Neue Ausstellung im Museum Morsbroich
"Aktuelle Fotografie made im Rheinland"

Diese Arbeit von Fotograf Alwin Lay ist in der neuen Ausstellung "Next Generations" im Museum Morsbroich zu sehen.  | Foto: 2019 VG Bild-Kunst, Bonn
  • Diese Arbeit von Fotograf Alwin Lay ist in der neuen Ausstellung "Next Generations" im Museum Morsbroich zu sehen. 
  • Foto: 2019 VG Bild-Kunst, Bonn
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Leverkusen - Die Fotografie als wesentliches künstlerisches Ausdrucksmittel
unserer Zeit erfährt auf Biennalen und Festivals, in
Ausstellungsreihen und auf Symposien mehr denn je eine Befragung und
Analyse ihrer momentanen Beschaffenheit.

Hintergrund ist ein radikaler Wandel in Produktion, Gebrauchsweisen
und Verbreitung des Mediums. Begleitet wird dies durch die stetig
wachsende, Schwindel erregende Anzahl neuer Fotografien in der Welt.
Massentechnisch produzierte Bilder werden geteilt und kopiert und im
Zeitalter der digitalen Revolution als riesiges Bildvolumen immer
fluider (derzeit entstehen ca. 260 Millionen neue Bilder pro Tag).

Schon immer gab es gerade im Rheinland eine reiche und intensive
Beschäftigung mit dem Medium. Wie reagieren Künstler*innen, die
durch die „Fotografieschulen“ des Rheinlands geprägt sind, auf
diese Entwicklungen? Welche Rolle spielen die künstlerischen
Errungenschaften ihrer Lehrer für die heutige Bildproduktion? Welche
Erkenntnisse hält die Fotografie noch bereit? Diese Fragen stellt
sich die aktuelle Ausstellung "Next Generations. Aktuelle Fotografie
made im Rheinland" im Museum Morsbroich, die am Sonntag, 27. Januar,
eröffnet wird.

Die Ausstellung zeigt Werke von Künstler*innen, die in den 1970er und
1980er Jahren geboren sind und während ihrer Ausbildung an der
Kunstakademie Düsseldorf oder an der Kunsthochschule für Medien in
Köln studiert haben. Sie setzt damit den Fokus auf den aktuellen
Diskurs zur zeitgenössischen Bildproduktion und befragt das Medium
Fotografie exemplarisch in achtzehn unterschiedlichen künstlerischen
Statements.

Die „Fotografieschulen“ des Rheinlands waren und sind
international prägend: Die Auseinandersetzung mit Fotografie als
konzeptuelles Medium verbindet sich im Rheinland mit den Namen Bernd
und Hilla Becher. Bernd Becher wurde 1976 als Professor für
Fotografie an die Kunstakademie Düsseldorf berufen. Damit trat er
nicht nur die erste Professur für Fotografie in Deutschland
überhaupt an. Er legte vielmehr gemeinsam mit seiner Frau den
Grundstein für eine bis heute anhaltende Tradition konzeptueller
Fotografie: Die berühmte „Becher-Schule“ entstand. Aus ihr sind
bis heute bekannte Künstler*innen wie Andreas Gursky, Candida Höfer,
Axel Hütte, Thomas Ruff und Thomas Struth hervorgegangen. Thomas Ruff
und Andreas Gursky kehrten als Professoren an die Kunstakademie
zurück und führten – wie aktuell Christopher Williams – den
Diskurs um das fotografische Medium weiter. Indem sie in ihren
künstlerischen Prozessen die Grenzen des Mediums verschoben,
erweiterten sie ganz grundlegend die Vorstellung davon, was Fotografie
sein kann.

1990 wurde mit der Kunsthochschule für Medien in Köln und dem damals
einzigen Diplomstudiengang „Audiovisuelle Medien“ ein völlig
neuer, zukunftsweisender Ort künstlerischer Lehre und Praxis für die
Fotografie geschaffen. Die Professur für Künstlerische Fotografie an
der KHM wurde 1994 mit Jürgen Klauke besetzt. Nach einer
Vertretungsprofessur durch Boris Becker leitet Beate Gütschow seit
2011 die Klasse. Durch die Professuren von Johannes Wohnseifer und
Mischa Kuball findet die Fotografie eine Einbindung in erweiterte
künstlerische Prozesse. Das konzeptuelle Arbeiten an der Erweiterung
des Fotografischen führte über ein medienreflexives und
genreübergreifendes Experimentieren mitunter auch zur völligen
Verwerfung der herkömmlichen Fotografie mit all ihren tradierten
Zuschreibungen und Bildherstellungstechniken.

Die Künstler*innen der Ausstellung Next Generations. Aktuelle
Fotografie made im Rheinland verschieben die Grenzen jedweder
Einordnung. Im Kern einem konzeptuellen Ansatz folgend, wird die
Fotografie in den Raum, in das Bewegtbild, die Malerei, die Poesie,
die Grafik und Fotografik
erweitert: Extended Photography, made im Rheinland.

Die hier nachkommenden Generationen von Künstler*innen wissen um die
Flüchtigkeit von Bildern im Netz. Sie reflektieren ihre Überpräsenz
in unserer alltäglichen Wahrnehmung ebenso wie die Bedingungen ihrer
Konstruktion und Reproduktion als Hybride zwischen analogen und
digitalen Herstellungstechniken. Vor der Folie der
Fotografiegeschichte verabschieden sie die alte Vorstellung von
Fotografie als Abbild der Realität und binden das einst so
verlockende Wirklichkeitsversprechen als langsam verhallendes Echo in
ihre künstlerischen Arbeiten ein. Sichtbar wird die Differenz
zwischen Abbildung und Abgebildeten und damit indirekt auch das
Making-Of: die Fotografie als konstruiertes Bild. Warum die Fotografie
trotz dieser Einsichten nichts an visueller Überzeugungskraft
eingebüßt hat, erzählt die Ausstellung anhand von achtzehn
aktuellen künstlerischen Positionen, die
das Medium Fotografie für zukünftige Gebrauchsweisen öffnen.

Infos

Die Eröffnung der Ausstellung findet am Sonntag, 27. Januar, 12 Uhr,
im Spiegelsaal von Museum Morsbroich statt.       

  • Gustav-Heinemann-Straße 80[/*]
  • 51377
  • Leverkusen[/*]

  • Telefon: 0214/85556-0[/*]
  • Telefax:
  • 0214/85556-44[/*]

  • www.museum-morsbroich.de[/*]

Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag 11 bis 17 Uhr 

FEIERTAGE
19.4.2019 / Karfreitag / geschlossen
21.4.2019 / Ostersonntag / geöffnet
22.4.2019 / Ostermontag / geschlossen
01.5.2019 / Tag der Arbeit / geöffnet

ÖFFENTLICHE FÜHRUNGEN
jeden Sonntag, 15:00

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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