Wieder Nachwuchs
Gefährdete Zackenerdschildkröte mit Jungen

Die Zackenerdschildkröte ist in ihrer Heimat Asien kaum noch in der Natur zu finden. | Foto: Werner Scheurer
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  • Die Zackenerdschildkröte ist in ihrer Heimat Asien kaum noch in der Natur zu finden.
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Köln - Vor kurzem startete das China Light-Festival im Kölner Zoo. 46
Lichtensembles im asiatischen Stil sorgen seitdem jeden Abend von
17.30 bis 21.30 Uhr für Staunen unter den Besuchern. Der Zoo bietet
auch in seinem Tierbestand exotische Glanzlichter aus Asien.
Stellvertretend dafür steht die Zackenerdschildkröte. 

Tiere wurden geschmuggelt

Sie  werden  im  Terrarium  des  Kölner  Zoos  gehaltenen 
und  stammen  aus  einer Beschlagnahmung von Dezember 2011, bei der
die Behörden insgesamt rund 570 Tiere (Reptilien, Amphibien,
Wirbellose) konfiszierten. Die Arten wurden die in zwei Koffern
geschmuggelt und sollten illegal in den Europäischen Tierhandel
eingeführt werden. Der Kölner Zoo leistete den Behörden damals
Amtshilfe bei der Bestimmung der  Tiere  und  richtete  eine 
Notquarantäne  für  die  Erstaufnahme  der beschlagnahmten 
Tiere  ein.  Einige  konnten  nachfolgend  an  andere 
Institutionen weitervermittelt  werden.  Andere  behielt  der 
Zoo  für  den  Aufbau  von Erhaltungszuchtprogrammen in Köln. 
Viele  der  beschlagnahmten  Tiere  starben  infolge  des 
Transportes  (ungeeignete Transportbedingungen,  Ausbruch 
multipler  Infektionen  durch  Stress).  Die  bei  der
Beschlagnahmung sichergestellten Zackenerdschildkröten konnten jedoch
vom sehr engagierten Terrarien-Pflegerteam des Kölner Zoos
aufgepäppelt und durchgebracht werden. Die geretteten Tiere dankten 
es mit Nachwuchs im Kölner Zoo. Das erste Jungtier der
Zackenerdschildkröte – einer Erstnachzucht für den Zoo – ist im
Juni  2016  geschlüpft.  Das  jetzt  vorgestellte  zweite 
Jungtier kam im  Juli  2017  zur Welt. Das Schlupfgewicht betrug
weniger als 5 Gramm.

 

Die Aufzucht

Die  Aufzucht  junger  Zackenerdschildkröten  gilt  als  sehr 
heikel.  Inzwischen  ist  das Jungtier aber stabil genug, um es
der Öffentlichkeit vorzustellen. 

•  IUCN- Status: Endangered; CITES Anhang II 
•  Eine  der  kleinsten  Schildkrötenarten, 
einzelgängerisch,  landbewohnend,
Laubschichtbewohner, bevorzugt in Bergregenwäldern
•  Nahrung:  hauptsächlich  Wirbellose  (Insekten, 
Regenwürmer  etc.),
daneben kleine Wirbeltiere, selten pflanzliche Nahrung
•  Fortpflanzung: i.d.R. nur 1-2 Eier, bis zu 3 Gelege pro Jahr
•  Wenige  Daten  zu  Biologie,  Populationsgrößen  etc. 
aus  der  Natur
vorhanden
•  Bedrohung  durch  Lebensraumverlust  und  Abfang 
(Chinesische  Medizin und zunehmend internationaler Tierhandel) 

 

Auf dem Schwarzmarkt sehr beliebt

Durch  seine  Artenschutz-  und Forschungsaktivitäten  in Vietnam
ist  der Kölner Zoo bestens über die Geschehnisse vor Ort
informiert. Prof. Dr. Thomas Ziegler, Leiter des Aquariums und der
Projekte in Vietnam und Laos: „Erst vor zwei Wochen hatten wir 
einen  vietnamesischen  Schildkrötenschützer  zu  Gast,  der 
berichtete,  dass  die kleinen  Zackenerdschildkröten  nun  in 
den  Fokus  des  Tierhandels  in  Vietnam
gelangen.  Das  liegt  daran,  dass  die  größeren 
Schildkrötenarten  kaum  noch  in  der Natur  zu  finden 
sind,  weil  die  meisten  bereits  abgesammelt  wurden.  Die 
Kölner Zackenerdschildkröten sehen übrigens den vietnamesischen
Vertretern der auch in China und Laos vorkommenden Art sehr ähnlich,
was demnächst genetisch überprüft werden soll. Und wer weiß,
vielleicht kommen die in Köln geschlüpften Tiere eines Tages zurück
in ihr Ursprungsland, nach Vietnam.“ „Genau deswegen ist der
Einsatz des  Kölner  Zoos  auch  vor  Ort  in  Vietnam  so 
wichtig“,  betont  Prof.  Theo  Pagel, Direktor des Kölner
Zoos, „denn wir können Arten nur im Zusammenspiel von in und ex 
situ  Artenschutz  retten,  also  sowohl  durch 
Erhaltungszucht  in  Zoos  als  auch Arten- und Naturschutz direkt
vor Ort, was nur im Schulterschluss mit den Kollegen vor Ort möglich
ist.“ Auch Christopher Landsberg, Vorstand des Kölner Zoos, nimmt
dieses  Thema  sehr  ernst:  „Der  Kölner  Zoo  hat 
deswegen  seit  2009  mehr  als  1,2
Millionen Euro aus eigenen Mitteln für den Artenschutz
bereitgestellt.“ 
Der  Vater  der  jüngst  im  Kölner  Zoo  geschlüpften 
Zackenerdschildkröte  ist  im Terrarium in seinem
Regenwaldlebensraum zu sehen. Aber nicht mehr lange, denn in zwei
Wochen geht er erst einmal vorübergehend in Winterruhe. Wer sich
nicht nur für chinesische Arten wie die Zackenerdschildkröte
interessiert sondern auch für das
Land selbst, kann noch bis Januar seinen Zoospaziergang am Abend
fortsetzen und den China Light-Lichterzauber bewundern.

 

Die Zackenerdschildkröte ist in ihrer Heimat Asien kaum noch in der Natur zu finden. | Foto: Werner Scheurer
Das zweite Jungtier ist im Juli geschlüpft. | Foto: Werner Scheurer
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