Fredrik Söhngen und Berthold Große aus Stockholm
Wundervolle Trio-Entdeckungen mit Oboe und Fagott

- Gäste der Königlich-Schwedischen Oper spielten im Festsaal des RTK Germania in Köln-Poll: Frederik Söhngen, Oboe, und Berthold Große, Fagott, begleitet von Oliver Drechsel am Flügel.
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Köln-Poll. Das war wieder hochkarätiges Konzert, zu dem Ursula Düsselmann und Eric Lattré im Rahmen der Konzertreihe "Musik im Klub" des Ruder- und Tennisklub Germania Köln in den schönen Saal direkt am Rhein eingeladen hatten. Die Musiker Fredrik Söhngen, Oboe, und Berthold Große, Fagott, beide Solisten an der Königlich Schwedischen Oper Stockholm, waren zum zweiten Mal zu Gast wie schon im September 2023 - dieses Mal unter dem Motto "Trio Entdeckungen". Auch damals wurden sie begleitet von Oliver Drechsel am Flügel, der nun seit fast 30 Jahren die Reihe des RTK Germania als künstlerischer Leiter unterstützt und den eine über 25jährige Freundschaft mit Berthold Große verbindet; das Motto hieß damals so ähnlich, nämlich "Trio Raritäten". Oliver Drechsel äußerte in seiner Moderation, dass sogar er drei der fünf Komponisten vor dem Konzert noch nicht gekannt hat. Ursula Düsselmann verriet bei der Begrüßung, dass das Programm aber schon getestet wurde - und zwar vor einigen Wochen bei einem Lunch-Konzert an der Stockholmer Oper: Zweimal in der Woche können dort Musikbegeisterte mittags speisen und hervorragende Musik genießen - zu einem Preis von nur 30 Euro. Außerdem wurde es am Vorabend schon aufgeführt und begeistert aufgenommen als Serenade in der Konzertreihe von Peter Bonzelet im "Niehler Dömchen", das ist die römisch-katholische Kirche "Alt Katharina" in Köln-Niehl.
Zu hören waren in einer außergewöhnlichen Besetzung außergewöhnliche und wohlklingende Werke der Kammermusik vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Und es war alles wunderschöne Musik verschiedener Genres, leicht und brilliant dargeboten von drei großartigen und sympathischen Musikern. Die Holzbläser, begleitet von Klavier, harmonierten perfekt. Aus der Epoche der Romantik präsentierten die drei Musiker gleich drei Werke. Eröffnet wurde das Konzert mit dem "Trio op. 5" von Henri Brod (1799-1839). Das war ein französischer Oboist, Instrumentenbauer und Komponist der Frühromantik. Heute ist er allgemein nur wenig bekannt. Seine Musik genießt beim Fachpublikum allerdings hohes Ansehen und ist insbesondere im Vergleich zu den Standards seiner Zeit wegen der Virtuosität der Stimmen bemerkenswert. Außerdem führte er neben den Innovationen im Spielstil auch Änderungen im Oboendesign ein, die bis heute in Gebrauch sind. Die drei Sätze wurden attacca gespielt: Allegro maestoso, Spanisches Thema mit 3 Variationen: Andante und Boléro: Moderato. Der zweite Satz stellte eine eingängige Melodie vor, die der Komponist vermutlich in Spanien gehört hat, ansonsten enthielt sie keine typischen Elemente von spanischer Musik.
Das bekannteste Werk des Konzertes war im zweiten Programmteil der Triosatz des Kölner Komponisten Max Bruch "Nachtgesang" aus seinen "Acht Stücken op. 83", die er für Klarinette, Bratsche und Klavier komponiert hat. Es ist gefällige und leicht verständliche Musik, die in dieser Besetzung leicht zu verkaufen war. Die drei Akteure des Konzertes mögen das Werk auch sehr gerne, lässt es sich doch gut auf die Besetzung Oboe, Fagott und Klavier übertragen. Oliver Drechsel stellte sogar eine Verbindung her: Am 4. April 1903 ernannte die königlich Schwedische Musikakademie Bruch zum Ehrenmitglied. Unter seinen Werken gibt es ja unter anderem die Schwedischen Tänze op. 63 und sein Oratorium Gustav Adolf op. 73 über den schwedischen König aus dem Dreißigjährigen Krieg.
