Die jüdische Synagoge in der Roonstraße steht allen offen
"Jedes Wort zählt"

Männer unten, Frauen oben – im jüdischen Gottesdienst gibt es eine strikte Geschlechtertrennung, ansonsten werden hier gerne jüdische Hochzeiten gefeiert. | Foto: Surmann
  • Männer unten, Frauen oben – im jüdischen Gottesdienst gibt es eine strikte Geschlechtertrennung, ansonsten werden hier gerne jüdische Hochzeiten gefeiert.
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Köln - (ks). Auch wenn immer ein Polizeiauto vor dem Gebäude steht, die
jüdische Synagoge in der Roonstraße ist für jedermann jederzeit
offen. Am besten steigt man mit einer Führung ein, die einen
Überblick über das Leben der jüdischen Gemeinde und deren
Geschichte gibt. Die ist natürlich geprägt von den Vorkommnissen in
der Nazizeit: „Von ursprünglich sieben Synagogen in Köln sind in
der Reichspogromnacht sechs zerstört worden“, berichtet Esther vom
Synagogen-Team. „Von ursprünglich 20.000 Mitgliedern der jüdischen
Gemeinde blieben gerade mal 30 nach der Nazizeit übrig.“

Die Außenmauern und die riesige Kuppel der Synagoge an der
Roonstraße wurden nicht beschädigt, der Rest musste neu aufgebaut
werden.
Im großen Saal der Synagoge finden neben Gottesdiensten, die für
jeden Besucher offen sind, viele weitere Veranstaltungen wie Konzerte
oder jüdische Hochzeiten statt. Ein koscheres Restaurant lädt zum
Essen ein.

Die Sicherheit ist auch in der Kölner Synagoge ein Thema, vor zehn
Monaten wurde eine Sicherheitsschleuse eingebaut. „Das gefällt uns
selber auch nicht, aber es musste aufgrund der momentanen
gesellschaftlichen Situation wohl sein.“ Rabbiner Yechiel Brukner
erlebte das am eigenen Leib, kurz nach seinem Amtsantritt wurde er bei
einem Spaziergang beschimpft und das nur, weil er eine Kippa
(jüdische Kopfbedeckung) trug.

Der Anschlag vor der Synagoge in Halle trug ebenfalls zur
Verunsicherung der jüdischen Gemeinde bei, die mittlerweile 4.000
Mitglieder in Köln hat. Heute, im Jahr 5718 des jüdischen Kalenders,
fühlen sich die Juden wohl in Köln, wünschen sich aber ein
konsequentes Engagement gegen den Antisemitismus. „Wir müssen uns
dem alle entgegenstellen. Jedes Wort zählt“, gibt Esther den
Besuchern mit auf den Weg.

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RAG - Redaktion

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