Sharif Abu-Jabir hilft Flüchtlingen
„Integration muss vorangetrieben werden"

- Sharif Abu-Jabir sieht seiner Auszeichnung mit Freude entgegen, hofft aber auch, zukünftig weitere Aktive für seinen neuen Verein finden zu können.
- Foto: Hoeck
- hochgeladen von RAG - Redaktion
Köln - (hh). Sharif Abu-Jabir kennt kein Wochenende, keine Feiertage, und
seine letzte Urlaubsreise liegt schon viele Jahre zurück. „Dafür
fehlt mir auch einfach die Zeit“, sagt der 80-jährige Deutsche mit
palästinesischen Wurzeln und präsentiert zum Beleg seinen über
mehrere Wochen mit Terminen prallgefüllten Kalender.
Der Grund liegt für den vielbeschäftigten dreifachen Vater, der sich
seit 2015 ehrenamtlich für das NETZwerk Flüchtlingshilfe Worringen
und den SKM Köln engagiert, auf der Hand. „Ich möchte 24 Stunden
täglich für die Hilfesuchenden erreichbar sein, die Unterstützung
bei Behördengängen, Antragstellungen oder Arztbesuchen benötigen.
Dafür muss ich ja vor Ort sein“, erklärt der ehemalige Berater des
jordanischen und saudi-arabischen Königshauses. Doch auch in Ämtern,
Krankenhäusern oder Schulen ist Abu-Jabir schon längst eine gern
gesehene Person, die als „ein Stück des Inventars“ vorwiegend bei
Verständigungsschwierigkeiten kontaktiert wird.
Für sein langjähriges Engagement, durch das er schon über 300
Familien helfen konnte, wird er am 2. September mit dem Ehrenamtspreis
der Stadt ausgezeichnet. Seit 58 Jahren lebt Sharif Abu-Jabir in
Deutschland, in das er einst als Medizinstudent kam und auch blieb, da
ihm als PLO-Aktivist 1967 nach dem Sechs-Tage-Krieg eine Rückkehr in
die Heimat verwehrt war. „
Prägend war jedoch insbesondere, dass ich als Achtjähriger erleben
musste, wie der Palast meines Vaters zerstört wurde. Danach waren wir
obdachlos. Ich kenne also aus eigener Erfahrung das Gefühl, keine
Heimat mehr zu haben, und kann mich daher sehr gut in das persönliche
Empfinden der Flüchtlinge hineinversetzen“, erläutert.
Doch Abu-Jabir möchte mehr als nur helfen; er hat den Wunsch, Sadaaka
(arabisch für Freundschaft) zu stiften. „Die Willkommenskultur
liegt hinter uns. Die Geflüchteten sind da und sollen integriert
werden. Doch Integration ist keine Einbahnstraße, an der alle
mitarbeiten sollen, und sie muss daher weiter vorangetrieben werden.
Deshalb gründe ich mit rund zehn weiteren Personen in wenigen Wochen
einen gleichnamigen Verein, in dem sich in erster Linie deutsche und
arabische Menschen sowie Personen mit Flucht- oder
Migrationshintergrund engagieren können, die über vielfältige
Ressourcen verfügen und hierbei anderen Menschen im Rahmen von
Nachbarschaftshilfen ihre Dienste anbieten.“
Praktische Hilfen, wie etwa beim Zusammenbau einer Küche, sorgen
somit für den Abbau möglicher Vorurteile, fördern den
gemeinschaftlichen Zusammenhalt und stellen einen symbolischen Akt der
Dankbarkeit für die willkommene Aufnahme im Kölner Norden dar.
Sharif Abu-Jabir freut sich über die bevorstehende Auszeichnung.
„Anerkennung ist immer etwas Schönes, aber auch ohne den Vorschlag
zur Ehrung würde ich natürlich weitermachen.“
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
Kommentare