"Weil du mir am Herzen liegst"
20 Jahre Tierfriedhof Bönnscherhof

Die Gräber auf dem Tierfriedhof werden von den Besitzern liebevoll und sehr unterschiedlich gestaltet. | Foto: Gast
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  • Die Gräber auf dem Tierfriedhof werden von den Besitzern liebevoll und sehr unterschiedlich gestaltet.
  • Foto: Gast

Oberpleis. Wer hat nicht schon einmal als Kind einen toten Vogel oder den geliebten Hamster liebevoll in einen Schuhkarton gebettet und im Garten feierlich zu Grabe getragen? Dabei flossen heiße Tränen und doch gab das Bewusstsein, das geliebte Tier würdevoll bestattet zu haben, Halt und Trost. Ähnlich erging es den Menschen, deren Lieblinge auf dem Tierfriedhof Bönnscherhof bestattet wurden. Die Verbundenheit mit den Tierhaltern zeigte sich jetzt, als trotz Dauerregens zahlreiche Gäste das 20-jährige Bestehen des Tierfriedhofes mitfeierten. Im strömenden Regen verfolgten die Gäste eine Vorführung der DRK-Rettungshundestaffel, erprobten den Hundespaß-Parcours, machten in der Fotobox ein Selfie mit ihrem Liebling oder informierten sich am Kuchenstand über die Arbeit des Vereins Tier-, Natur- und Artenschutz Siebengebirge. Viele nahmen auch am ökumenischen Gottesdienst für Mensch und Tier, der traditionell einmal im Jahr auf dem Friedhof stattfindet, teil. „Vor 20 Jahren wurden wir noch belächelt, heute werden wir bestaunt“, erklärt die Leiterin des Friedhofs Ricarda Jankowski. „Das Verhältnis zum Tier hat sich gewandelt. Haustiere sind inzwischen Familienmitglieder. Viele Jahre lang sind sie vertraute Weggefährten und den Menschen ans Herz gewachsen. Da wundert es nicht, dass ihr Verlust eine schmerzhafte Lücke hinterlässt“. Deshalb wünschen sich die Halter inzwischen auch eine würdevolle Bestattung für ihr Haustier anstatt es in einer Tierkörperbeseitigungsanlage entsorgen zu lassen - und meist einen individuellen Platz zum Trauern und Erinnern. „In den zwei Jahrzehnten haben wir unzählige Menschen und Familien auf dem letzten Weg mit ihrem Haustier begleitet, beraten, getröstet und auch in den Arm genommen“, sagt Jankowski. „Trauergespräche sind auch bei Tierbestattungen unverzichtbar“.

Wer sein Tier bestatten möchte, hat die Wahl zwischen mehreren Möglichkeiten: Eine Erdbestattung im Kartonage-Sarg oder einem Leintuch, das von einem Jute-Sack gehalten wird, im Reihengrab oder anonymen Grab, Einäscherung und anschließende Bestattung in einer Urne, die man auch mit nach Hause nehmen darf, oder Verarbeitung der Asche beispielsweise in einer Kristallkugel. Bei einer Mindestliegezeit von vier oder fünf Jahren variieren die Grabpreise pro Jahr je nach Größe im zweistelligen Bereich. Die Preise für Urnen oder Schmuckstücke sind wie bei Humanbestattungen je nach Wunsch sehr unterschiedlich. Die meisten Gräber auf dem Bönnscherhof beherbergen Hunde oder Katzen. „Unter den mehr als 1.600 bestatteten Tieren auf unserem Friedhof waren aber auch Reptilien, Nager wie etwa Hamster, Meerschweinchen oder Kaninchen, Schildkröten, aber auch ein Papagei, der über 60 Jahre alt geworden ist und vom Sohn des schon verstorbenen Halters zur Bestattung gebracht wurde“, erzählen Ricarda und Sally Jankowski. „Ein besonders eindrückliches Erlebnis war die Bestattung des Hundes eines 17-jährigen jungen Mannes, zu der zwölf junge Männer in dunklen Jeans und weißen Hemden erschienen“, erinnert sich Ricarda Jankowski. „Die Mutter des 17-Jährigen erzählte anschließend, dass der Hund sein ,Herrchen‘ von der Kindergartenzeit an ständig begleitet hatte und so auch zum Weggefährten seiner Freunde wurde“.

Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:

Christa Gast aus Königswinter

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