Schritt Eins nach einer Vergewaltigung
Film zur anonymen Spurensicherung läuft im Kino

Dr. Sylvia Dorn-Kunert vom Klinikum (von links), Produzent des Filmes Martin Larius, Andrea Frewer vom Frauen Notruf, Michael Brüggenhagen vom Kinopolis und Sabine Rusch-Witthohn vom Frauenbüro hoffen, mit dem Kurzfilm zur anonymen Spurensicherung das Thema in die Köpfe der Frauen zu bringen. | Foto: Britta Meyer
  • Dr. Sylvia Dorn-Kunert vom Klinikum (von links), Produzent des Filmes Martin Larius, Andrea Frewer vom Frauen Notruf, Michael Brüggenhagen vom Kinopolis und Sabine Rusch-Witthohn vom Frauenbüro hoffen, mit dem Kurzfilm zur anonymen Spurensicherung das Thema in die Köpfe der Frauen zu bringen.
  • Foto: Britta Meyer
  • hochgeladen von RAG - Redaktion

Leverkusen - Nichts ist so wichtig, wie die Beweise nach einer Vergewaltigung zu
sichern, wissen die Damen vom Frauen Notruf, dem Frauenbüro und den
Kliniken in Leverkusen.

Ist die Tatsache Opfer eines sexualisierten Gewaltverbrechens noch so
belastend und für viele beschämend, so ist es umso notwendiger
schnell zu handeln. „Hauptbeweismittel ist nun mal Sperma“,
erklärt Dr. med. Sylvia Dorn-Kunert vom Klinikum Leverkusen. „Und
dieser ist im Idealfall maximal 72 Stunden nachweisbar.“

Da auch sie weiß, dass eine Vergewaltigung traumatisiert und am
liebsten im ersten Reflex verdrängt und ausgelöscht wird, ermahnt
sie die meist weiblichen Opfer trotzdem die Spuren sichern zu lassen.
Dieses geht seit zwei Jahren auch in Leverkusen anonym. Trotzdem
entscheiden sich bisher nur wenige zu diesem Schritt. Stattdessen
werden die belastenden Spuren unwiederbringlich unter der Dusche
fortgespült und in der Waschmaschine vernichtet. Sehr zum Nachteil
der vergewaltigten Frauen, denen dann so gut wie jegliche Handhabe
fehlt, den Täter zu einem späteren Zeitpunkt anzeigen zu können.

„Daher immer erst ins Krankenhaus in die Notaufnahme“, rät Sylvia
Dorn-Kunert. „Wir im Klinikum und die Kolleginnen im St.
Remigius-Krankenhaus in Opladen sind auf solche Situationen
vorbereitet. Wir nehmen die Beweismittel auf und sichern diese mittels
anonymisierter Identifikationsnummer, so dass auch nach Jahren,
entscheidet sich die Frau zu einer Anzeige, der Täter überführt
werden kann.“
Damit dieser Ablauf mantraartig in den Köpfen der Menschen ankommt,
wird aktuell ein Kurzfilm zum Thema in allen Leverkusener Kinos
gezeigt. Produziert von Martin Larius für die Städte Bielefeld und
Herford zeigt er eine junge Frau, die nach einer sexualisierten
Gewalttat durch die Stadt und nach Hause irrt, später aber den Weg in
die Klinik schafft.

Angepasst auf Leverkusen, gefördert durch das Land, rufen Andrea
Frewer vom Frauen Notruf und Sylvia Dorn-Kunert vom Klinikum in dem
Film dazu auf, das Angebot vor Ort zu nutzen. So erhoffen sie sich,
dass zukünftig mehr Frauen den Weg finden, ihre Täter zur
Rechenschaft zu ziehen. Immerhin ist trotz der hohen Quote von 15
Prozent aller Frauen, die einmal in ihrem Leben Opfer eines sexuellen
Übergriffs wurden, die Zahl der anonym gesicherten Spuren gering.
Lediglich zehn Fälle sind seit Start des Angebots bekannt, die
Dunkelziffer wesentlich höher. Alleine im letzten Jahr, so die
Vermutung, wurden zwei Prozent der Frauen in Leverkusen vergewaltigt.

 

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

29 folgen diesem Profil