig
werden. Im Mulm dieser Hohlräume entwickeln sich zudem oft
Insektenlarven, was eine gefüllte Speisekammer für Vögel bedeutet.
Die im Totholz vorhandenen Nährstoffe sind außerdem eine
Nahrungsquelle für Pilze und Bakterien, die das Substrat zu zersetzen
beginnen. Was wiederum eine Voraussetzung dafür ist, dass die
Insekten vom Holz der Bäume leben können. Denn nur wenige sind in
der Lage, frisches Holz zu verdauen.
„Ein Habitatbaum kann als Vorbild für jede Form von
Kreislaufwirtschaft dienen“, meint Ulrich Hammer, stellvertretender
Fachbereichsleiter Stadtgrün. Zum Habitatbaum wird ein Baum, weil er
besondere Strukturen aufweist: Totholz, Stamm- und Rindenverletzungen,
Risse, Spalten, Astlöcher, Höhlungen, Blitzrinnen und Stellen mit
Saftfluss bieten anderen Arten Schutz und Nahrung. Oftmals sind solche
Strukturen an sehr alten, bereits absterbenden Bäumen mit großem
Stammdurchmesser zu finden.
Die Habitatbäume werden ab sofort auch im städtischen Baumkataster
gekennzeichnet.
„Wir kennzeichnen nicht jeden toten Stamm, aber prägnante
einzelstehende Hölzer schon. Denn ihr Anblick wirft auch immer wieder
Fragen auf“, berichtet Baumkontrolleur Niels Parthey, der die Idee
hatte, diese Bäume zu kennzeichnen. Die neuen Plaketten werden jetzt
sukzessive befestigt.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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