Besonders gut angekommen beim Poller Publikum war das "Grand Trio C-Dur" der französischen Komponistin Marie Clémence de Grandval (1830-1907). Die "Laien-Komponistin" wurde in eine gut situierte Familie hineingeboren, in der berühmte Dichter, Musiker und Künstler ein- und ausgingen. Schon mit 6 Jahren bekam sie Klavierunterricht bei Frédéric Chopin und später auch Unterricht in Komposition bei Friedrich von Flotow und Camille Saint-Saens. Hector Berlioz schrieb über sie: „Mlle. de Reiset hat kürzlich bei ihrem Vater zwei von ihr als gute Pianistin-Komponistin geschriebene Septette dargeboten, die jene Frische in den Ideen aufweisen, die die schulische Pedanterie unserer Kompositionsklassen häufig verdorren lässt.“ Gerges Bizet schrieb über eine Aufführung: "Alle Werke sind von einer auserlesenen Eleganz geprägt und tragen in sich die Eigenart einer souveränen Vornehmheit. Sie sind wie melodiöse Blumen, die ein süßes Parfüm verbreiten.“ Und mit wunderschönen Melodien und interessanten Harmonien erklangen die vier Sätze Andantino, Andante, Allegro vivace und Rondo, Allegro - immer mit wirkungsvollen Satz-Schlüssen.
Ergänzt wurde das Programm durch zwei Werke amerikanischer Komponisten: Die "Vignettes“ des afroamerikanischen Komponisten William Grant Still (1895 - 1978) sind ein stimmungsvolles Werk über Volksmelodien Amerikas, 1962 komponiert. Obwohl er ein produktiver Komponist von Opern, Balletten, Symphonien und anderen Werken war, wurde er vor allem für seine Afro-American Symphony (1931) bekannt. Er hat außerdem Musik für Film und Fernsehen geschrieben. Und so waren die sechs kleinen Sätze auch sehr unterhaltsam und bestens für den Abschluss des Konzertes geeignet: Winnebago Moccasin Game (Wisconsin) - Musik zu einem indianischen Schuh-Spiel, Carmela (California) - eine Romanze, Inca Melody (Peru) - aus dem Inkareich im präkolumbischen Amerika, Clinch Mountain - ein fröhliches Bergsteigerlied (Southern Mountain Region, USA), Héla Grandpere - ein Choral (Haiti) und Gardé Piti Mulet Là - über einen Banjospieler (Lousiana).
Eigens für die drei Musiker arrangiert war die "Trio Sonata" des amerikanischen Komponisten Philip Rugel, 1970 geboren. Oliver Drechsel hatte auf YouTube das "Concertino für Fagott-Solo und Kammerorchester" mit den drei Sätzen Frenetically, Lento, Scherzo entdeckt. Und innerhalb von ein paar Tagen erhielt er auf seine Mail an den Komponisten das Arrangement für die außergewöhnliche Trio-Besetzung. Es stellte besonders an Berthold Große große technische und musikalische Anforderungen. Da in klassischer Tonsprache komponiert - kam auch die dritte Aufführung dieses Werkes - nach Stockholm und Niehl - bestens an.
Selbstverständlich waren die drei Musiker nach dem lang anhaltenden Applaus des vollbesetzten Saals auch für eine Zugabe vorbereitet: Der ruhige Satz einer Komposition von Oliver Drechsel für diese Besetzung wurde am gleichen Ort schon im Konzert 2023 aufgeführt. Bei der nächsten "Musik im Klub" ist der Pianist auch wieder zu erleben: Am 6. Juli 2025 um 11 Uhr ist das Cesar-Franck-Duo zu Gast unter dem Motto "Faszinierende Klangvielfalt". Zu hören sind Meisterwerke von der Romantik bis zum Tango nuevo - mit Nicole Schillings, Saxophon. Den Termin kann man schon mal im Kalender vormerken.
LeserReporter/in:Anita Brandtstäter aus Köln |
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Auf der Website des RTK Germania Köln findet man auch eine ausführliche Übersicht über die Konzerte 2025: https://rtk-germania.de/nutzungsbedingungen/musik-im-klub/x.html