40 Jahre "Leverkusener Stadtmusikanten"
Integratives Orchester feierte Geburtstag

- Seit fast zwei Jahren leitet der Leverkusener Musiker und Musikpädagoge Ralf Müller die „Leverkusener Stadtmusikanten“ sowie das Jubiläumskonzert zum 40-jährigen Bestehen des integrativen Orchesters.
- Foto: Musikschule Leverkusen
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Leverkusen - Als die „Leverkusener Stadtmusikanten“ kürzlich zum
Jubiläumskonzert in den großen Saal der Musikschule Leverkusen
einluden, war alles anders als damals, als das Orchester vor 40 Jahren
gegründet wurde.
Rückblick: Im Jahr 1979 hatten Winfried Mauel und Günter Hupperten,
zwei ehemalige Lehrer des Heilpädagogischen Zentrums, die Idee,
Menschen mit und ohne Behinderung zu einem gemeinsamen Musikerleben
zusammenzuführen. Zu der Zeit war ein solcher pädagogische Gedanke
völlig neu, denn von Integration und Inklusion war noch lange keine
Rede.
Die Initiatoren waren somit ihrer Zeit weit voraus, als sie eines der
ersten deutschen integrativen Orchester ins Leben riefen. Auch die
Suche nach einem Namen war schnell erledigt: Nachdem ein behinderter
Musiker die Geschichte der Bremer Stadtmusikanten gehört hatte, sagte
er: „Was die können, können wir auch. Dann sind wir die
Leverkusener Stadtmusikanten.“
Die kleine Formation nahm langsam Gestalt an und entwickelte sich zu
besten Zeiten sogar mit 40 – darunter etwa die Hälfte geistig
behinderter – Akteuren immer mehr zu einem stattlichen Orchester.
Heute sind es nur noch 14 Mitwirkende, weshalb dringend nach Nachwuchs
gesucht wird.
Doch seit Ralf Müller vor etwa eineinhalb Jahren die Leitung
übernahm, hat sich vieles komplett verändert. Michael Ostendorf, der
mit seinem Sohn ebenfalls in der Gruppe agiert, formuliert es so:
„Früher waren wir ein Orchester, jetzt sind wir eine Band.“ Das
liegt vor allem daran, dass Müller der Gruppe einen neuen Impuls gab,
den Musikstil modernisierte und mit diesem Imagewechsel quasi eine
neue Epoche einleitete. Seither wirkt die Musik insgesamt dynamischer
und lebendiger, bunter und vielfältiger.
Normalerweise ist Müller Schlagzeuglehrer an der Musikschule mit
Honorarvertrag. Berufsbegleitend ließ er sich vom Verband deutscher
Musikschulen aber zum so genannten „Blimbam“-Lehrer ausbilden, das
steht als Kurzwort für „berufsbegleitenden Lehrgang
Instrumentalspiel für Menschen mit Behinderung an Musikschulen“.
Instrumentalspiel mit Behinderten heiße vor allem, sich auf
behinderte Menschen einzulassen, von ihren Fähigkeiten auszugehen und
ihnen ein Angebot zu machen, ihre Möglichkeiten zu erweitern, sagte
der Musikpädagoge. Müller wörtlich: „In dieser Gruppe kann man
nicht effizient auf Leistung pochen, sondern die Gruppe gibt uns vor,
was wir spielen können.“
Noten lesen zu können ist übrigens keine Voraussetzung fürs
Musizieren. „Es gibt auch Farben, Bilder oder Symbole“, beschreibt
der Lehrer. Aktive Unterstützung erhält die Vereinigung seit ihrer
Gründung durch die Leverkusener Lebenshilfe. Deren
Vorstandsvorsitzende Eva Lux bezeichnete den Zusammenschluss als
„Vorzeigeprojekt“, das beweise alleine die Tatsache, dass die
Stadtmusikanten, obwohl nur einige wenige Noten lesen können, mehr
als 100 Stücke des Repertoires auswendig beherrschten. Seit 2018
besteht darüber hinaus eine Kooperation mit der Musikschule.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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