Zwei Corona-Patienten im Klinikum in Behandlung
Großveranstaltungen werden abgesagt

Sie informierten im Rathaus über den ersten Corona-Fall in Leverkusen (von links): Dr. Martin Oehler, Leiter des Gesundheitsamtes, Professor Dr. Stefan Reuter, Direktor der Infektiologie des Klinikums, Priv.-Doz. Dr. Jürgen Zumbé, Ärztlicher Direktor des Klinikums, und Gesundheitsdezernent Alexander Lünenbach.  | Foto: Bettina Willumat
  • Sie informierten im Rathaus über den ersten Corona-Fall in Leverkusen (von links): Dr. Martin Oehler, Leiter des Gesundheitsamtes, Professor Dr. Stefan Reuter, Direktor der Infektiologie des Klinikums, Priv.-Doz. Dr. Jürgen Zumbé, Ärztlicher Direktor des Klinikums, und Gesundheitsdezernent Alexander Lünenbach. 
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Leverkusen (BW) - Aktuell werden zwei Patienten, die mit dem Corona-Virus infiziert
sind, im Klinikum Leverkusen behandelt. Das teilten Oberbürgermeister
Uwe Richrath und Verantwortliche des Klinikums und des städtischen
Gesundheitsamtes am Nachmittag (10. März)  in einem Pressegespräch
mit.

Bei einem Patienten handelt es sich um einen 58-Jährigen aus
Leichlingen, der am Montagabend mit dem Rettungsdienst ins Klinikum
gebracht worden war. Der Mann habe sich bei Einlieferung „im
lebensbedrohlichen Zustand“ befunden, erklärte Professor Dr. Stefan
Reuter, Direktor der Infektiologie am Klinikum. Momentan sei der
Patient im „kritischen Zustand“ und werde auf der Intensivstation
des Klinikums betreut.

Bei dem zweiten Patienten handelt es sich um einen 81-jährigen
Leverkusener. Er hatte sich zuvor im Risikogebiet Südtirol
aufgehalten, laut Reuter befindet sich der Mann in einem „stabilen
Zustand“, allerdings sei eine stationäre Behandlung notwendig.

Angesichts des ersten bestätigten Corona-Falles in Leverkusen hat
Oberbürgermeister Uwe Richrath heute Morgen (10. März) den
Krisenstab einberufen. Ab sofort trifft sich dieser jeden Tag um acht
Uhr morgens.

Etwa 60 Personen unter häuslicher Quarantäne
Wie der Leiter des Gesundheitsamtes, Dr. Martin Oehler, mitteilte,
waren heute Morgen rund 40 Menschen in Leverkusen unter „häuslicher
Quarantäne“ gestellt, diese Zahl habe sich im Laufe des Tages
erhöht und werde weiter steigen. Für den Leverkusener Patient wurden
bereits zehn Kontaktpersonen ermittelt.

Es ist die Aufgabe des Gesundheitsamtes, Kontaktpersonen von
Corona-Infizierten zu ermitteln und gegebenenfalls für bis zu 14 Tage
unter häusliche Quarantäne zu stellen. Auch für die Betreuung der
unter Quarantäne stehenden Personen ist das Amt zuständig: Täglich
erkundigen sich Mitarbeiter telefonisch nach deren Gesundheitszustand,
„bei Alleinstehenden stellen wir auch die Versorgung mit
Lebensmitteln sicher“, erläutert Oehler.

Eine stationäre Unterbringung von Corona-Patienten sei nur bei
schwerem Verlauf (etwa bei Vorerkrankungen) notwendig, erklärte
Oehler, ansonsten können sich Corona-Infizierte auch zu Hause
kurieren. In Leverkusen übernimmt das Klinikum Leverkusen mit der
eigens dafür eingerichteten Isolierstation die Behandlung von
stationären Corona-Patienten. „Leverkusen und die Region ist
bestens versorgt“, betonte Priv.-Doz. Dr. Jürgen Zumbé,
Ärztlicher Direktor des Klinikums, im Pressegespräch.

Info-Telefon und Diagnostik-Zentrum noch in dieser Woche
Gesundheitsdezernent Alexander Lünenbach kündigte im Pressegespräch
weitere Maßnahmen an:  Ab Donnerstag, 12. März werde ein
Info-Telefon zum Corona-Virus freigeschaltet. Das Infotelefon solle
verhindern, „dass Personen sich einfach in Bewegung setzten und
dabei andere Menschen anstecken“, erläuterte Lünenbach.

Wer grippeähnliche Symptome habe, solle als erstes den Hausarzt
anrufen und einen Termin vereinbaren, um in der Praxis keine anderen
Patienten anzustecken, rät Lünenbach. Bei heftigen Beschwerden
sollten Patienten die Notaufnahme aufsuchen.

Eine weitere Maßnahme ist die Einrichtung eines
Corona-Diagnostikzentrums auf dem Gelände des Klinikums. In zwei
Containern (eine für den Wartebereich, einer für die Probenentnahme)
soll noch in dieser Woche die Möglichkeit geschaffen werden,
Abstriche, getrennt vom Klinikgeschehen, zu entnehmen, die dann im
Synlab-Labor auf dem Klinikum-Gelände untersucht werden. Ergebnisse
liegen mittlerweile bereits nach wenigen Stunden vor.

Seit heute sind zudem Mobiltests möglich: Ein Mitarbeiter des
Malteser Hilfsdienstes ist mit einem Fahrzeug der Feuerwehr unterwegs
und entnimmt bei Verdachtsfällen zuhause einen Abstrich, der danach
sofort ins Synlab zur Analyse gebracht wird.
Ins Diagnostik-Zentrum werden Patienten aber nur auf ärztliche
Anordnung geschickt, betont Priv.-Doz. Dr. Jürgen Zumbé, Ärztlicher
Direktor des Klinikums: „Hier kann man nicht einfach vorbeikommen,
wenn man glaubt, man hat Corona, und einen Test machen.“

Absage von Großveranstaltungen
Kurz vor der Pressekonferenz hatte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef
Laumann einen Erlass verfügt: „Demnach sollen die örtlichen
Behörden Veranstaltungen mit mehr als 1.000 zu erwartenden
Besucherinnen und Besuchern grundsätzlich absagen. Alternativ können
sie beispielsweise bei sportlichen Großveranstaltungen eine
Durchführung ohne Zuschauerbeteiligung prüfen.“ Der Erlass hat
keine zeitliche Begrenzung.

"Dieser Erlass ist bindend", stellte Oberbürgermeister Uwe Richrath
klar. 
Demnach werden die Bundesliga-Heimspiele der Bayer-Werkself wohl ohne
Zuschauer stattfinden, auch die vom 27. bis 29. März geplanten
European Darts Open in der Ostermann-Arena wird nach Aussage von Uwe
Richrath abgesagt werden müssen.

Auch bei Veranstaltungen unter 1.000 Besuchern werde es Auflagen
geben, kündigte Richrath an. Möglich sei etwa, dass die Besucher
sich ausweisen müssen, um bei einer Corona-Infektion alle
Kontaktpersonen ermitteln zu können. Da die Gesundheitsgesetzgebung
Ländersache sei, handhabt jedes Bundesland die Vorgehensweise bei
Großveranstaltungen momentan anders. Richrath wünscht sich daher
„eine einheitliche Regelung“, um das Infektionsrisiko so gering
wie möglich zu halten. 

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RAG - Redaktion

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