Corona
Kliniken bereiten Betten-Aufstockung vor, Hotel wird Ausweichquartier

Foto: Bettina Willumat

Leverkusen - In Leverkusen gibt es aktuell (Stand 9. April) 160 Menschen, die
positiv auf das Corona-Virus getestet wurden. 63 Menschen sind bereits
wieder genesen. Im Klinikum werden momentan 12 Patienten stationär
behandelt, acht von ihnen stammen aus Leverkusen, vier aus der
näheren Umgebung, teilte Professor Dr. Stefan Reuter, Leiter der
Infektiologie des Klinikums Leverkusens, heute im Rahmen einer
Video-Pressekonferenz mit.

Drei der zwölf Patienten sind schwer erkrankt und müssen
intensivmedizinisch betreut werden. „Wir sind momentan noch in einer
Habachtstellung, in der die Zahl der Patienten noch gut bewältigbar
ist“, erklärt Reuter. Mit Stand 8. April wurden in Leverkusen
bisher rund 3.900 Abstriche/Tests auf das Corona-Virus gemacht. Darin
enthalten sind die Zahlen des Mobilen Abstrichs, des Abstrich-Zentrums
(Drive-In) am Auermühlen-Gelände, des Labors Synlab sowie von
Klinikum Leverkusen und St. Remigius Krankenhaus. 

Intensivbetten können aufgestockt werden

Schon seit Monaten bereiten sich die Kliniken der Stadt auf eine
steigende Zahl an Corona-Infizierten vor, so der Infektiologe
Professor Dr. Stefan Reuter. Aktuell verfügt das Klinikum über 36
Intensivbetten mit entsprechenden Beatmungsgeräten. In der ersten
Stufe kann diese Anzahl auf 39 Betten erhöht werden, in einer zweiten
Stufe innerhalb von einen Tag auf 48 Betten. Wenn es nötig ist, kann
das Klinikum auf 60 Intensivbetten aufstocken. So wurden bereits
Beatmungsgeräte der Feuerwehr, aber auch aus Operationssälen für
den Ernstfall bereitgestellt.

Um in einem weiteren Schritt noch mehr Patienten aufzunehmen, wäre
das Klinikum dann auf externes Personal angewiesen, zudem hat das
Klinikum beim Land NRW zwölf weitere Beatmungsgeräte beantragt.

Personal für Einsatz an Beatmungsgeräten geschult
Je mehr Betten benötigt werden, umso mehr geschultes Personal wird
auch gebraucht, verdeutlichte Professor Dr. Reuter. So wurde im
Klinikum das Personal bereits geschult, „das Personal muss sich mit
Beatmungsgeräten auskennen“, so Reuter, Ärzte und Pflegepersonal
wurden entsprechend weitergebildet.

Auch im Remigius-Krankenhaus wurde Personal für den Einsatz mit
Beatmungsgeräten geschult, berichtet Dr. Claudia Münks-Lederer,
Chefärztin der Inneren Medizin des Remigius-Krankenhauses. 14
Intensivbetten mit Beatmungsgeräten stehen im Opladener Krankenhaus
derzeit bereit und können innerhalb von 24 Stunden auf 20
Intensivbetten und zusätzliche 30 Isolierbetten aufgestockt werden.

Münks-Lederer ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass die Versorgung
von Covid 19-Verdachtsfällen getrennt vom „normalen“
Klinikbetrieb erfolgt.
Gleiches gelte für das Klinikum, betont Professor Dr. Stefan Reuter:
„Wir haben zwei Parallelwelten aufgebaut“, die räumlich
voneinander getrennt seien.

Bei Akutschmerzen zum Arzt!
Viele Patienten meiden offenbar bei akuten Schmerzen den Gang zum Arzt
oder in die Notaufnahme, aus Angst sich mit dem Corona-Virus
anzustecken. Doch diese Angst sei unbegründet, versichern die
Mediziner.
„Wer Bauchschmerzen hat, Herzprobleme oder einen Unfall, sollte
nicht zögern, sich an den Hausarzt oder die Krankenhäuser zu
wenden“, betont Münks-Lederer. Sowohl im Klinikum als auch im
Remigius-Krankenhaus habe es in den letzten Wochen Fälle gegeben, in
den Patienten sehr lange gewartet haben, bis sie ins Krankenhaus
gegangen seien.

"Bei der Notfallversorgung wird auf eine strikte Trennung bei der
Aufnahme von Covid 19-Verdachtsfällen geachtet“, versichert der
Ärztliche Direktor des Klinikums, Privatdozent Dr. Jürgen Zumbé.
„Die Notfallversorgung ist auch jetzt in allen Fachdisziplinen, die
wir im Klinikum vorhalten, gesichert“. Auch die onkologische
Betreuung von Krebspatienten laufe weiter.

Schutz vor Infektionen in Seniorenheimen

Der Tod von mehreren Bewohnern in Altenheimen in Köln, Wolfsburg und
Würzburg hat gezeigt, dass pflegebedürftige Menschen besonders vor
dem Corona-Virus geschützt werden müssen. Jedoch sei es nicht
„zielführend“ und auch angesichts der Laborkapazitäten nicht
umsetzbar, alle Bewohner sowie das Pflegepersonal auf den Corona-Virus
zu testen, erklärt Dr. Martin Oehler, Leiter des Leverkusener
Gesundheitsamtes.

Da aber die Grippesaison beendet sei, seien aber Symptome wie Fieber,
Husten, aber auch Durchfall jetzt wahrscheinlich Zeichen, dass es sich
um eine Covid-Infektion handeln kann. In diesen Fällen müsse
getestet werden.
Patienten, die an Corona erkrankt, im Krankenhaus behandelt wurden und
genesen sind, dürfen nach behördlicher Verfügung erst wieder in
Seniorenheime, wenn sie zuvor 14 Tage auf einer Isolierstation gewohnt
haben.

Hotel-Etage angemietet
Auch für diese Fälle hat die Stadt Leverkusen im Hotel "Best
Western" in Wiesdorf eine Etage mit 25 Zimmern angemietet. Dort sollen
Senioren Aufnahme finden, deren Pflege Zuhause aus Gründen der
Corona-Pandemie vorübergehend nicht mehr gesichert ist. Die älteren
Menschen werden dort pflegerisch, hauswirtschaftlich und falls nötig
medizinisch betreut. Die Etage ist vom restlichen Hotelbetrieb
separiert.

Aktuell werden dort zwei Personen betreut, teilte Gesundheitsdezernent
Alexander Lünenbach mit, beide brauchen aber keine medizinische
Betreuung. „Die Anmietung der Hoteletage ist keine Art
Behelfskrankenhaus“, betont Dr. Martin Oehler, es sei vielmehr ein
Ersatz für häusliche Quarantäne.
 

- Bettina Willumat

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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