Rund 26.000 Beratungen
Rückblick auf zehn Jahre Schulden-Helpline

Franziska Matschke, stellvertretende Geschäftsführerin der Schuldnerhilfe Köln, berät Kunden am Telefon. | Foto: Flick
  • Franziska Matschke, stellvertretende Geschäftsführerin der Schuldnerhilfe Köln, berät Kunden am Telefon.
  • Foto: Flick
  • hochgeladen von RAG - Redaktion

KÖLN - (sf). Das Konto ist bis zum Maximum überzogen, die Kreditkarte
gesperrt und die Mahnungen für die nicht bezahlten Rechnungen
flattern gleich reihenweise ins Haus: Aus diesem Szenario finden
hochverschuldete Personen oft keinen Ausweg. Was ist zu tun? Tipps,
wie man aus der Misere herauskommen kann gibt die Schuldnerhilfe
Köln.

Vor zehn Jahren hat der  Verein eine kostenlose Schulden-Helpline ins
Leben gerufen. Seitdem haben Fachkräfte am Telefon rund 26. 000
Beratungen durchgeführt. Anlässlich des Jubiläums blickt Michael
Eham, Geschäftsführer der Schuldnerhilfe Köln, auf die Anfänge der
Helpline zurück: „Wir hatten vor zehn Jahren festgestellt, dass es
zu wenig Schuldner-Beratungsstellen gibt und uns überlegt, man müsse
ein Beratungsangebot schaffen, das unheimlich leicht zu nutzen ist“.
So entstand Deutschlands erste bundesweite nichtkommerzielle
Schuldnerberatungs-Hotline.
Das Pilotprojekt war zunächst auf drei Jahre angelegt. Mittlerweile
läuft es im elften Jahr und die telefonische Beratung findet fünf
Tage in der Woche statt, zudem kann man sich auch online beraten
lassen. Dieses Angebot nutzen allerdings nur 20 Prozent aller Kunden,
die übrigen greifen alle zum Telefonhörer. Auch wenn die
Schulden-Helpline ein bundesweites Angebot ist, ist sie doch
überwiegend regional bekannt: „Etwa 25 bis 30 Prozent der
Telefonkundschaft kommt aus dem Kölner Raum, der Rest aus ganz
Deutschland“, berichtet Eham.  
Bundesweit sind heute rund 6,7 Millionen Menschen überschuldet, etwa
1,7 Millionen von ihnen leben in Nordrhein-Westfalen. „Das ist kein
Randphänomen. Man spricht nur nicht häufig darüber“, sagt Eham.
In Köln leben etwa 110.000 überschuldete Erwachsene, das heißt,
etwa jeder zehnte Kölner ist überschuldet. Betroffene Menschen
schämen sich häufig für ihre Situation: „Wir stellen fest, dass
uns viele Leute erst sehr spät aufsuchen. Das ist oft dem Verhalten
geschuldet, dass Menschen sich zieren, zuzugeben, dass sie den
Überblick über ihre Finanzen verloren haben. Wichtig ist, dass die
Betroffenen Mut haben, an ihrer Situation etwas ändern zu können“,
sagt Eham. Häufigste Auslöser für die Überschuldung sind
Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit, eine gescheiterte Selbstständigkeit
oder eine Trennung. Als überschuldet gelten alle Personen, die mit
ihren laufenden Einnahmen ihre Schulden nicht begleichen können. Oft
scheint der Weg aus der finanziellen Notlage nahezu ausweglos: „Wir
haben Fälle, die haben bis zu 80 Gläubiger“, berichtet Eham von
den Extremfällen.
Wer die Schulden-Helpline wählt, wird von erfahrenen Juristen,
Wirtschaftsfachleuten oder Sozialarbeitern beraten. Oft versuchen die
Mitarbeiter erst einmal, eine Prioritätenliste der zu zahlenden
Rechnungen der Kunden zu erstellen. „Es fehlt oft das Wissen, dass
es Schuldenprioritäten gibt“, sagt Eham. Beim Setzen von
Prioritäten gilt es, darauf zu achten, was am meisten in Gefahr ist:
Ist es beispielsweise die Mietwohnung, so gilt es in jedem Fall, die
Miete vor allen anderen Rechnungen zu zahlen.
Die Schulden-Helpline ist unter Telefon 0180/ 4564564 erreichbar und
montags bis freitags von 10-13 Uhr sowie dienstags und donnerstags
zusätzlich von 15 bis 18 Uhr geschaltet. Weitere Informationen unter
www.schuldenhelpline.de

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

29 folgen diesem Profil